(01.03.2019)
Stöhnend verkroch ich mich unter meiner flauschigen Decke und versuchte die Realität auszublenden. Seit einiger Zeit plagte mich immer wieder der selbe Traum. Ein sehr heißer Traum, in dem ich von einem heißen und unwiderstehlichen Typen an einen Baum mit rauer Rinde gedrückt wurde. Seine heißen Lippen an meiner verletzlichen Kehle. Sein Knurren, welches durch den dunklen Wald hallte. Meine zitternden Knie. Und jedes Mal, kurz bevor unsere Lippen sich endlich zu einem alles verzehrenden Kuss trafen, klingelte mein Wecker und ich wachte verschwitzt und desorientiert auf.
"Nein!" Ich rollte mich unter der Decke zu einer Kugel zusammen und schob meine Hand zwischen meine zusammen gepressten Schenkel. Der leichte Druck sandte Lustblitze durch meinen Körper. Das Gesicht in mein Kissen gepresst, versuchte ich mein Stöhnen zu unterdrücken. Wenn das jeden Morgen so weiter gehen würde, wäre ich in kürzester Zeit ganz verrückt. Doch egal wie weit ich ging, der Orgasmus auf den ich so sehnsuchtsvoll wartete, blieb mir, wie auch all die anderen Male, verwehrt. Frustriert trat ich die Decke von meinem überhitzten Körper und die kühle Luft, die durch das offene Fenster in mein Zimmer wehte, strich über meine verschwitzte Haut.
"Olivia?" Die Stimme meiner Mutter riss mich aus meinen Gedanken. "Bist du schon wach, Schätzchen?"
"Ja."
"Dann komm runter. Das Frühstück ist bereits auf dem Tisch."
Erschöpft, trotz acht Stunden Schlaf, kämpfte ich mich in eine sitzende Position und strich mir meine dunkel blonden Haare aus der Stirn. Um meine Mutter nicht zu verärgern, machte ich mich schnell fertig und stieg die quietschenden Stufen ins Erdgeschoss herunter und stand in einem verlassenen Wohnzimmer. Es war merkwürdig still im Haus. Wo sind sie denn alle? Irritiert ging ich in die Küche. Überrascht wich ich einige Schritte zurück, als alle Happy Birthday schrien, sobald ich einen Fuß in die Küche setzte. Meine jüngere Schwester schlang ihre Arme um mich und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Ihre roten Locken ringelten sich um ihr Gesicht voller Sommersprossen. Mein Vater klopfte mir mit einem breiten Lächeln auf die Schulter und meine Mutter zog mich in eine ihrer berühmt berüchtigten Umarmungen. Es war wahrscheinlicher von einem herabfallenden Meteoriten getroffen zu werden, als so eine herzliche Umarmung zu erhalten. Aber da heute mein 21. Geburtstag war, war es wohl ein angemessenes Geschenk von ihr. Nicht das meine Eltern mich nicht liebten, aber wir waren nun mal keine Familie die ihre Zuneigung durch Berührungen ausdrückte.
"Wir haben für dich Pfannkuchen mit deiner geliebten Karamell-Sauce gemacht." Meine Schwester nahm mich bei der Hand und zog mich zum hübsch gedeckten Tisch. Die Pfannkuchen dampften und der herrliche Duft stieg mir in die Nase. Die selbstgemachte Sauce war in einem kleinen Porzellanschälchen. Eine Tasse mit Kaffee stand neben meinem Teller und ein kleines Päckchen mit einer grünen Schleife lag neben meiner Serviette. Ich ließ es mir schmecken und lehnte mich zufrieden auf meinem Stuhl zurück, nachdem ich den letzten Happen verdrückt hatte.
"Die Pfannkuchen sind wirklich lecker, Mom. Und die Soße erst." Genießerisch schloss ich die Augen.
"Das freut mich, Schätzchen." Erfreut lächelte meine Mutter mich an, während meine Schwester etwas unter dem Tisch hervor holte. Es war etwas flaches, rechteckiges mit einer grünen Schleife.
"Das habe ich für dich gemalt.", sagte sie stolz. Neugierig öffnete ich die Schleife und entfernte das Geschenkpapier."Wow, Mia, das ist ja wunderbar." Meine Schwester war eine talentierte Malerin und wollte, wenn sie die Schule hinter sich gebracht hatte, an eine Kunstakademie um später dann eine eigene Galerie zu betreiben.
Obwohl das Bild dunkel war, wirkte es nicht düster oder traurig. Auf mich wirkte es beruhigend und einladend. Ein schwarzer Wolf hockte in der Ecke des Bildes, während der helle, runde Mond ihn und die riesigen Bäume erhellte. Fasziniert strich ich mit den Fingern über den Wolf. Irgendwie kam er mir bekannt vor, doch ich konnte beim besten Willen nicht sagen, woher.
"Gefällt es dir wirklich?" Erwartungsvoll schaute meine Schwester mich an.
"Natürlich. Es ist ein wunderbares Geschenk. Danke." Ich küsste sie auf die Wange. Zufrieden mit meiner Antwort ging sie wieder auf ihren Platz. Während ich das Bild sorgfältig wieder in das Papier wickelte, damit es sauber blieb bis ich die Möglichkeit hatte es an die Wand zu hängen, schob mein Vater mir das kleine Päckchen entgegen. Ich hob den Deckel und erblickte eine feine, goldene Kette mit einem Anhänger, der wie eine Kugel geformt war. Die Außenseite war mit mir unbekannten Symbolen graviert und durch die Schlitze erkannte ich eine weise Kugel mit schwarzen wirbeln. Die Kette sah einfach umwerfend aus. Ganz vorsichtig strich ich mit den Fingern über die feine Kette und die kleine Kugel.
"Was ist das für eine Kugel?" Fragend blickte ich meine Eltern an.
"Das ist ein Mondstein. Er ist dein Geburtsstein und schenkt dir Schutz."
"Danke." Ich umarmte die beiden kurz und setzte mich wieder auf meinen Platz. Im Gegensatz zu meinen Eltern war ich nicht so abergläubisch. Obwohl wir in einer Welt lebten in der Vampire, Hexen und Werwölfe real waren, war ich doch ein ganz gewöhnlicher Mensch und hatte nichts mit ihrer Welt zu tun. Doch meine Eltern waren sehr beschützend und ließen meine Schwester und mich nicht aus den Augen. Ihre Paranoia ging so weit, dass wir auf eine reine Menschenschule gingen. Und nicht auf die normale, sondern auf eine MÄDCHENSCHULE. Verdammt! Mit meinen 21 Jahren war ich noch ungeküsst, ganz zu schweigen von anderen Dingen, die Mädchen in meinem Alter taten. Die Mädchen aus der Nachbarschaft gingen auf die gemischten Schulen, hatten Freunde, gingen auf Partys und hatten mehr Freiheiten als ich mir je hätte erträumen können. Doch jetzt war ich 21. Vor dem Gesetzt erwachsen. Vor allen Gesetzen. Den menschlichen und den mystischen. Jetzt konnte ich meine eigenen Entscheidungen treffen und brauchte nicht mehr die Erlaubnis meiner Eltern. Jetzt durfte ich alles tun was ich wollte und meine Eltern konnten nichts dagegen tun. Und ich glaubte, dass sie das wussten, weshalb sie mir auch diese Kette geschenkt hatten. Zum Schutz. Obwohl ich nicht daran glaubte, machte ich mir die Kette um, um meinen Eltern einen Gefallen zu tun. Als die Kette meine Haut berührte, verströmte sie eine ungewöhnliche Wärme.
"Spürst du schon den Zauber?" Mein Vater beugte sich zu mir und richtete die Kette, damit sie genau in der Mitte meines Halses hing. Lachend schaute ich ihn an.
"Auf jeden Fall spüre ich etwas. Eine ganz ungewöhnliche Wärme."
"Dann funktioniert sie." Zufrieden lehnte mein Vater sich zurück und nahm einen Schluck aus seinem Becher. "Du darfst diese Kette aber nie abnehmen, sonst funktioniert der Schutz nicht mehr."
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captured by a wolf
WerewolfTeil 1: In einer Welt, in der Mythen und Legenden real sind, versucht Olivia ihr Leben auf die Reihe zu kriegen. Sie wuchs sehr behütet und zurückgezogen auf. Doch jetzt ist sie 21 und nichts kann sie davon abhalten die Dinge zu erkunden die ihr imm...