(9) Abschlussfeier

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(27.03.2019)

"Und, bist du soweit?", rief meine Mutter von unten. Ich betrachtete mich ein letztes Mal im Spiegel und verließ lächelnd mein Zimmer. Unten warteten bereits alle auf mich. Alle waren schick angezogen, denn heute war ein besonderer Tag für mich, denn heute würde ich mein Abschlusszeugnis erhalten. Schon seit einigen Tagen war ich nervös. Normalerweise mied ich große Menschenansammlungen, denn sie machten mich nervös. Aber heute wäre es anders. Die Leute würden mir und den anderen Absolventen applaudieren und uns alles Gute für die Zukunft wünschen.
"Wow, du siehst echt klasse aus, Schwesterherz."
"Danke, Mia. Du siehst in deinem Kleid echt süß aus." Meine Mutter lächelte uns liebevoll an, machte ein Foto von uns beiden und scheuchte alle in den Wagen, damit wir bloß nicht zu spät kamen.

Je näher wir der Schule kamen, desto nervöser wurde ich. Einerseits, weil ich endlich mit der Schule fertig war und ins richtige Erwachsenenleben starten konnte und andererseits, weil Noah versprochen hatte zu kommen. Ich hatte mir wegen ihm extra viel Mühe mit meinem heutigen Outfit gegeben. Meine Haare waren in einer eleganten Hochsteckfrisur, mein Make-up war dezent und das Kleid Schulterfrei. Der brombeerton, mit einem Stich ins rosa, hatte mich auf den ersten Blick fasziniert. Ich zupfte an dem Saum über meinem Dekolletee, da die glitzernden Steinchen in meine Haut piksten. Ich zupfte immer wieder daran, bis Mia meine Hand weg schob und selbst kurz Hand anlegte.
"Der Stoff war etwas eingeknickt, deshalb hat es gepikst.", erklärte sie mir. "Und jetzt las die Finger davon, bevor du etwas abreist. Schließlich willst du ja perfekt für deinen Noah aussehen." Wir lachten beide und ich beruhigte mich etwas.

Je näher wir der Schule kamen, desto voller wurden die Straßen. Ich hoffte, wir würden schnell einen Parkplatz finden, denn ich wollte auf keinen Fall zu spät kommen. Kurz vor der Schule parkte mein Vater in einer freien Lücke und wir gingen den letzten Rest zu Fuß. Mia und ich gingen vor und unsere Eltern hinter uns. Auf dem Schulgelände kam ich an einigen Klassenkameradinnen vorbei, die ich kurz grüßte und dann weiter ging. Ich verstand mich mit fast allen gut, war aber nicht wirklich mit ihnen befreundet.
Clara und ich gingen zwar auf unterschiedliche Schulen, aber ich freute mich, dass sie zu meiner Feier kommen wollte. Ihre Abschlussfeier würde in zwei Tagen stattfinden. Vor wenigen Wochen noch hatte ich befürchtet die Feier zu verpassen, da meine Eltern mich nicht gehen lassen wollten. Doch nun war alles anders und ich freute mich bereits auf den Tag. Außerdem hatte Noah versprochen mich zu begleiten.

In den letzten Tagen waren wir uns viel näher gekommen, als ich erwartet hatte. Wir telefonierten fast jeden Abend und schrieben uns andauernd SMS. Irgendwann hatte ich ihn gefragt, wann er überhaupt Zeit zum Arbeiten hatte, wenn er ständig mit mir beschäftigt war, doch er hatte mir nur eine ganz einfache Antwort geschickt, die mein Herz erwärmte.

Für dich werde ich immer Zeit haben, meine Süße ;)

"Was ist da denn los?" Die Stimme meiner Mutter riss mich aus meinen Erinnerungen und ich blickte mich um. Was meinte sie denn? Mia deutete mit dem Finger auf eine Menschenmenge und ich erkannte einige aus meinem Jahrgang. Die Mädchen tuschelten und warfen immer wieder Blicke in die Menge. Als wir näher an der Gruppe vorbei gingen, versuchte ich einen Blick auf das zu erhaschen, was die Leute so fasziniert anstarrten.
"Noah?" Überrascht riss ich die Augen auf und trat einen Schritt auf die Leute zu.
"Olivia?" Kaum das er meine Stimme gehört hatte, bannte sich Noah einen Weg durch die Menge. Bei seinem Anblick wären mir beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen. Er sah einfach perfekt aus. Sein dunkel blauer Anzug saß perfekt auf seinen breiten Schultern. Seine schwarzen Haare waren perfekt gestylte und in seiner rechten Hand hielt er einen riesen großen Strauß violetter und weißer Rosen. Wo hatte er solche Rosen her?

Ohne lange zu zögern eilte ich auf ihn zu und schmiss mich in seine Arme. Schwungvoll fing er mich auf und drehte sich im Kreis. Lachend drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange und Noah erstarrte sofort. Upps. Das war das erste mal das ich ihn geküsst hatte und nicht er mich. Doch Noah erholte sich schnell und drückte mich lächelnd an sich.
"Du siehst wunderschön aus, Olivia.", flüsterte er in mein Ohr.
"Danke. Du auch." Ich errötete bei seinen Worten und mein Gesicht begann zu brennen, als ich die Stimme meines Vaters hörte. Die neugierigen Blicke der Umstehenden bemerkte ich nicht einmal.
"Möchten Sie sich nicht erst einmal vorstellen?"
"Es tut mir leid Sir." Noah löste sich von mir, reichte mir den Strauß Rosen und ging auf meinen Vater zu, während ich verträumt an dem Strauß roch.
"Mein Name ist Noah Hamilton und ich bin der Seelengefährte ihrer Tochter." Er streckte meinem Vater die Hand entgegen und wartete bis dieser einschlug. Mein Vater schaute etwas skeptisch, doch er schlug ein und Noah lächelte zufrieden, wieso, konnte ich nicht sagen.
Er trat zu mir und legte seinen Arm um meine Taille. Gemeinsam gingen wir in die große Halle, in der alle Veranstaltungen abgehalten wurden. Noahs Hand strahlte eine angenehme Wärme aus und ich fühlte mich in seiner Umarmung Sicher und Glücklich.
Die Halle war gut gekühlt, sodass man nicht gleich ins Schwitzen geriet. Das Podium war mit Banner, Schleifen und Blumen geschmückt, davor waren viele Stuhlreihen aufgereiht, von denen einige bereits besetzt waren. Von ganz vorne hörte ich meinen Namen und entdeckte Clara, die in der fünften Reihe stand und mir zuwinkte. Sie trug ein blaues Kleid und hatte ihre Haare ebenfalls hoch gesteckt wie ich. Wir gingen auf sie zu und ich begrüßte sie mit einer herzlichen Umarmung.
"Ich freue mich so dass du da bist." Ich schaute mich um, aber konnte keine Spur von Jayden entdecken. "Bist du alleine hier?"
"Ja. Jayden und ich haben uns gezofft, also bin ich alleine gekommen."
"Das tut mir leid."
"Ach, muss es nicht. Wir werden uns schon wieder vertragen." Sie zuckte einfach mit den Schultern und setzte sich zu meinen Eltern und meiner Schwester.
"Bald hast du es geschafft." Noah drückte beruhigend meine Hand und ich merkte erst jetzt, dass er sie die ganze Zeit über in seiner gehalten hatte.
"Ich bin schon ganz aufgeregt deswegen."
"Musst du nicht. Wenn wir hier fertig sind, gehen wir alle zusammen essen und können uns gegenseitig kennen lernen." Glücklich lächelte ich ihn an und lehnte meinen Kopf an seine Brust. Der wunderschöne Strauß wurde langsam viel zu schwer für nur eine Hand und ich griff mit beiden zu. "Wird er langsam zu schwer?" Errötend bestätigte ich Noahs Vermutung und er nahm mir den Strauß aus den Händen.
"Denn bekommst du nach der Veranstaltung wieder."

captured by a wolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt