- kapitel 26 -

132 13 1
                                    

Die erste Stunde verlief soweit es ging, schmerzfrei. Die erste halbe Stunde verbrachte Rafael damit, das Rosengewächs an meinen Arm mit Kugelschreiber zu zeichnen und zu desinfizieren. Danach hatte er angefangen mit der Nadel die Texturen nachzufahren, was angenehmer war, als ich gedacht hatte. Es fühlte sich kaum schmerzhaft an, eher als ob man mit einem Kugelschreiber tief in die Haut bohren würde, doch es tat kein bisschen weh.
Nachdem die erste Stunde vergangen war, war ich schon ein wenig erstaunt, wie schön bloss die Texturen und Umrandungen der Blumen waren. Ich hatte kurz überlegt, es einfach so zu lassen, doch verwarf den Gedanken dann wieder.
Danach ging es langsam los, eine breitere Nadel wurde eingesetzt und füllte meine Haut in weniger Zeit mit mehr Tinte. Die Feinarbeiten folgten, Rafael bohrte die Nadel in meine Haut um einen gewissen 3-D-Effekt zu erzielen.
Eine weitere Stunde verging mit leichten Schmerzen die auszuhalten waren.
«Normalerweise wäre jetzt der erste Termin zu Ende», erklärte Rafael und versuchte nochmal sein Glück um mich für einen weiteren Termin zu überreden, doch ich schüttelte nur stur mit den Kopf.
Rafael zuckte nur mit den Schultern und wechselte wieder die Nadel. Dann fingen die Schmerzen an. Ich sass seit dreieinhalb Stunden auf den gepolsterten Stuhl, ich hatte mein Gefühl in meinem linken Oberarm verloren, der die ganze Zeit auf einer Ablage für Rafael gerichtet war und ich spürte wie meine Haut reizbar wurde und ich starke Schmerzen spürte.

Doch das war es wert, ich wollte unbedingt dieses Tattoo.

Schliesslich setzte sich Tyler zu mir und nahm beistehend meine andere Hand und drückte sie fest an sich.
Ich kniff schmerzverzerrt meine Augen zu und biss mir auf die Zähne.
«Fuck, tut das weh», brachte ich zähneknirschend raus und drückte Tylers Hand fester.
«Shhht», versuchte Tyler mich zu beruhigen und kam näher auf mich zu.

«Atme ein und aus. Aus- und einatmen, ganz ruhig», beruhigte mich Tyler und ich folgte seinen Anweisungen und atmete vorsichtig ein und aus.

Nach knappen vier Stunden hatten wir es geschafft. Rafael legte die Nadel beiseite und holte Frischhaltefolie aus einem Regal.
«Wir lassen die Tinte noch zehn Minuten trocknen und danach wickele ich deinen Arm in Folie, damit nichts drankommt», erklärte mir Rafael und ging zu seinem Schreibtisch.

Nachdem wir das Studio verlassen hatten, konnte ich gar nicht fassen was ich da gerade getan hatte und begutachtete vorsichtig das eingewickelte Tattoo.

«Wow», flüsterte ich und strich vorsichtig mit meinen Fingern gegen das dünne Plastik.

«Du bist so irre», sagte Tyler lachend und machte galant die Beifahrertür auf.
«Danke, gleichfalls», sagte ich mit einem Kussmund und stieg in den Wagen.

Lachend traten wir in den Eingangsbereich des Studios und sofort erblickten wir einen böse dreinblickenden Logan.
«Ihr seid dreissig Minuten zu spät!», fing er ruhig an und kam auf uns zu. Er massierte seine Schläfen und schloss genervt seine Augen.

«Einmal», fuhr er fort. Als ob Logan eine immer wiederholende Moralpredigt erzählen würde, verdrehte Tyler spöttisch seine Augen und stemmte seine Hand an die Hüfte und guckte unwissend in die Luft.
«Einmal möchte ich, dass ihr einfach pünktlich kommt. Ein einziges Mal und ihr schafft selbst das nicht.»

«Tut mir leid, jetzt sind wir da und gut ist», sagte ich augenverdrehend und hob meine Arme unschuldig hoch.

Logan öffnete seine Augen und erschrak förmlich bei meinen Anblick. Ich hob fragend eine Augenbraue hoch und Logan kam bedrohlich nahe auf mich zu.
«June ... », fing er wütend an, ich hatte ihn noch nie so sauer gesehen.

«Ja?», fragte ich unsicher und suchte mit meiner Hand nach Tyler, der vorsichtig meine Hand an sich zog und fest umklammerte.

«Was ist das da an deinem Unterarm?», fragte Logan so ruhig, dass es schon Angst einjagte und ich hob vorsichtig meinen Unterarm hoch und zeigte auf die Frischhaltefolie.
«Sag mir nicht, dass es das ist, was ich denke.»

Jenna / PAUSIERT /Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt