- kapitel 9 -

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«Tyler, du solltest um vier da sein! Es ist sieben Uhr!», schimpfte Kylie, und schlug ihn leicht auf die Schulter.
Der verdrehte nur seine Augen und liess seinen Blick von mir nicht los.
«Wer ist das?», fragte er, ohne seinen Blick abzuheften.
«DAS ist June», sagte ich herabschauend und betrachtete sein Outfit. Was Emile mir in diesen paar Stunden beigebracht hatte, dass das Aussehen viel über die Person beschrieb.

Riesige schwarze Turnschuhe.

Schwarzer Hoodie und eine total kaputte Jeanshose.
Goldblonde Haare.
Goldblonde Haare. 

«Ist das extra so, dass ich dieselbe Haarfarbe wie DAS vor mir hat?», fragte ich grinsend und suchte wieder Augenkontakt mit diesem Tyler aufzunehmen.
«Keine Ahnung, auf jeden Fall sollte ich mal Tylers Haare nachfärben. Danke für den Hinweis, June», sagte Emile schrill lachend und räumte ein paar Klamotten auf.
Kaum als Kylie mir meine Sporttasche überreicht hatte, fiel die Tür unten noch einmal ins Schloss und Logan kam diesmal nach oben.
«Wooow! June, bist du es wirklich?»

«Ja, kaum wiederzuerkennen, oder?», fragte ich in einen Ton, den ich nicht richtig identifizieren konnte.
Ob es negativ oder positiv wirkte, war mir nicht besonders klar.
«Und- aaaah, du hast ja schon Tyler kennengelernt. Tyler, das ist June. June, das ist Tyler!»

«Sehr erfreut», begrüsste Tyler mit glockenheller Stimme.

«Ebenfalls», sagte ich verschmitzt und verbeugte mich.

«Tyler Jackinson, der bestverdienende Superstar im Universum, was für eine Ehre, dass ein kümmerliches Putzmädchen Sie begegnen darf!», sagte ich weiter sarkastisch und kicherte danach leise.
«June!», ermahnte mich Kylie, dennoch grinsend.

Tyler seufzte nur grinsend auf und sagte dann: «Willst du noch ein Autogramm? Eine Umarmung?»

Logan verdrehte seine Augen und sagte: «Okay es reicht ihr Spassvögel! June, ich bring dich in dein Hotel, kommst du?»

Ich seufzte nur, raffte meine Schultern und streifte noch beim Vorbeigehen extra an Tyler, der sich nur kurz umdrehte und dann wieder kurz lachte.

«Wieso muss ich in einem Hotel schlafen? Ich dachte ich hätte vielleicht meine eigenen vier Wände!», warf ich Logan vor, als wir draussen wieder vor dem Mercedes standen.
«Du kannst dir kaufen was du willst, wenn du erfolgreich wirst!», entgegnete Logan schulterzuckend und öffnete die Beifahrertür für mich.

Die Luft war eindeutig kühler als heute Mittag geworden, dennoch war es für mein knappes Outfit nicht zu kalt.
«Und davor wirst du in einem Hotelapartment unterkommen müssen, du verwöhntes Mädchen!», sagte er sarkastisch und grinste.
Obwohl der Witz kein bisschen lustig war, grinste ich dennoch.
Als Logan nach ungefähr fünfzehn Minuten vor einem Hochhaus hielt, ahnte ich nichts Gutes. Obwohl es schön aussah, hatte ich das unwohle Gefühl, dass es einer Bruchbude ähnelte.
Doch da täuschte ich mich gewaltig.
Kaum als wir in die Rezeption eintraten, erinnerte mich das Hotel stark an das, wo ich geputzt hatte.
Modern, sauber und stilvoll.
Und nur für reiche Leute.
Logan ging zum Sekretär herüber und sagte: «Ich habe die Golden-Suite auf den Namen Lee reserviert.»

«Genau! Folgen Sie mir bitte!», erklärte der Sekretär freundlich, stand auf und ging in Richtung Aufzüge.
Als wir oben angekommen waren, die Aufzugstüren aufsprangen und der Sekretär namens Zedd, elegant die Tür des Apartments öffnete, staunte ich nicht schlecht.
Nicht schlecht, war untertrieben.
Es war atemberaubend.

Es war eigentlich unspektakulär eingerichtet, doch das, was mich so faszinierte, war der Ausblick auf die Stadt.

Die tausenden Lichter, die überfüllten Strassen, die riesigen Gebäude.
Alles schien so klein und so sinnlos zu sein.
Doch trotz allem war es jede einzige Lampe. Jede einzelne Lampe trug dazu bei, dass es so wunderschön aussah.

Jenna / PAUSIERT /Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt