(18) Wolfsspiele

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(11.12.2019)

Mit jeder Stunde die verging, wurde es immer dunkler und dunkler und langsam fragte ich mich, wann endlich die Vereinigungszeremonie stattfinden würde. Aber ich war anscheinend die Einzige die sich darüber Gedanken machte, denn die Gäste waren wild am Feiern und schienen sich über nichts Gedanken zu machen. 

Kurz nach der Zeremonie waren nach und nach alle zu uns gekommen und hatten mir zur Aufnahme in das Rudel gratuliert. Noah war keine einzige Minute von meiner Seite gewichen, seine Hände immer an meiner Hüfte.

"Noah?" Er beugte sich zu mir herunter.
"Wann findet jetzt die Vereinigung statt?"
"Hast du es etwa so eilig meine Schöne?" Er zog mich noch näher an sich und vergrub sein Gesicht in meinem Nacken. Weil er so groß war, musste er sich zu mir nach unten beugen. Ich fühlte mich immer gleich so sicher wenn er so über mich gebeugt stand.
"Ich bin nur etwas verwundert. Ich dachte sie wird gleich nach der Aufnahme ins Rudel stattfinden." Ich strich mit meinen Fingern über sein Revers und schaute unter meinen Wimpern zu ihm empor.
"Keine Sorge, bald ist es so weit." Er deutete nach oben und ich folgte seinem Beispiel. Der Himmel wurde bereits dunkel und es erschienen immer mehr Sterne.
"Sobald der Mond erscheint, wird es losgehen."
"Soll ich dann etwas bestimmtes machen?"
"Laufen." Was? Wohin sollte ich denn bitte laufen? Als ich ihn danach fragen wollte, war er verschwunden. Was zum ...? 

Ich schaute mich langsam um und stellte fest, dass nur noch sehr wenige Leute anwesend waren. Wo waren denn die anderen so plötzlich hin verschwunden? Ich ging auf die verbliebenen Menschen zu, doch alle schüttelten den Kopf und wiesen mir die Richtung. 

Alle zeigten auf den Wald der von denIch  letzten Strahlen erleuchtet wurde. Er sah magisch aus. Langsam setzte ich mich in Bewegung. Ein ganz komisches Gefühl machte sie in mir breit, doch ich konnte es nicht zuordnen.
Gerade als ich den Wald betreten wollte, hielt mich jemand fest. Ich drehte mich um und sah Darcy hinter mir stehen. Sie hielt mich am Arm fest und lächelte mich aufmunternd an.
"Du musst dir keine Sorgen machen. Du musst einfach in den Wald gehen, wo Noah auf dich wartet. Es wird alles seinen Lauf nehmen. Das wichtigste ist, dass du keine Panik bekommst und die Flucht ergreifst." Nach ihrem letzten Wort entfernte sie sich von mir. 

Von all den Dingen die mir in diesem Wald passieren konnten, schwirrte mir der Kopf. Kurz dachte ich daran einfach umzudrehen und zu gehen, doch der Gedanke war genauso schnell wieder verschwunden wie er aufgetaucht war. Ich war viel zu weit gekommen um jetzt einen Rückzieher zu machen. Und was sollte schon schlimmes passieren? Das schlimmste wäre wohl wenn Noah nicht auftauchte. Aber das stand nicht zur Debatte. Er war derjenige von uns der das Band spürte. Er würde es auf keinen Fall und für nichts auf der Welt aufs Spiel setzten. So viel konnte ich schon mal sagen. 

Darauf bedacht auf nichts Spitzes zu treten, betrat ich den Wald. Ohne irgendeinen Hinweis ging ich einfach los und ließ mich von den letzten Sonnenstrahlen leiten. Die Blätter raschelten unter meinen Füßen jedes Mal wenn ich mein Gewicht verlagerte. Der Saum meines Kleides war bereits dreckig und ich versuchte nicht an Ästen hängen zu bleiben die in den schmalen Weg hinein ragten. Als ich mich zum beinahe tausendsten Mal fragte was ich eigentlich tun sollte, hörte ich ein Geräusch hinter mir. In Erwartung Noah hinter mir zu sehen drehte ich mich um. Und da war er. Seine Haare waren zerzaust und sogar einige Blätter hingen darin. Sein Hemd war aufgeknöpft und ich konnte seine breite Brust sehen, die leicht mit Schweiß bedeckt war. Seine Schuhe waren verschwunden und seine kräftigen Füße hatten im Gegensatz zu meinen kleineren einen stabilen Halt auf dem Waldboden. Er trug nur noch eine Hose und das aufgeknöpfte Hemd. Sonst nichts. Zum Anbeißen. Doch was mich am meisten faszinierte oder her gesagt ängstigte, waren seine goldenen Augen die auf mich fixiert waren. Mit jedem Schritt den er auf mich zuging, schien er sogar noch größer zu werden als er ohnehin schon war. Sein gieriger Blick ließ mich erschauern und einige Schritte zurück weichen, was ihm gar nicht gefiel. Sein tiefes Knurren vibrierte durch meinen Körper und ließ meine Knie weich werden. Seine bloße Nähe erregte mich und ich war mir sicher er konnte es mir ansehen. Oder mit seiner feinen Nase riechen. Er hatte mir schon oft gesagt, dass der Duft meiner Erregung der exquisiteste Duft war, den er je wahrgenommen hatte. Also musste er sich jetzt wie im Himmel fühlen.

captured by a wolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt