(25. April 2020)
Die Fahrt nach Hause war schneller um als ich gedacht hatte. Es erschien mir so, als wir gerade mal wenige Minuten unterwegs waren, als ich am Horizont das Gebäude sah. Unsere gemeinsame Zeit kam mir wie ein Märchen vor. Doch je näher wir dem Gebäude kamen, desto näher rückte die Realität wieder in den Vordergrund. Und meine Worte. Dass ich weiterhin gerne mit Clara zusammen leben wollte und noch etwas mein Studentenleben genießen wollte. Doch jetzt kamen mir diese Worte albern vor. Der Gedanke von Noah getrennt zu sein, verknotete sich mein Magen.
Doch ich wollte meine Vorstellungen und Ideale nicht aufgeben. Ich würde mit Clara weiter wohnen bleiben, mich aber so oft wie möglich mit Noah treffen. Ich war mir sehr sicher dass das für eine gewisse Zeit gut laufen würde. Und wenn ich nach meinen Gefühlen urteilte, würde ich es sowieso nicht lange aushalten und schneller als beabsichtigt mit Noah zusammen ziehen. Doch eins stand aufjedenfall fest. Mein Studium würde ich zu ende bringen.
„Woran denkst du?" Noahs Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
„Das wir wahrscheinlich schneller zusammen ziehen werden als Gedacht.", platze ich heraus. Warum sollte ich das auch vor ihm verbergen? Er freute sich aufjedenfall, dass konnte ich an seinem breiten Grinsen erkennen.
„Dagegen habe ich nichts einzuwenden.", antwortete er, strahlend vor Freude. Lächelnd griff er nach meiner Hand.
Noah parkte das Auto in der Tiefgarage und gemeinsam fuhren wir mit dem Fahrstuhl nach oben.
„Da sind wir also." Noah lehnte sich an den Türrahmen und sah zu mir herunter.
„Du kannst doch noch mit rein kommen, wenn du Zeit hast." Irgendwie fühlte es sich komisch an ihm so etwas anzubieten. Immerhin waren wir keine Fremden nach dem ersten Date sondern ein Verbundenes Paar. Das gerade eine Woche zu zweit verbracht hatte. Und jetzt wie Fremde vor einer verschlossenen Tür standen und nicht wussten wie es weiter gehen sollte.
„Kommt dir die Situation auch komisch vor?"
„Oh ja." Ich öffnete die Tür und gemeinsam betraten wir die Wohnung. Am liebsten hätte ich die Tür abgeschlossen und ihn nie wieder gehen lassen.
Anscheinend war ich nicht die Einzige mit diesem Gedanken, denn Noah schloss die Tür ab und kam mit zielstrebigen Schritten auf mich zu. Im nächsten Moment lagen seine Arme um meine Taille. Seine Brust presste sich gegen meine und seine Lippen fanden ohne Probleme die meinen. Er fühlte sich einfach unglaublich an. Sein Geschmack und sein Duft berauschten meine Sinne, bis sich alles um mich herum zu drehen schien.
„Oh Noah.", stöhnte ich und warf meinen Kopf in den Nacken als er seinen Mund auf meinen Hals presste. Auf genau die Stelle die er vor wenigen Tagen mit einem Biss markiert hatte. Eine Welle der Lust rollte durch meinen Körper. Ohne zu zögern sprang ich in die Höhe und schlang meine Beine dabei um seine Mitte. Seine Hände landeten mit einem Klatschen auf meinem Po und gemeinsam stolperten wir in Richtung Sofa.
Durch den Nebel der Lust brauchte ich etwas, bis ich die neckische Stimme meiner besten Freundin endlich hörte.
„Nehmt euch ein Zimmer!" Ich schaute an Noah vorbei und erblickte meine Freundin in der Tür stehen. Anscheinend war sie gerade erst zurückgekommen. Wo auch immer sie gewesen war.
Grinsend kam sie herein und ließ sich ungeniert auf das Sofa neben uns fallen. Unauffällig zupfte ich meine Kleidung zurecht, während Noah größere Schwierigkeiten hatten sein Äußeres in Ordnung zu bringen. Seine Hose war ganz ausgebeult und sein Gesicht vor Lust verzehrt. Er entschuldigte sich bei Clara und verschwand im Badezimmer. Ich warf Clara einen Blick zu und sah wie sie mit den Augenbrauen wackelte. „Das war gerade sehr beeindruckend."
„Hey! Das ist mein Freund!" Ich schnappte mir ein Kissen und warf es nach ihr. Lachend hob sie die Arme und fing das Kissen ab.
„Ach, ich werde das hier vermissen.", sagte sie mit einer plötzlich traurigen Stimme. Sofort war ich wieder ernst und richtete mich auf.
„Wie meinst du das?" Clara ließ den Kopf hängen und zupfte am Kissen. Es vergingen einige Minuten bis sie den Kopf hob und mich anschaute.
„Ich war gerade bei meiner Familie. Meine Tanten haben einen Auftrag für mich:"
„Wie, sie haben einen Auftrag für dich? Sollst du für sie etwas besorgen?"
„Könnte man so sagen." Sie setzte sich etwas aufrechter hin und strich sie die Haare aus der Stirn.
„Naja, die meisten Hexen gehören einem Coven an. Genauso wie meine Tanten und meine Mutter. Sie erledigen gegen eine Gewisse Bezahlung unterschiedliche Aufträge. Ich selbst habe bereits einige durchgeführt. Doch dieser Auftrag ist anders."
„Ok. Und was genau musst du tun?", ermunterte ich sie weiter zu reden, als sie einen längeren Moment schwieg.
„Ich soll einen Alpha retten."
„Oh wow. Das ist natürlich eine sehr wichtige Aufgabe."
„Das ist noch nicht alles. Der Alpha ist seit über 400 Jahren Tod."
In meinem Kopf drehten sich die Rädchen. Wie konnte sie jemanden retten, der bereits seit 400 Jahren tot war?
„Das wäre meine erste Zeitreise. So etwas ist eigentlich untersagt und wird mit dem Tod bestraft, wenn jemand dagegen verstößt, denn jede Reise, so klein sie auch sein mag, die Geschichte verändert."
„Und wie kannst du ihn dann retten? Würde das unsere Geschichte nicht auch verändern?"
„Er wurde damals von seinem Beta ermordet. Wenn ich es schaffe es so aussehen zu lassen als wäre er wirklich gestorben und ihn dann durch das Portal herbringen kann, verändert sich auch nicht die Geschichte, denn er wäre nicht da und alle würden denken er sein verstorben."
„Und warum sollst du dass tun?"
„Naja, sein Rudel hat sich bei uns gemeldet. Als der Beta die Stellung des Alphas übernahm, ging es erstmal gut. Doch mit den Jahren die vergingen, wurde er immer grausamer und herrischer. Das Rudel hat alles versucht ihn zu stürzen, doch nichts hat geklappt. Deshalb hat sich das Rudel an uns gewandt. Sie wollen ihren alten Herrscher wieder."
Vor Staunen wusste ich nicht was ich sagen sollte. Der erste Gedanke denn ich hatte war, sie zu fragen ob man nicht dasselbe mit meinen Eltern tun könnte. Wenn sie ermordet wurden, könnte man sie ja retten und in die Zukunft holen. Aber das wäre eine Frage für einen anderen Tag.
„Wann musst du denn los?"
„Heute noch. Ich bin nur zurückgekommen um einige Sachen zu holen und dir eine Nachricht zu hinterlassen."
„Und wie lange bleibst du weg?" Ich rückte näher zu Clara und schlang meine Arme um sie.
„Ich weiß es nicht. Zeitreisen ist nicht genau. Außerdem brauche ich Zeit das Vertrauen des Alphas zu gewinnen, damit er auch auf mich hört wenn ich ihn durch das Portal führen soll. Also werde ich bestimmt Wochen, wenn nicht sogar Monate weg sein."
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captured by a wolf
WerewolfTeil 1: In einer Welt, in der Mythen und Legenden real sind, versucht Olivia ihr Leben auf die Reihe zu kriegen. Sie wuchs sehr behütet und zurückgezogen auf. Doch jetzt ist sie 21 und nichts kann sie davon abhalten die Dinge zu erkunden die ihr imm...