(13) neuer Alltag

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(03.04.2019)

Nach einigen Tagen hatte sich eine gewisse Routine eingestellt in meinem neuen Leben. Clara und ich frühstückten gemeinsam und besprachen unsere Tagesabläufe um zu schauen, ob wir etwas gemeinsam unternehmen konnten und ob wir abends beide zuhause waren, um gemeinsam etwas zu essen oder auszugehen.
„Und wie sieht dein heutiger Tag aus?", fragte ich deshalb Clara, bevor ich etwas von meinem Marmeladenbrot abbiss und einen Schluck von meinem Tee nahm.
„Hm. Ich muss heute wieder nach Hause.", antwortete sie mir und verdrehte genervt die Augen. Ihre Tante und ihre Mutter hatten einen Auftrag angenommen, bei dem sie anscheinend nicht weiterkamen. Also wurde Clara kurzerhand miteinbezogen, und verbrachte, wie auch die letzten Tage schon, die Nachmittage in ihrem Elternhaus.
„Ich finde diesen Auftrag total nervig. Weder meine Mutter, noch meine Tante wollen mir etwas Genaueres darüber erzählen. Und dann wundern sie sich, dass ich ihnen nicht richtig helfen kann. Wie auch? Wenn ich nicht mal weiß worum es genau geht." Genervt verdrehte sie wieder die Augen und atmete einmal tief durch, bevor sie ihren eigenen Becher an die Lippen hob und einen Schluck von ihrem Kaffee nahm.
„Entweder werden sie mich aufklären oder ich werde ihnen nicht mehr helfen. Ich kann ja schlecht irgendwelche Sprüche oder Beschwörungen anwenden, wenn ich nicht weiß wofür. Am Ende geht noch alles schief."
„Ich hätte bei so einer Sache ebenfalls Bedenken. Familie hin oder her. Wenn ich mich für etwas einsetzen soll, muss ich auch wissen worum es dabei geht."
„Genau! Darum bist du meine beste Freundin." Lachend zwinkerte sie mir zu und fragte mich nach meinen eigenen Plänen.
„Ich hatte heute vorgehabt wieder nach einem Job Ausschau zu halten und Noah im Büro zu besuchen um dann gemeinsam mit ihm seine Mittagspause zu verbringen. Aber ich hatte heute eine Nachricht von ihm auf dem Handy, dass er krank ist und zu Hause bleibt."
„Oh, das ist aber schade. Muss bestimmt was ernstes sein wenn ein Werwolf zu Hause bleibt. Die haben von allen mystischen Wesen das stärkste Immunsystem."
„Hm. Er hat sich auch nicht sehr gut angehört. Er musste immer wieder husten und hatte sich ganz schwach angehört."
„Und was machst du dann stattdessen?"
„Ich werde Noah in seiner Stadtwohnung besuchen die er hier in der Nähe hat. Vorher werde ich noch einige Medikamente besorgen und während er schläft werde ich ihm etwas kochen und meine freie Zeit mit der Jobsuche verbringen. Hauptsache ich bin an seiner Seite wenn er wieder aufwacht und etwas braucht."
„Ja, ich weiß wie das ist. Wenn ich krank bin möchte ich auch nicht alleine sein. Besonders in der Phase wo man nicht mal die Kraft hat sich ein Glas Wasser zu holen oder auf Toilette zu gehen." Sie nickte zustimmend. „Und wann kommst du wieder?"
„Je nachdem wie es ihm geht, werde ich heute Abend oder morgen führ nach Hause kommen."
„Du bist eine gute Freundin Olivia."
„Danke.", antwortete ich grinsend und freute mich über die positive Zustimmung.


Bevor ich das Haus einige Stunden später verließ, schrieb ich Noah noch einmal und fragte nach, was ich ihm aus der Apotheke mitbringen sollte. Nicht einmal eine Minute später erhielt ich bereits eine überraschend lange Liste. Inklusive einer Bitte, etwas einzukaufen, denn sein Kühlschrank war leer. Gekürt war die Nachricht mit einem niesenden und einem errötenden Smiley.
Das war einfach zu süß. Lächelnd steckte ich das Handy wieder ein und machte mich auf den Weg. Der Besuch in der Apotheke war schnell vorbei und ich war froh als ich schnell das Weite suchen konnte und mich so vor all den niesenden und hustenden Menschen in Sicherheit bringen konnte. Ich wollte mich nämlich auf keinen Fall mit irgendetwas anstecken.
Das besorgen der Lebensmittel gestaltete sich als schwieriger. Problem? Ich hatte keine Ahnung was Noah gerne aß und ob er eine bevorzugte Marke hatte oder nicht. Ob er Bio-Produkte bevorzugte oder auch die klassische Variante genügte. Also kaufte ich das ein, wo ich dachte es würde ihm schmecken.

Beladen mit mehreren Tüten gönnte ich mir den Luxus eines Taxis und ließ mich direkt vor Noahs Apartmentkomplex absetzten. Innerhalb einer Minute war auch schon der Portier an meiner Seite und half mir dabei die Tüten in den Aufzug zu tragen.
Lächelnd bedankte ich mich bei ihm und fuhr hoch zu Noahs Apartment. Direkt vom Aufzug aus betrat ich seine Wohnung. Ich war erst einmal hier und brauchte einen Moment um mich zu orientieren und die Küche zu finden.
Kaum dass ich die Tüten abgestellt hatte, hörte ich wie jemand eine Tür hinter sich schloss und sich dann der Küche näherte. Neugierig lehnte ich mich etwas zur Seite und entdeckte Anna die gerade um die Ecke bog.
„Hallo Olivia. Schön dich zu sehen.", begrüßte sie mich mit einem Lächeln und stellte ihre braune Ledertasche auf den Tisch neben meine Einkäufe.
„Hey.", grüßte ich etwas überrascht zurück.
„Noah hat mir bereits gesagt dass du heute vorbei kommst, deshalb mache ich mich auf den Weg um euch beide nicht zu stören."
„Ok." Ich zögerte kurz, bevor ich dann hinterher schob: „Hattest du etwas mit Noah zu besprechen?"
„Hm? Nein. Ich hab nur nach ihm gesehen. Immerhin passiert es nicht oft das ein Alpha krank wird und ich als seine Ärztin und Cousine dachte, ich schaue lieber nach ihm."
„Ach so. Und wie geht es ihm?"
„Besser als gestern. Dennoch habe ich ihm Bettruhe verschrieben und gesagt er soll auf dich hören. Du wirst dich sicher gut um ihn kümmern."
„Ich werde mein Bestes geben." Obwohl ich wusste, dass die beiden verwandt waren, war ich heilfroh, dass ihre Antwort so logisch und nachvollziehbar war und meine Eifersucht sich schnell legte.
„Könntest du einmal schauen ob ich die richtigen Medikamente gekauft habe?"
„Natürlich." Ich zeigte ihr alles was ich gekauft hatte und sie überflog die Beschreibungen und teilte mir mit, was ich ihm wann geben konnte und in welcher Menge. Anschließend verabschiedete sie sich und endlich war ich alleine.
Schnell räumte ich alles weg, wusch mir in der Spüle die Hände und betrat ganz leise Noahs Zimmer. Die Vorhänge waren vor den großen Fenstern halb zugezogen, sodass die Sonne nicht direkt ins Zimmer schien.

Noah lag in seinem gewaltigen Bett, die Decke bis zur Nasenspitze hochgezogen, die Stirn leicht gerunzelt. Ich trat an seine Seite und legte ihm leicht die Hand auf die Stirn, um zu fühlen ob er Fieber hatte oder nicht. Bei dem leichten Körperkontakt stöhnte er auf und öffnete seine schweren Lieder.
„Olivia?", fragte er mit krächzender Stimme und suchte meinen Blick.
„Hallo Noah. Wie fühlst du dich?" Ich beugte mich näher zu ihm, sodass er sich nicht allzu sehr anstrengen musste.
„Mies. Verschwitzt. Müde."
„Ich habe dir ein paar Medikamente mitgebracht. Und Anna hat mir gesagt, wie du sie einnehmen kannst." Statt mir eine Antwort zu geben, öffnete er den Mund. Bei der unerwarteten Geste musste ich lachen und das ließ auch Noah lächeln.
„Zuerst werde ich dir schnell eine leichte Suppe vorbereiten. Während die Suppe kocht, werde ich dir dabei helfen dich frisch zu machen. Dann werde ich dich in eine Decke wickeln, dir deine Tabletten geben und dann kannst du etwas essen und dich gleich wieder ausruhen."
„Perfekt."

Als die Suppe endlich kochte, drehte ich die Flamme etwas runter und ging wieder zu Noah. Dieser hatte sich etwas aufgesetzt und schielte sehnsüchtig auf die Badezimmertür.
„Schaffst du eine komplette Dusche?", fragte ich skeptisch. Eigentlich hatte ich gedacht ich könnte ihm Gesicht und Brust mit einem feuchten Lappen abwischen und er wäre zufrieden, doch Noah hatte andere Pläne.
„Wenn du mit rein gehst und mich wäschst."
„Und was passiert wenn du umfällst? Ich bin nicht stark genug dich aufzufangen."
„In der Dusche gibt es eine Bank. Ich werde mich brav hinsetzten und mir helfen lassen." Bittend sah er mich an und ich konnte nicht nein sagen. Ich wusste selbst wie es sich anfühlte wenn man total verschwitzt war, aber dennoch so kraftlos, dass man sich nicht aus eigener Kraft waschen konnte. Also half ich ihm beim Aufstehen, führte ihn ins Badezimmer und direkt in die Dusche.
Als ich begann seine Kleidung auszuziehen, musste ich mich zusammen reißen, um nicht zu sabbern als ich zuerst seine breiten Schultern entblößte, dann seine kräftigen Arme und seine durchtrainierte Brust. Selbst krank war er zum Anbeißen.
Ich ließ meine Finger über seine nackte Haut gleiten und konnte spüren, wie sich seine Muskeln anspannten. Doch ich achtete nicht darauf, sondern streichelte weiter seine nackte Haut. Dass ich ihm eigentlich beim Duschen helfen wollte, war schon längst vergessen.
„Du solltest nicht mit dem Feuer spielen, meine Schöne." Die geknurrten Worte ließen meinen Körper freudig erbeben. Seine Stimme wirkte auf mich wie Aphrodisiakum.
„Welches Feuer?", fragte ich stattdessen, denn ich verstand nicht was er damit meinte.
„Nur weil ich etwas geschwächt bin, bedeutet es nicht, dass ich dich nicht in wenigen Sekunden nackt unter mir haben kann." Dabei sah er mich mit brennenden Augen an, ohne zu blinzeln.
„Oh! Ich wollte dich nicht provozieren oder so."
„Das weiß ich doch." Er legte seine Hände auf meine Hüfte und zog mich etwas näher zu sich. „Aber schon die kleinste Berührung deinerseits erregt mich."
„Dann werde ich mein Bestes geben um dich nicht allzu sehr zu quellen.", sagte ich neckend und befreite ihn von dem Rest seiner Sachen. Während ich ihm half sich zu waschen, versuchte ich nicht auf sein bestes Stück zu schauen, welches wie eine Wünschelrute auf mich gerichtet war.

Als wir dann endlich fertig waren, musste ich mich selbst ebenfalls umziehen und half Noah anschließend ist Bett.
„Mach es dir bequem, nimm die Medikamente und ich bringe dir gleich die Suppe." Ich beugte mich zu ihm und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, die noch ziemlich heiß war. Ich eilte schnell in die Küche, machte ihm und mir selbst einen Teller fertig und trug alles auf einem Tablett in sein Schlafzimmer.

„Du bist das Beste was mir passieren konnte, Olivia.", sagte Noah mit sanfter Stimme, während er langsam die Suppe aß. Bei seinem Kompliment verschluckte ich mich beinahe an meinem Essen und errötete.
„Ich kümmere mich gerne um die Menschen die mir am Herzen liegen."
„Das tue ich?"
„Natürlich. In den Wochen die wir uns kennen, bis du sehr wichtig für mich geworden." Ich konnte zwar noch nicht sagen, dass ich ihn liebte, aber mit der Zeit könnte ich ihm auch das sagen. Doch Noah schien auch mit meiner jetzigen Antwort mehr als zufrieden zu sein, denn er grinste wie ein Junge an Weihnachten.

captured by a wolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt