- kapitel 32 -

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Während wir am Esstisch sassen, uns das Essen in den Mund schoben und uns über unseren Tag unterhielten, fragte Tyler: «Und? Freust du dich schon morgen auf den Soundcheck?», und blickte mich grinsend an.
Meine Hand umklammerte die Gabel fester und ich stach in einen Brokkoli, schob diesen in meinen Mund und kaute langsam, während ich Tyler mit schmalen Augen anschaute.

Ein leises Lachen von Tyler war zu hören und sogleich fing er an: «Ich meine, ich kenne dich nicht lange-»

Ich schnaubte belustigt, was sich gemeiner anhörte, als gewollt, und sagte: «Was du nicht sagst!», und schaute ihn jedoch spassig an, sodass sich mein scharfer Ton in meinen Blick verlor.

Ein Seufzer von Tyler folgte, jedoch fuhr dieser danach fort: «Ich meine, ich kenne dich nicht lange, aber ich habe bisher noch nie gesehen wie du jemanden mehr hasst, als Shana. Es ist unglaublich wie viel Wut in so einen mageren Körper existieren kann.»

Obwohl er es nicht böse meinte, verlieh mir seine Aussage zu meinem Körper einen Stich ins Herz.
Vielleicht, weil jeder mich als dünn oder sogar zu dünn betrachtete.

Tut mir leid, dass meine Eltern scheisse aussahen, und ich deren Gene geerbt hatte.

Tut mir leid, dass ich nicht genug Geld hatte, um genügend Essen zu kaufen.

Tut mir wirklich leid.

In Gedanken verdrehte ich mal wieder meine Augen.

Als wir fertig waren, räumten wir still auf und ich beschloss nach oben zu gehen. Ich wusste nicht, was Tyler noch diesen Abend vorhatte, doch ich brauchte meine Ruhe.
Ich öffnete die Schiebetür und trat auf den Balkon des Schlafzimmers. Der Himmel war in einem hellen blaugrau, die Sonne war gerade untergegangen, doch es war noch recht warm für diese Uhrzeit. Ich setzte mich auf einen gepolsterten Outdoor-Sessel hin und starrte in den Horizont.

Der leichte Wind rauschte durch die perfekt gestutzten Büsche und Bäume und liess ein paar trockene Blätter in die Luft aufbrausen. Aus einem geöffneten Fenster von unten hörte ich wie Tyler irgendetwas in der Küche aufräumte.

Die Beziehung die ich mit Tyler führte, war etwas, was ich nicht wirklich verstand. Vielleicht auch, weil ich nicht wirklich viel Erfahrung in diesem Thema hatte. Mehrere One-Night-Stands, ein paar Kindergartenbeziehungen, aber nichts was wirkliche Liebe war. Wenn ich überhaupt den Unterschied zwischen Liebe und keiner Liebe erkannte.

Nein, unsere Beziehung war anders.

Sie war etwas, was man nie einschätzen konnte.

Wir waren wie tickende Zeitbomben die tagtäglich mit unterschiedlichen Emotionen hochgingen und die Beziehung auf die Probe stellte.
Meine Güte, ich wusste nicht wie lange ich mit Tyler zusammen war. Zwei Tage, zwei Wochen oder zwei Monate?

Bevor ich weitergrübeln konnte, vibrierte mein Handy mehrmals in meiner Hosentasche. Schnell griff ich danach und sah, dass Lennart mir eine Nachricht geschickt hatte.

Veronica ist gerade gelandet,

denke in einer knappen Stunde sind wir da.

«Oh fuck», fluchte ich, sprang auf und ging die Steintreppen schnell nach unten und rief: «Tyler?» Ich hatte vergessen, Tyler einzuweihen.
Nach kurzem Diskutieren hatte ich ihm die Situation erläutert und Tyler sagte nur ruhig: «Wir haben genügend Gästezimmer und ich werde nicht stören. Aber», fuhr er fort und hob dabei seinen Zeigefinger.
«Du weisst, dass du morgen unterwegs bist, und ich weiss nicht wie spannend so etwas für jemand Aussenstehendes sein kann.»

Jenna / PAUSIERT /Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt