- kapitel 23 -

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Wir brauchten eine Weile, bis wir in der Nähe von Venice Beach angelangt waren. Zur dieser späten Uhrzeit waren noch viele Leute draussen, viele Skater hielten sich an der Skateranlage auf, noch unzählige Touristen machten einen Abendspaziergang an der Promenade oder am Strand, doch in der Dunkelheit war es angenehm, obwohl so viele Leute da waren, da niemand Tyler erkannte.
Tyler nickte in Richtung Strand und wir gingen zum Sandstrand hinüber, der nur von ein paar Familien oder Pärchen zum Spaziergang diente.
Wir gingen eine Weile schweigend am Wasser entlang und schliesslich fing Tyler in der Dunkelheit an: «Du hattest Recht.»

«Ich hatte Recht? Wobei?», fragte ich und blickte fragend in seine Richtung.
«Das mit dem arrogant sein, der Oberflächlichkeit und all dem», sagte er und starrte auf den Sand.
«Nein», bestritt ich und schüttelte den Kopf.
«Ich hätte es nicht so hart ausdrücken sollen ... -», fing ich an, doch Tyler unterbrach mich.
«Nein, ich brauchte so was. Ich brauchte solche Fakten. Ich brauchte eine Realitätsohrfeige.»

Wir kamen am Pier an, der von ein paar Leuten besucht wurde und wir gingen automatisch dort hin und lehnten uns am Holzgelände und starrten in das tiefe Meer.
«Weisst du», fing ich an und fuhr mir einmal durch meine kurzen Haare. Tyler blickte mich an und ich fuhr fort: «Ich weiss nicht ob das alles so eine gute Idee war. Ich meine, es stimmt, es ist eine unfassbare Erfahrung so etwas zu erleben, aber ... Ich bin nicht so jemand der in so etwas reingehört.»
«Sag so etwas nicht», murmelte Tyler leise.
«Es stimmt doch!», sagte ich lauter als gewollt, und ein paar Leute drehten sich kurz zu uns um.

«Ich komme aus dem Heim! Ich kenne meine Eltern nicht, weiss noch nicht einmal wie sie heissen, komme aus armen Verhältnissen, ich bin keine reiche Fashionqueen!», sagte ich jetzt in einer gesenkten Tonlage.

Ich machte eine kleine Pause um Luft zu holen.
«Vielleicht sollte ich wieder zurückfliegen. Normal leben, scheiss auf die Charts, scheiss auf alles. Ich hätte nie auf Logan hören sollen», fuhr ich fort und seufzte anschliessend. Diese Konversation entwickelte sich anders, als ich erwartet hatte. Ich zeigte meine Schwäche.

«Nein, hör auf!», befahl Tyler und griff nach meinen Schultern und drehte mich zu ihm. Erschrocken wegen seiner forschen Berührung, zuckte ich zusammen, aber war gleichzeitig ein wenig erleichtert, dass ich seine warme Haut gegen meine kalte Schulter spürte.

«June», fing Tyler an. «Ich hab noch nie jemanden wie dich kennengelernt. Du zeigst mir die wahre Seite des Lebens, du zeigst mir, wer ich wirklich bin! Logan- ... Du hast die beste Entscheidung deines Lebens getroffen-», fing er an, doch diesmal unterbrach ich ihn, und mir kamen schon fast Tränen beim Aussprechen.
«Tyler! Es ist wie ... als ob du in ein riesiges Haibecken geschmissen wirst, obwohl du nicht mal schwimmen kannst! Ich weiss nichts vom Leben, denn das alles, was ich sehe, kenne ich nicht!»

«Jetzt hör doch auf mir zu widersprechen, ich versuche gerade dir zu sagen, dass du mir was bedeutest, also könntest du mal – nur für fünf Minuten – deine verdammte Klappe halten?»

«Oh», sagte ich nur und grinste leicht.
«Leg los», flüsterte ich und ich starrte verlegen in das dunkle Wasser.
Tyler lachte leise, hob mein Kinn, sodass ich nicht seinem Augenkontakt entfliehen konnte, und sagte: «June. Ich hab noch nie jemanden wie dich kennengelernt. Du zeigst mir die wahre Seite des Lebens, du zeigst mir, wer ich wirklich bin! Logan ... Du hast die beste Entscheidung deines Lebens getroffen, ich ... ich kann es noch nicht mal in Worte fassen, und oh mein Gott, ich könnte schon beim Gedanken kotzen, was das für ein Klischee wird, aber, June. Du zeigst mir die wahre Realität, dafür zeige ich dir, wie schön manchmal die Realität sein kann, einverstanden? Ich weiss, es wird nicht einfach sein und ich bin total schlecht in romantischem Scheiss, aber, June, lass uns ein weiteres Klischee auf dieser Welt sein. Ich hasse dich, und ich bekomme dich nicht aus dem Kopf, und du bist herrisch, und dickköpfig, so verhasst auf die Welt, so realistisch, so direkt, jemanden wie du, der so viel Geschmacklosigkeit in Mode hat, hab ich noch nie kennengelernt, deine Haare sind immer ungekämmt und du kotzt mich so an, wenn du dich für zu schlau hältst, als du bist, aber ... ich glaube ich habe mich in dich verliebt, June. Es ist so nachvollziehbar und ich wette mit dir, dass du mir eine reinhauen wirst, aber ich habe mich in die verliebt. Ich hab mich in dich verliebt, June Cooper.»
Ich musste ein Grinsen verkneifen um ernst zu bleiben, doch dann sagte ich: «In den Filmen ist es immer so, dass das Mädchen, nachdem der Junge ihr die Liebe erklärt hat, als Antwort ihn küsst.»

Jenna / PAUSIERT /Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt