In Jolandas Zimmer zu übernachten war für mich kein Problem, weil sie ziemlich früh zu Bett ging und Nachts auch nicht mehr aufwachte. Sie schlief nicht mit Licht oder mit einer offenen Tür und das Zimmer war groß genug für uns beide. Selbst als ich mich spät Abends an ihrer Kommode stieß und ihr gesamtes Playmobileschloss runter warf, regte sie sich kein bisschen. Morgens war sie so leise, wie es einem kleinem Kind nur möglich war.
Als ich dann gegen neun Uhr schließlich aufstand, war Jolanda schon lange weg. Später würde ich wohl ihr Playmobileschloss wieder zusammen bauen müssen, doch erst einmal wollte ich frühstücken. Davor ging ich jedoch noch eben ins Bad und kämmte meine Haare. Da mir meine Wimpern schon voll und schwarz genug waren, ließ ich das Mascara meißtens weg und machte mir nur schwarzen Kajal drauf. Make-Up brauchte ich erst recht nicht, ich musste ja schließlich niemanden beeindrucken. Auch das Duschen war mir morgens immer ein bisschen zu viel, weshalb ich es immer auf abends verschob.
Ich ging die Treppe hinunter, doch blieb abrupt stehen, als ich die dumme Familie am Tisch sitzen sah. Die sind ja auch noch da, dachte ich frustriert.
"Komm doch zu uns, Donny, hast du gut geschlafen?" fragte Karla, deren Name mir seltsamerweise eingefallen ist, als das Playmobileschloss laut zu Boden fiel. Warum unbedingt dann, konnte ich auch nicht sagen, jedenfalls wusste ich jetzt ihren Namen wieder.
"Nie besser", sagte ich kalt, wegen der Tatsache, dass sie mich an meinen Esstisch bat. Gut, es war natürlich nicht mein Esstisch, eher der meiner Mutter, aber es war eher meiner als der, dieser seltsamen Familie.
"Wir haben Pfannkuchen gemacht, vielleicht möchtest du ja auch gerne einen", sagte eines der Mädchen freundlich.
"Lieber nicht", sagte ich.
"Wir haben sogar welche mit Speck gemacht, vielleicht magst du die ja lieber. Sky macht die so wundervoll, dass eigentlich niemand diesen Pfannkuchen widerstehen kann", versuchte es irgendjemand anderes.
"Ich schon", sagte ich und bekam langsam schlechte Laune.
"Probier doch zumindest mal einen", schlug Saul vor.
"Ich bin Veganer", sagte ich und hoffte, dass die Diskussion hiermit beendet war. Nein, ich war kein Veganer, aber wenn ich mal etwas nicht mochte, war das meistens der Punkt, an dem die anderen aufhörten zu diskutieren. Die meisten konnten Veganer und Vegetarier eh nicht unterscheiden.
"Oh Gott, das tut uns Leid, wir hätten das ja nicht wissen können", rief Karla aus. "Morgen achten wir mehr darauf."
An Skys Bilck erkannte ich nun, dass sie es war, die sah, ob ich log. Sollte sie doch denken, was sie wollte. Wahrscheinlich teilte sie auch gerade per Telepathie allen anderen in ihrem Umkreis mit, dass ich definitiv keine Veganerin war. Zumindest vermutete ich das, als die anderen mich auch komisch anschauten. Als ich mir dann auch noch die Butter aus den Kühlschrank nahm, war die Sache dann wohl geklärt.
"So, so, Veganerin?" Fragte Will belustigt.
"Vegetarierin", verbesserte ich ihn, auch wenn jeder wohl eben gehört hatte, dass ich Veganer gesagt habe.
Ich beschloß die Butter wieder in den Kühlschrank zu stellen und nahm mir stattdessen Frischkäse raus. Dann nahm ich mir noch zwei Knäckebrote und überlegte, ob ich mich wohl mit an den Tisch setzen sollte. Da ich anscheinend noch genug Anstand besaß, beschloss ich, mein Knäckebrot mal nicht auf der Küchentheke zu essen und setzte mich zu den anderen.
"Wie kommt es eigentlich, dass du jetzt wieder bei deiner Familie wohnst, Donny?" Fragte Karla mich freundlich, während sie sich einen Pfannkuchen nahm.
"Lebt ihr nicht auch noch alle zusammen?" Fragte ich, um ihrer Frage auszuweichen.
"Du hast recht, nicht alle von uns, aber der Großteil", sagte Karla und machte sich Zimt und Zucker auf ihren Pfannkuchen, "Trace und Xav wohnen jedoch nicht mehr bei uns, seit sie ihren Seelenspiegel gefunden haben. Es ist schon überraschend, wie schnell das bei meinen Kindern ging mit dem Seelenspiegel finden. Erst Zed, dann Yves und zuletzt Trace und Xav. Und alle haben so wuuundervolle Frauen gefunden. Jetzt fehlen nur noch Will, Victor und Uriel."
"Aha", sagte ich und war froh, dass sie endlich fertig war mit dem Reden.
Während ich mir mein Knäckebrot schmierte, erzählte Trace: "Da wir jetzt herausgefunden haben, dass Diamonds kleine Schwester eine Seelensucherin ist, werden meine kleinen Brüder wohl auch bald ihr Glück gefunden haben."
"Wie... interessant", sagte ich, was nicht einmal gelogen war, da interessant für mich so viel wie langweilig bedeutete.
"Ich könnte auch deinen Seelenspiegel suchen, Donny", sagte Crystal fröhlich," warte, ich versuch's mal!"
Ich setzte gerade zu einem "nein, danke" an als plötzlich etwas in meinem Geist war. Einfach so, über mein Schild hinweg, war irgendetwas gekommen.
Im ersten Moment geriet ich in Panik, bis ich realisierte, dass das vielleicht Crystal sein könnte.
"Sagt ihr, sie soll sich ganz schnell aus meinem Geist verpissen", sagte ich so emotionslos, wie es eben in meiner Wut ging.
"Du solltest öfter wütend sein, deine giftgrünen Augen passen einfach zur Wut", scherzte Will.
Ich ignorierte den Kommentar und wiederholte den Satz von eben noch einmal, nur etwas lauter. Beim zweitem Mal reagierte Xavier schließlich und sagte anscheinend telephatisch irgendetwas zu ihr. Nach einigen Sekunden verschwand das, was in meinem Geist war dann schließlich und ich beruhigte mich ein bisschen.
"Ich hätte es fast geschafft, dein Seelenspiegel kann gar nicht so weit weg gewesen sein. Wenn du mich es noch einma..."
Ich unterbrach sie. "Wehe du machst das noch ein einziges mal", wobei ich diesmal gar nicht versuchte, monoton zu klingen, sondern so bedrohlich, wie es nur ging. Crystal zuckte zusammen und sah so aus, als würde sie gleich anfangen zu heulen. Dabei konnte sie doch eigentlich froh sein, dass ich nicht gesagt habe, dass sie hoffen solle, dass sich ihre Gabe noch ändert, wenn ich sie aus dem 10. Stock schmeißen werde, falls sie das noch einmal versuchen sollte.
Ich schmierte mein Knäckebrot zuende, stand auf, zog mir Jacke und Schuhe an und ging aus der Wohnung. Das verabschieden konnte ich mir auch sparen.
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Forgetting Donny
FanficDonny Willems arbeitet in einem illegalem Savant-Unternehmen, welches sich an kriminellen Menschen rächt. Als ein paar andere Savants ihnen auf die Schliche kommen, sieht es schlecht für sie und das Unternehmen aus. Aber es kommt gleich noch schlimm...