Kapitel 9

1.6K 100 4
                                    


Lucy lief geradewegs in unser Zimmer, ich hinterher.
Doch kaum hatte ich die Tür erreicht, schlug Lucy sie mir vor der Nase zu.
Wahrscheinlich war zwischen ihr und Mario immer noch nicht alles okay.

Vorsichtig klopfte ich an, nichts rührte sich. Ich klopfte noch einmal etwas stärker, doch wieder passierte nichts.
Ich wusste nicht ob es etwas bringen würde, wenn ich rief oder ob die Zimmer schalldicht waren, was ich annahm.
Also nahm ich meinen Schlüssel für das Zimmer und sperrte auf.

Lucy erschrak, als ich herein kam.
Sie saß weinend auf ihrem Bett und hörte Musik.
„Lucy”, sagte ich, sie tat mir wahnsinnig leid, wie sie so da saß und schluchzte.
Sie schniefte und wischte sich ein paar Tränen aus den Augen. „Was ist?”, fragte sie mich, ihre Stimme zitterte.
„Ich wollte nach dir sehen”
„Jetzt siehst du mich”
Ich glaube Lucy wollte nicht, dass man ihr ansah, dass sie traurig war.
„Was ist los?”, fragte ich sie vorsichtig.
Langsam ging ich auf sie zu und setzte mich neben sie.
Lucy begann wieder zu schluchzen.
„Nichts”, antwortete sie, was eine ziemlich doofe Antwort war, weil man genau sehen konnte, dass etwas war.
Ich lies nicht locker. „Nein, Ich seh doch, dass etwas nicht stimmt. Willst du reden?”, fragte ich fürsorglich.
Lucy sagte nichts. Vielleicht versuchte sie meine Frage zu ignorieren, vielleicht wollte sie einfach nicht mit mir reden.
Sie blieb still.
Es kam mir vor, als ob wir Stunden lang so da saßen und einfach nur schwiegen.

Doch irgendwann brach ich die Stille.
„Lucy, du kannst mit mir reden, ehrlich”, meinte ich und ob meine Hände als Beweis, ohne einen Finger zu überkreuzen.

Ich hatte die Hoffnung fast aufgegeben, dass Lucy noch mit mir spräche, doch plötzlich begann sie zu reden.
„Er ist so blöd!", schluchzte sie.
Ich wusste das Mario gemeint war.
„Und das du das heute mit Phil erzählt hast hat es auch nicht besser gemacht!”, meinte sie zu mir und sofort fühlte ich mich schuldig.
„Das tut mir echt leid, ich habe selbst gemerkt, das es doof war”, entschuldigte ich mich.
Lucy sah mich an.
Dann schaute sie wieder auf den Boden.

„Es ist nicht mehr so wie früher mit ihm”, erzählte Lucy mir „Ich habe das Gefühl, dass er seit du da bist seine perfekte Freundin gefunden hat”
Mir stockte der Atem. Wieso dachte sie so etwas? Ich fand Mario schon ganz nett, aber bis jetzt hatten wir uns erst ein paar mal gesehen und noch nicht mal viel miteinander geredet!
„Wieso denkst du das?”, fragte ich Lucy, sichtlich verwirrt.
Mit einem Eiskalten Blick sah sie mich an. „Vielleicht weil du hübsch bist und Phil nicht magst!”, meinte sie, ihr Blick war immer noch kalt wie Eis.
Ich schluckte, ich wollte nicht mit Lucy streiten, deshalb versuchte ich sie etwas zu beruhigen.
„Lucy, ich mag Phil nicht, das stimmt, aber das muss doch nicht gleich heißen das Mario mich besser findet als dich...!”
„Doch natürlich! Ich sehe doch wie er dich anschaut!”, kam sofort ihr Konter.
„Lucy und wenn schon! Glaubst du etwa ich mag Mario? Er ist nett aber mehr nicht! Ich habe erst ein paar Worte mit ihm gewechselt, ich kenne ihn quasi gar nicht!”, versuchte ich Lucy zu überzeugen, doch ich sah genau, wie wenig sie mir glaubte.
„Und außerdem habe ich einen Freund!”, log ich, weil mir echt nichts mehr einfiel, was ich noch zu Lucy sagen hätte können, damit sie sich beruhigte.
Doch meine Lüge brachte was. Lucy wurde ruhig.
„Tut mir leid, Tamara. Ich hätte dich nicht so beschuldigen dürfen, es ist nur Mario hat mich noch nicht mal gefragt ob ich mit ihm zum Ball gehen möchte...”, erklärte sie mir.
Ich nickte. Ich war schon froh, das meine Lüge etwas gebracht hatte, aber ich habe noch nie in meinem ganzen Leben so eine große Lüge erzählt und hatte deswegen ein sehr komisches Gefühl.
Und plötzlich fing Lucy an zu lästern, sie lästerte über Mario und ich fand das ganze fast amüsant, da mir diese Dinge an Mario erst jetzt richtig auffielen.
Uns fiel zum Beispiel auf, dass er viel zu abstehende Ohren hat oder dass seine Anzüge komischerweise immer ein bisschen zu groß waren.
Das tat gut und ich war froh, dass es Lucy schon ein bisschen besser ging und sie nicht sauer auf mich war.

Und dann hatte ich einen Plan.
Ich und Lucy suchten das schönste Kleid aus, das Lucy hatte.
Morgen wenn wir unterricht haben, sollten Mario die Augen ausfallen, damit er sah was er ohne Lucy verpasst!

Wir zogen uns um und wollten schlafen gehen, aber kaum war das Licht aus flüsterte Lucy: „Danke, dass du mir hinterher gelaufen bist und mich getröstet hast. Das habe ich gebraucht”
Ich musste schmunzeln und wollte irgendwas sagen, doch mir fiel nichts ein, aber die Stille war auch schön.
Und dann schlief ich ein, auch wenn mir meine Lüge schwer auf den Magen schlug und ich davon Alpträume bekam.

Wenn die Prinzessin liebt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt