PoV Stegi
Ich weiß nicht, wie lange ich noch zusammen gekauert auf dem kalten Boden der Umkleiden lag, aber als ich die Augen, welche ich die ganze Zeit über zusammen gepresst hatte, wieder öffnete, war außer mir niemand mehr hier.
Vorsichtig nahm ich die Hände von meinem Kopf, welche ich schützend um ihn gelegt hatte. Dann versuchte ich aufzustehen. Augenblicklich spürte ich unheimliche Schmerzen an den Stellen, wo Tim mich geschlagen hatte. Scharf sog ich die Luft ein, biss die Zähne zusammen und rappelte mich dann auf.
Ich schleppte mich zu meinen Sachen und zog mich leicht zitternd um.
Tausende Gedanken schwirrten mir durch den Kopf. Obwohl ich so etwas ja mehr oder weniger gewohnt war, überkam mich eine Mischung aus Wut und Angst. Wut, auf mich selber, weil ich mir mit einem einzigen falschen Wurf alles an dieser Schule verdorben hatte und Angst, vor dem, was noch geschehen würde.
Ich lief aus der Sporthalle raus. Anscheinend hatte die nächste Stunde schon wieder begonnen, denn in der Schule war es leer. Alle waren in ihren Klassenräumen.
Ich hatte jetzt Deutsch. Deutsch mit Tim und allen anderen, die vorhin Zeuge davon wurden, wie er mich geschlagen hatte.
Mein Oberkörper schmerzte tierisch. Tim hatte einen verdammt festen Schlag. Ich würde sogar sagen er war ein bisschen stärker als Marcel. Bei dem Gedanken daran lief mir ein Schauer über den Rücken.
Ich hatte heute noch 5 Stunden. Alle mit Tim.
So langsam wurde ich immer verzweifelter. Ich wollte nicht zurück zu diesen Leuten.
Auf dem Internat hätte ich jetzt geschwänzt. Ich wäre einfach raus aus dem Gebäude gelaufen, damit ich für den Rest des Tages meine Ruhe hatte und mich erholen konnte.
Ehe ich auch nur ansatzweise auf falsche Gedanken kommen konnte, hörte ich eine mir vertraute Stimme.
"Stegi!"
Ich drehte mich um und sah Palle, welcher auf mich zu kam. "Geht's dir gut? Oh Gott, war es sehr schlimm?"
Verwirrt schaute ich ihn an. "Woher weißt du..?" "..Was passiert ist? Das hat sich innerhalb der letzten Pause in der halben Schule rumgesprochen. Einige haben sich ja schon gefragt wieso Tim dich bisher verschont hat, dafür feiern sie ihn jetzt mehr denn je, dass er wieder 'der Alte' ist." Palle sah mich mitleidig an.
Ich sagte nichts. War immer noch dabei das Ganze zu verarbeiten. Ich atmete tief ein und aus, dann sagte ich: "Ich muss hier weg, Palle."
Erschrocken sah er mich an. "Stegi, du kannst nicht einfach hier weg."
Ich hatte ihm erzählt, dass ich früher oft geschwänzt hatte und deshalb fast vom Internat geflogen wäre. Er wusste auch, dass ich einen abgrundtiefen Hass auf das Internat hatte, allerdings war ihm der Grund dafür nicht bekannt. Das hatte ich ihm verschwiegen, und er respektierte dies. Dennoch war ihm klar, dass ich, wenn ich wieder schwänzen würde, die Schule wieder verlassen und zurück zum Internat müsste.
"Du bist doch erst seit ein paar Tagen hier. Du darfst dich jetzt nicht einschüchtern lassen. Wenn du jetzt wieder schwänzt, haben sie schon gewonnen", sagte Palle.
Er hatte Recht. "Aber es graut mir jetzt schon davor, dass ich zurück zu diesen Leuten muss", murmelte ich. Er nickte verständnisvoll und schien kurz zu überlegen, dann sagte er: "Gut, du kannst dich jetzt im Sekretariat abmelden und sagen, dass es dir gesundheitlich nicht gut geht, dann kannst du nach Hause gehen." Verwundert schaute ich ihn an. "Sowas kann man hier machen?" "Ja", entgegnete er. "Aber ich warne dich. Wenn du das zu oft machst, ruft die Schule bei deinen Eltern an und fragt, ob es dir wirklich nicht gut ging." Ich nickte. "Okay."
Palle begleitete mich zum Sekretariat. Nachdem die Sekretärin mich leicht skeptisch angeguckt hatte als ich ihr erklärt hatte, dass es mir nicht gut ging, hatte sie mir dann doch einen Zettel gegeben, auf dem mein Fehlen im Unterricht entschuldigt wurde.
"Okay, Stegi. Ich komm' nach der Schule vorbei, dann lenk' ich dich ab, ja?" Dankbar nahm ich sein Angebot an. Wir verabschiedeten uns und ich wollte grade gehen, da hielt er mich auf.
"Stegi?", rief er. Fragend drehte ich mich um.
"Alles wird gut, ja?"
Ich zwang mich zu einem Lächeln, winkte noch kurz und verschwand dann endlich aus dem großen Schulgebäude.
Draußen war es kalt, doch mir war es egal. Ich war nur froh hier weg zu können.
Ich stieg in den Bus, welcher zu dieser Uhrzeit relativ leer war. Dann ließ ich mich auf einem Platz ganz hinten am Fenster nieder und schloss erschöpft die Augen.
Wie viel Pech konnte man eigentlich haben? Wieso war ich, nachdem ich es endlich geschafft hatte, vom Internat weg zu kommen auf so einer Schule gelandet?
Dennoch, war diese Schule immer noch besser als das Internat.
Denn ich hatte jetzt einen Freund gefunden. Palle war tatsächlich schon nach wenigen Tagen ein guter Freund geworden. Auf dem Internat hatte ich niemanden.
Außerdem konnte ich nach dem Unterricht nach Hause. Egal, was Tim und seine Leute in der Schule mit mir vorhatten, zu Hause würde ich meine Ruhe haben. Und auch am Wochenende.
Dennoch überkam mich eine tierische Angst, als ich wieder an Tim denken musste. Ich wusste, es würde nicht leicht werden, nein, im Gegenteil.
Wieder stellte ich mir diese eine Frage.
Wie viel Pech konnte ich eigentlich haben?-----
Jaja, Stegi, eigentlich ist es das Beste was dir je passiert ist, aber bis du das erfährst, wird noch 'ne Menge passieren. ¯\_(ツ)_/¯
Sorry, dass jetzt schon wieder nicht so viel passiert ist. :c Dafür aber in den nächsten Kapiteln. :3
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Liebe oder Macht? ~ Stexpert FF
Fanfiction•Er lachte. Doch irgendwas war anders an diesem Lachen. Es war nicht so fies wie sonst. Seine dunklen Augen funkelten mich warm an. Moment, warm? Bildete ich mir das nur ein? "Jetzt geh auch, Spasti. Deine Anwesenheit nervt so langsam." Eingebildet...