(22) letzte Stunden

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(26.02.2020)

Auf wackligen Beinen ging ich langsam die Treppe herunter und hielt mich dabei am Geländer fest. Mein gesamter Körper fühlte sich verspannt an und mir brannten die Augen vor Müdigkeit. Nach dem unglaublichen Sex im See, konnten Noah und ich uns nicht mehr bremsen. Nicht mal beim Essen, duschen oder schlafen ließen wir die Finger von einander. Streichelten und küssten uns, was zum nächsten Sex führte. Das war nun zwei Tage her. Zwei wundervolle, unglaubliche Tage, in denen ich so viel erlebt und gelernt hatte. Doch alles Schöne hatte ein Ende, was es auch so wertvoll machte.

Und heute war der Tag an dem Noah und ich nach Hause mussten. Als ich erwachte, war der Platz neben mir leer. Also hatte ich mich aus dem Bett gequält, eins von Noahs T-Shirts übergeworfen und war auf dem Weg in die Küche.

„Da bist du ja.", wurde ich gleich begrüßt, kaum dass ich die Küche betreten hatte. Noah stand mit freiem Oberkörper am Herd und hielt einen Pfannenwender in der Hand. Ich ging zu ihm rüber, legte eine Hand auf seinen nackten Rücken und beugte mich über einen Teller voller Pfannkuchen.

„Wow, ich wusste gar nicht das du kochen kannst." Bewundern sog ich den Duft der Pfannkuchen in meine Nase und schloss genießerisch die Augen.

„Als Single muss man lernen für sich selbst zu sorgen." Er beugte sich zu mir und küsste mich auf die Schläfe. „Außerdem hat mir ein Vögelchen gezwitschert, dass du Pfannkuchen mit Erdbeersoße liebst." Geschickt wendete er den Pfannkuchen und beförderte ihn sanft zu den anderen.

„Du kannst schnell unter die Dusche springen und ich bereite das Frühstück zu ende vor."

„Bist du sicher, dass du keine Hilfe brauchst?" Ich streichelte über seinen Arm und schaute mich in der Küche um. Der Tisch war bereits zur Hälfte gedeckt und der Kaffee kochte vor sich hin.

„Das schaffe ich schon. Und jetzt ab." Sanft schob er mich aus der Küche in Richtung Treppe. Ich duschte so schnell ich konnte und föhnte meine Haare, bis sie fast trocken waren. Dann schlüpfte ich in meine Unterwäsche, Shorts und ein Top und ging wieder nach unten. Noah saß bereits am Esstisch und nippte an seinem Kaffee. Zu meiner Überraschung war der Tisch fast schon festlich gedeckt, mit frischen Blumen in der Mitte. Die Pfannkuchen lagen auf den Tellern, dekoriert mit Beeren und Soße. Der Speichel sammelte sich in meinem Mund und ich musste schlucken.

„Das ist unglaublich.", brachte ich nur heraus und setzte mich auf meinen Platz. Ohne zu zögern griff ich nach Gabel und Messer und schnitt ein großzügiges Stück ab, welches ich mir in den Mund schob. Seufzend schloss ich die Augen und genoss den Geschmack des luftigen Pfannkuchens und die fruchtige Soße und die Beeren.

„Du hast magische Hände." Ich schob mir einen Bissen nach dem anderen in den Mund und trank hin und wieder einen Schluck Kaffee. Ich war so gierig, dass ich die Pfannkuchen beinahe schon in mich hinein stopfte und nach wenigen Minuten fertig war. So vollgestopft wie ich war, lehnte ich mich stöhnend zurück und rieb über meinen Bauch.

„Das war der Wahnsinn." Ich schaute zu Noah und bemerkte, dass er mich beobachtete. Vielleicht hatte ich es ja mit dem Essen übertrieben? Immerhin hatte ich mich wie ein Kleinkind vollgestopft und konnte nur froh sein mich nicht vollgekleckert zu haben. Ich schielte an mir herunter um wirklich sicher zu stellen, dass ich sauber war.

„Du bist unglaublich." Überrascht über seine Aussage schaute ihn an.

„Weil ich mich wie ein Kind vollgestopft habe?"

Lachend warf er den Kopf in den Nacken. „Nein, weil du du selbst bist. Weil du dich nicht verstellst und mit allen Sinnen dabei bist." Er legte sein Besteck beiseite und griff nach meiner Hand. „Viele Menschen versuchen sich zu verstellen, damit sie gemocht werden oder um sich bei jemandem einzuschleimen. Und du bis einfach nur natürlich. Ohne irgendwelche Hintergedanken."

„Warum sollte ich auch?", fragte ich ihn verwundert. „Die Menschen sollen mich so mögen wie ich bin und nicht die Person die ich vorgebe zu sein." Ich zuckte mit den Schultern. „Auf Dauer wäre es sowieso zu anstrengend zu tun als ob. Und wenn mich jemand nicht mag, ist das vollkommen in Ordnung. Man kann nicht immer alle mögen und mit allen zurechtkommen."

„Du bist so erwachsen und vernünftig für dein Alter." Bewundernd ließ er seinen Blick über mich gleiten und blieb kurz an meinem Bauch haften. Automatisch wischte ich mit der Hand darüber, weil ich dort Krümel vermutete, doch da war nichts.

Noah zwinkerte mir zu und erhob sich, ein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen. Hatte ich gerade einen Witz verpasst? Ich wollte ihn danach fragen, doch er schüttelte den Kopf. Er begann den Tisch abzuräumen und ich half ihm dabei.

„Wann müssen wir eigentlich aufbrechen?", fragte ich irgendwann in die entspannte Stille hinein. Ich stellte den letzten Teller den ich abgetrocknet hatte in den Schrank und drehte mich zu ihm um. Noah hängte das Handtuch auf und warf einen Blick auf die Uhr auf dem Herd.

„Hm, ein paar Stunden haben wir noch. Wolltest du noch etwas unternehmen?" Das glitzern in seinen Augen verriet mir an was er jetzt dachte. Und ich musste mir eingestehen, dass ich denselben Gedanken hatte. Immerhin war das der letzte Tag den wir zu zweit verbringen konnten und keine Verpflichtungen hatten. Also stieß ich mich von der Theke ab an der ich mich abgestützt hatte und ging auf ihn zu. Ohne zu zögern schlang ich meine Arme um seinen Hals und zog ihn zu mir herunter. 

captured by a wolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt