- kapitel 17 -

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Ich konnte mich nicht sofort entscheiden was ich anzog, doch nach langem hin und her, entschied ich mich für ein dunkles, enganliegendes und unspektakuläres Kleid und einen Gürtel.

Ich zog meine schwarzen Heels an, die ich den ganzen Tag anhatte und schminkte mich dunkler. Meine Haare liess ich ungekämmt und ich griff nur noch nach einer Umhängetasche, in der ich mein Portemonnaie, mein Handy und meine Zimmerkarte hineinlegte.

Mit grossen Schritten verliess ich das Hotel und ging die Strasse hinunter und schaute mich dann suchend um.
Irgendwo mussten ja diese ganzen Clubs sein.
Schliesslich packte ich mein Handy heraus und suchte nach ein paar Hotspots in der Stadt. Nach kurzer Zeit fand ich einen angesagten Club in der Nähe und ging zielstrebig durch die schon langsam dämmernde Innenstadt.

Schon von weitem dröhnte die laute Musik aus dem unterirdischen Club und ich entdeckte eine ewig lange Warteschlange, obwohl es gerade erst sieben war. Verzweifelt stellte ich mich am Ende der Warteschlange an und wartete bis die Schlange mühselig nach vorne rückte. Nach einer ganzen Weile war ich endlich dran und der Türsteher fragte ob ich auf der VIP-Liste wäre, schüttelte jedoch den Kopf.
«Nein?», fragte dieser verdutzt.
«Nein?», versicherte ich den Türsteher unsicher.

«Bist du nicht die Neue von Tyler Jackinson?»

Ich seufzte auf.
«Ja, aber ich bin nicht seine Freundin.»

«Du kannst rein», sagte dieser ohne weiteren und öffnete die Tür für mich. Erstaunt nickte ich dankend und ging durch einen dunklen Flur mit blauen Lichtern eine Treppe hinunter. Die Musik wurde bei jedem Schritt lauter und ich musste mich erst an den lauten und starken Bass gewöhnen, bevor ich mich weitere Schritte traute.
Ich stoppte am Geländer und atmete ein paar Mal aus.
Ich war nur ein paar Mal auf solche Partys gewesen. Ich kannte mich kaum damit aus, ich kam aus einem Heim, da war sowas nicht jedes Wochenende Programm, auch wenn man sich so etwas vorstellte.
Viele junge Leute rauschten an mir vorbei, manche bogen zu den Toiletten ab oder manche liefen schon regelrecht in den Club hinein.

Schliesslich raffte ich mich auf und ging anmutig durch den Bogen hindurch und durch die schon längst befüllte Tanzfläche.

Der Saal war riesig, er erfolgte durch drei offene Etagen die alle rappevoll zu sein schienen. Überall tanzende und lachende Menschen, manche hatten Pappbecher oder hochwertige Cocktailgläser in der Hand, andere hoben ihre Hände nach oben und tanzten mit dem Beat mit, den der DJ ganz vorne auf einer Tribüne abgab.

Ich quetschte mich durch die tanzende Menschenmasse hindurch um an einer der vielen Bars zu gelangen und suchte vergeblich nach einem freien Platz.

Als ich keinen fand, entschloss ich mich, einfach stehen zu bleiben und rief den Barkeeper zu mir.
Ich brauchte dringend Alkohol.

«Was hätten Sie denn gerne?», rief der Barkeeper zu mir, gerade so verständlich, dass ich ihn verstehen konnte.
«Einen Wodka!», rief ich und kramte mein Portemonnaie schon heraus.
«Der erste Drink geht heute aufs Haus!», sagte der Barkeeper zwinkernd und holte ein kleines Glas aus einem Regal und füllte es mit Alkohol.

Der Barkeeper überreichte mir das kleine Glas und ich starrte in die durchsichtige Flüssigkeit, während sich die Farben der Lichter im Takt änderten.
«Ein Leck-Mich-Am-Arsch auf Logan», murmelte ich und kippte den Alkohol meinen Hals hinunter.

Sofort fing mein Hals an zu brennen und ich schmeckte den bitteren Geschmack des Alkohols. Ich verzog meine Miene und hob jedoch noch zwei Finger hoch.
Ich wusste, dass es nicht gut war, was ich hier gerade tat, aber der ganze Abend galt bestimmt schon als verboten, also machte ich einfach weiter.

Der Barkeeper nickte lachend und ich überreichte ihm einen Zehn-Dollar-Schein und ich bekam sofort zwei weitere Kurze.
«Ein weiteres Leck-Mich-Am-Arsch auf Tyler», murmelte ich und legte meinen Kopf in den Nacken und kippte auch diesen Inhalt schnell hinunter.
Ein wenig leichter schluckte ich den Inhalt hinunter und griff ein wenig blind nach dem letzten Shot.
«Und ein Leck-Mich-Am-Arsch an mein ganzes Leben!», rief ich lauter und spülte den Alkohol meinen Hals hinunter.
Schnell liess ich mich auf einen gerade freien Platz fallen und kaum als zwei Sekunden vergangen waren, kam ein junger Mann, fünfundzwanzig schätzungsweise, auf mich zu und fragte mich: «Wieso betrinkt sich eine so schöne Frau schon um acht Uhr abends?»

«Weil», sagte ich schulterzuckend und drehte meinen Kopf in seine Richtung.

Er hatte ein schwarzes, total enges T-Shirt an und seine übergrossen Armmuskeln sahen so aus, dass sie gleich das Shirt platzen liessen, so eng lag dieses an.

Seine hochgegelten Haare waren verschwitzt und er hatte ein falsches Lächeln aufgesetzt.

Hatte ich schon erwähnt wie falsch und oberflächlich die Leute hier in Hollywood waren?

Selbst der Typ an der Lobby in meinem Hotel hatte 24 Stunden dieses Lächeln aufgesetzt, dass es schon schmerzhaft aussah.

«Was willst du?», fragte ich desinteressiert und bestellte bei dem Barkeeper einen unbekannten Cocktail mit viel Alkohol.
Der unbekannte Typ setzte sich neben mich und beantwortete meine Frage: «Eigentlich bin ich mit meiner Schwester hier, aber die hat sich schon irgendeinen Typen gekrallt und tanzt mit dem auf der Tanzfläche.»

«Musst du Babysitter spielen?», fragte ich grinsend.
Der Typ lachte kurz und schüttelte dann den Kopf.
«Nein, ich war so nett und sozial und hab ihr vorgeschlagen, ob sie mitkommen will.»

«Wow, wahre Geschwisterliebe!», sagte ich theatralisch und nippte an meinen bunten Cocktail.
«Den bezahle ich!», sagte er und überreichte den Barkeeper einen Schein, bevor ich irgendetwas anderes erwidern konnte.
Dann seufzte der Typ wieder und sagte dann: «Ich bin Marcel.»

«J...enna», stammelte ich und nippte weiter an dem dreieckigem Glas.
«Jenna?», hakte er nach.
«Ja, nicht jeder kann Mariah oder Elizabeth heissen!», sagte ich sarkastisch und trank den Rest des Cocktails aus.
«Lass uns tanzen», schlug Marcel vor und fuhr mit seiner Hand durch seine Haare.

Er erinnerte mich stark an Tyler, so wie er sich verhielt. Seine Statur, seine Ausdrucksweise.

«Komm schon, du kannst doch nicht den ganzen Abend dich hier besaufen und deinen Ex nachjammern!», entgegnete Marcel grinsend.
«Ich hab keinen Ex!», sagte ich.

«Du trauerst aber jemanden nach, das sehe ich schon an deiner krummen Sitzhaltung!»

«Bist du sowas wie ein Psychologe oder so?»

«Nein, ich bin Luxusmakler.»

Ich hob meine Augenbraue hoch.

«Also komm!», forderte Marcel mich auf und griff nach meiner Hand. Seine schwitzige Hand berührte mich forsch und ich ergriff diese schliesslich.

Dieser Luxusmakler hatte schon recht.
Ich selber bin freiwillig hierhergekommen und bestimmt nicht um mir ein paar Shots Wodka reinzuziehen. Das konnte ich auch in einer ranzigen Kneipe tun.

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Nach einer ganzen Weile bemerkte ich wie gelassen ich wurde. Ich tanzte wild und hüpfte ausgelassen herum.

Ich schmiegte mich an Marcel an, tanzte eng mit ihm umschlungen, hob mit tausend anderen die Hände hoch und starrte zum DJ der tausende Platten gleichzeitig legte.
Der Alkohol war eindeutig in meinem Blut.

Ich hatte das Zeitgefühl verloren, ich wusste nicht ob es 23 Uhr, ein Uhr nachts oder fünf Uhr morgens war. Der Bass dröhnte ohrenbetäubend in meine Ohren und irgendwann veranstalteten Marcel und ich ein Trinkspiel.

Nach weiteren unzähligen Shots Schnaps und Wodka, wurde mir langsam schwindelig, doch ich hörte nicht auf.
War mir doch egal.

Vielleicht war ich mit Marcel raus gegangen.

Vielleicht waren wir in seiner Wohnung.

Vielleicht hab ich auch auf dem Bürgersteig gekotzt.
Vielleicht bin ich auch umgekippt.

Oder in Ohnmacht gefallen, ich wusste es nicht.

Jenna / PAUSIERT /Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt