Kapitel 20

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Als jemand an die Badezimmertür klopfte, zuckte ich vor Schreck zusammen. „Tam? Ich bins! Ist was?", hörte ich Lucy auf der anderen Seite der Tür rufen.
Schnell stieg ich aus der Wanne und lies Wasser ein. „Ähm...ich wollte Grade ein Bad nehmen!", log ich. Ich konnte Lucys Stirnrunzeln durch die Tür sehen! „Okay", gab sie sich jedoch zufrieden. Lucy wusste, wann schweigen gold war.
Mein Herz Pochte bis zum Hals, meine Hände zitterten und schwitzten. Ich konnte nichts für Joshs Tot. Trotzdem fühlte ich mich als wäre ich ihm etwas schuldig. Deswegen zog ich schnell Jeans und Pulli an.
Ich lauschte kurz ein paar Sekunden an der Badezimmer tür und als ich Lucy nicht hören konnte, schlich ich mich hinaus. Vorher drehte ich aber natürlich noch den Wasserhahn zu. Ich kramte in meiner Schreibtischschublade, bis ich darin schönes Briefpapier fand. Ich nahm es mit und dazu noch einen Stift. Dann ging ich in den Hof des Internats.

Außen war es kalt, doch trotzdem tummelten sich einige Schüler auf dem Hof herum. Natürlich, was sollten sie anderes machen. Das Gelände durften wir nicht verlassen und der Hof war die einzige Möglichkeit an die Frische Luft zu kommen.
Ich schlich mich ein wenig abseits, zu einem Blumenbeet, indem leider keine Blumen mehr wuchsen. Sie würden erst wieder im Frühling kommen. Dann suchte ich mir einen Flachen Untergrund auf dem ich auf das Briefpapier schreiben konnte.

J.
Ich liebte dich. Wirklich.
Ich werde dich vermissen.
T.

Dann faltete ich den Zettel und vergrub ihn im Beet.
Irgendwie war es komisch, an einen Toten zu schreiben. Aber irgendwie fühlte ich mich dazu verpflichtet, außerdem half es mir den Schmerz zu verarbeiten. Ich glaube, in Sachen schmerzen ist das einfach für jede Person etwas anderes. Jeder muss dieses Wort selbst definieren. Für mich bedeutet schmerzen Liebe. Ich spürte diesen Schmerz, weil ich Josh liebte. Würde ich sie nicht spüren, wüsste ich, Josh hätte mir nichts bedeutet. Aber er hat mir etwas bedeutet und deswegen spürte ich den Schmerz.
Im nächsten Frühling werden auf dem Beet Blumen wachsen. Wunderschöne in allen Farben. Dann wird der Zettel schon sehr zerissen sein, vielleicht so gar schon ganz mit der Erde verschwunden. Dann werde ich zu dem Beet gehen und an Josh denken müssen. Dass er meine erste richtige Liebe war, aber auch daran, dass er und ich Fehler gemacht haben. Und dann werde ich mir denken:
Vielleicht ist es gut so wie es ist, denn wäre es nicht so passiert dann wäre dieser Moment nicht so wie er ist.
Ich glaube dieser Satz ist ein wenig verwirrend, aber die, die mich verstehen, die werden auch diesen Satz verstehen.

„Wo warst du?", fragte Lucy als ich in unser Zimmer eintrat. „Es tut mir leid, Lucy, aber ich hatte noch was zu erledigen.", entschuldigte ich mich bei ihr. Mit zusammengekniffenen Lippen nickte Lucy. Sie war so verständnisvoll, ich wusste warum gerade sie meine beste Freundin war.
„Sag mir wenn es dir schlecht geht!Ich bin für dich da, okay?", meinte Lucy mitfühlend. Ich nickte und kam kurz in Versuchung ihr alles zu erzählen, aber ich hatte es versprochen.
Deshalb machte ich einen Schritt auf Lucy zu und umarmte sie. „Danke!", flüsterte ich und Lucy lachte: „selber Danke!"

Dann fiel mir dieses Telefonat wieder ein. Verdammt, ich hatte es voll vergessen! Was sagte Lady Mcbloom nochmal? Morgen um 15:30?
Ich versuchte krampfhaft mich zu erinnern aber es fiel mir einfach nicht ein! Ich glaubte, ich sollte doch mal mit Phil sprechen. Vielleicht könnte er mir helfen. Darum duschte ich, machte mich frisch und ging dann los zu Phil. Lucy sah mir grinsend hinterher, dass ich zu Phil ging, wusste sie nämlich.

Wenn die Prinzessin liebt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt