- kapitel 38 -

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Mein Herz pochte wie wild, ich hörte schon von weitem den lauten Beat und den Sprechgesang des anderen Vorsänger. Eric lotste mich durch einen mir unbekannten Gang und wir gelangen an einen anderen Platz, der hinter der Bühne lag. «Sobald Marcus von der Bühne geht, gehst du hinter diese Abtrennung», sagte Eric und zeigte auf die provisorische Abtrennung aus einem Baugerüst und einer Leinwand, «zu John, der Typ mit der Glatze. Der wird dir das Mikrofon geben. Die Planung wurde ein wenig umgeändert, tut mir leid.»

Während der Kollege von Shana noch einen weiteren Song rappte, lugte ich ein wenig mit dem Kopf von dem blickdichten Vorhang. Eine riesige Menschenmenge war nun vor der Bühne, tausende Arme wippten zu dem Beat und man hörte eindeutig das Mitsingen des Publikums.

Der Beat dröhnte gefühlt durch meinen kompletten Körper und ich hielt mich kurz an eine Metallstange fest, um noch einmal einen festen Stand zu bekommen.

Ich bekam auf einmal nur knapp Luft, mir wurde schwindelig, mein ganzer Körper vibrierte. Ich fühlte jeden einzelnen Beat durch meinen Körper dröhnen, meine Sicht wurde schwammig.
Auf einmal fasste mich plötzlich jemand an der Taille an und ich erschrak förmlich und meine Sicht wurde wieder klarer.

Nur blosses Lampenfieber.

Ich drehte mich schlagartig um und blickte in Tylers Augen. «Willst du, dass ich vor meinen ersten riesigen Auftritt einen Herzinfarkt bekomme?», fragte ich ihn und stupste ihn ein wenig zur Seite.

Tyler verdrehte nur seine Augen. «Und, aufgeregt?», fragte er mich, obwohl er meine Antwort schon längst wusste. Ich wusste nicht hin mit meinem ganzen Lampenfieber.

Ich legte mein Gewicht von dem einen zum anderen Fuss, spielte mit meinen Ringen die ich um meine Finger hatte und ging mir noch einmal meinen Songtext durch den Kopf, obwohl ich diesen im Schlaf aufsagen könnte.

Ich sah aus dem Augenwinkel wie Marcus sich beim Publikum bedankte und dann von der Bühne ging. Das Publikum jubelte und klatschte und wieder fingen meine Beine an zu zittern. Sogleich gab ich Tyler einen Kuss auf die Wange und verliess meinen Platz. Ich schlich zur Abtrennung und sofort überreichte mir John eins der Mikrofone. Ich bedankte mich und dann sagte dieser: «Bleib hier stehen, ich bekomme ein Zeichen, wenn du gehen sollst», und ich nickte nur.

Marcus lief mir über den Weg, gab sein Mikrofon John und blickte mich dann kurz an. Seine braunen Haare die nach hinten gegelt waren und seine grosse schlaksige Figur liessen ihn eher als einen normalen Durschnittsarbeiter aussehen, als ein Rapper der über Geld und Materialismus rappte.
«J... Jenna, oder?», fragte mich dieser mit einem breiten Lächeln und ich nickte und reichte ihm die Hand.

«Marcus Grind», stellte sich dieser vor und sagte dann: «Ich hab dein Lied gehört, scheinst echt eine Wahnsinns-Stimme zu haben, viel Glück auf der Bühne. Die Menge ist unglaublich!», bevor er dann durch den schwarzen Vorhang in den Backstagebereich verschwand und mich alleine liess.

Das Publikum wurde wieder ein wenig ruhiger und im normalen Lautstärkepegel hörte ich die verschiedensten Stimmen der Zuschauer. Ich konzentrierte mich wieder auf meinen Text und sogleich sagte John: «Okay, du kannst los!», und klopfte mir auf meine Schulter.

Jetzt war es so weit, June.
Dein Traum geht in Erfüllung.

Ich stapfte die Treppen zur Bühne hoch und kaum, als mich die ersten Zuschauer sehen konnten, fingen diese an zu schreien und kreischen.

Die Bühnenlichter blendeten mich halb und ich versuchte, geblendet von den grellen Scheinwerfern, auf die markierte Stelle der Bühne zu treten.

Manche erkannten mich sogleich und riefen: «Jenna! Jenna!», und manche riefen einfach laut herum.

Jenna / PAUSIERT /Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt