Kapitel 31

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PoV Stegi

"Ach, auch mal angekommen?", grinste Palle mich an als ich mich endlich neben ihn auf den Sitzplatz fallen lies. Ich boxte ihm leicht an die Schulter. "Pff, das war gar nicht so einfach da durchzukommen", brummte ich, musste dann aber auch lachen. "Hast ja zum Glück Hilfe bekommen", zwinkerte er und sah in Tim's Richtung. Automatisch bemerkte ich, wie ich rot wurde. "Ja, zum Glück..", murmelte ich leise und senkte den Kopf. Neben mir hörte ich Palle leise kichern.

Als der Bus dann endlich vor der Schule hielt, stiegen wir aus und machten uns auf den Weg zu den Klassenräumen. Kurz bevor wir uns trennen mussten, fragte Palle: "Und? Nachher zocken?" Ich nickte. "Kannst zu mir kommen", meinte ich. "Okay. Wir sehen uns in der Pause, ja?" "Jo. Bis später." Mit diesen Worten verabschiedeten wir uns. Er lief in die eine Richtung, ich in die andere.
Leider waren wir ja nicht in der selben Klasse und hatten auch sonst keine Fächer zusammen. Aber dafür verging keine Pause, die wir nicht zusammen verbrachten.

Als ich an meinem Klassenraum ankam, war der Lehrer noch nicht da und der Raum noch geschlossen. Ich stellte mich etwas abseits der anderen. Tim und Rafael unterhielten sich lachend, wobei eher nur Rafael lachte. Tim schien etwas abwesend zu sein. Er nickte gelegentlich und sagte ab und zu was, aber ansonsten war er stiller als sonst, irgendwie nachdenklich und auch etwas müde. Hatte er schlecht geschlafen? Seine brauen Haare waren nicht so perfekt gestylt wie sonst, vereinzelt hingen ihm Strähnen ins Gesicht und wenn man genauer hinsah zeichneten sich dunkle Schatten unter seinen Augen ab. Trotz allem sah er immer noch gut aus. Warte, was?
Auf einmal sah er genau in meine Richtung. Ich erschrak. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich ihn ziemlich angestarrt haben musste. Unsere Blicke trafen sich. Fragend zog er eine Augenbraue hoch. Ich schluckte und sah ihn entschuldigend an, woraufhin er nur leicht den Kopf schüttelte. Schnell sah ich weg.

Der Lehrer kam und schloss die Klasse auf. Jeder lies sich an seinem Platz nieder. Wir hatten Erdkunde und saß somit schräg hinter Tim.
"So, holt bitte eure Materialien raus, damit wir anfangen können", ertönte die Stimme meines Lehrers.

Während des Unterrichts war ich irgendwie abgelenkt. Immer wieder erwischte ich mich dabei, wie ich zu Tim sah. Was war los mit mir? Was erwartete ich?
Doch ich schien nicht der einzige zu sein, der sich nicht auf den Unterricht konzentrierte. Auch Tim starrte abwesend auf seine Hände.
"Tim?" Genannter zuckte zusammen, als der Lehrer seinen Namen sagte. "Weißt du die Antwort?" Tim sah irritiert zur Tafel. Dann schüttelte er den Kopf. "Nein, weiß ich nicht." Ein Raunen ging durch die Klasse. Niemand hatte damit gerechnet, dass Tim tatsächlich nicht die Antwort wusste. Er war eigentlich sehr gut in Erdkunde, wenn nicht sogar der Beste von uns.
"Hm, okay", meinte mein Lehrer und sah Tim nachdenklich an. Auf einmal guckte er zu mir. "Dann Stegi vielleicht?" Erschrocken sah ich ihn an. Dann warf ich einen Blick auf die Tafel. Moment, das war doch gar nicht so schwer. "Die Stadt ist besonders anfällig für Erdbeben, da sie direkt an einer Subduktionszone liegt", meinte ich. Stille. Ich hielt die Luft an.
"Das ist richtig, Stegi. War aber auch echt nicht schwer", sagte mein Lehrer. Erneut ging ein verwirrtes raunen durch die Klasse. Seit wann konnte ich eine Frage in Erdkunde beantworten, die Tim nicht wusste?
Der Lehrer setzte seinen Unterricht fort. Auf einmal spürte ich einen Blick auf mir. Im Augenwinkel erkannte ich, dass Tim mich ansah. Krampfhaft richtete ich meinen Blick auf den Tisch und knetete nervös meine Finger, bis er wieder wegsah. Er fand bestimmt nicht gut, dass ich einmal besser als er gewesen war.

Nach einer gefühlten Ewigkeit beendete das Klingeln endlich den Unterricht. Sofort packe jeder seine Sachen zusammen. Ich schnappte mir meinen Rucksack und lief aus der Klasse. Als ich den Flur entlanglief, rempelte mich auf einmal jemand an. Es war niemand anderes als Tim. Na klar.
"Geh mir aus dem Weg", zischte er. Neben ihm lief Rafael. Ich wich zurück und sah ihm ungewollt direkt in seine dunklen Augen. Irgendwas faszinierte mich an ihnen. Ich wollte weggucken, doch es gelang mir nicht. Tim blieb stehen. "Was guckst du mich immer so blöd an?" Ich schluckte. "T-tut mir leid... ich...", stotterte ich, sagte dann aber nichts mehr. Was sollte ich denn auch sagen?
Tim stieß genervt die Luft aus. "Reg mich nicht auf", knurrte er. Mit diesen Worten packte er mich an den Schultern und schubste mich zurück. Ich stolperte gegen die Wand. Ehe ich mich versah, spürte ich einen stechenden Schmerz an meiner Wange. Tim hatte mir eine gescheuert. Entsetzt sah ich ihn an. Wofür war das denn jetzt?
Er sah mich abwertend an. "Spasti." Mit diesen Worten lies er mich stehen und ging, dicht gefolgt von Rafael.
Leicht geschockt und verwirrt sah ich ihm nach.
Auf einmal überkam mich Wut. Was sollte das jetzt schon wieder?!
Doch die Wut lies mich unvorsichtig werden.
"Warum tust das?!"
Augenblicklich blieb Tim stehen. Langsam drehte er sich wieder zu mir. Irritiert sah ich mich um, bis ich bemerkte, dass ICH das grade gesagt hatte. Verdammt.
Tim kam auf mich zu und blieb circa einen Meter vor mir stehen. "Wie bitte?", fragte er mit finsterem Blick.
Ich schluckte. Von jetzt auf gleich war meine Wut wieder verflogen, stattdessen stiegen Reue und Angst in mir auf.
"Junge, bist du wirklich zu dumm zum antworten oder tust du nur so? Jetzt antworte." Tim klang sauer. "I-ich w-wollte wissen w-wieso d-du jetzt schon w-wieder so zu m-mir warst...", krächzte ich.
"Wieso sollte ich nicht? Du nervst mich echt übelst." Er sah mich mit finsterem Blick an. "A-aber g-gestern..." "Was 'aber gestern'?"
Ich wusste nicht woher ich auf einmal den Mut nahm, die nächsten Sätze zu sagen. "G-gestern h-hast du m-mich auch nicht geschlagen... Du... h-hast sogar nein gesagt, als Julian dich gefragt hat ob du mich schlagen willst."
Stille.
Leicht geschockt sah Tim mich an.
Ich wusste nicht was in dem Moment in seinem Kopf abging, aber es schien nichts Gutes zu sein.

Plötzlich verengten sich seine Augen bedrohlich, er machte einen Schritt auf mich zu und packte mich an den Schultern, drückte mich ruckartig gegen die Wand. Ich schnappte nach Luft.
"Jetzt hör mir mal zu", zischte er. "Ich weiß nicht wie du drauf kommst, dass ich dich auf irgendeine Art verteidigen würde, aber merk dir eins: Ich kann dich absolut nicht leiden und würde ganz bestimmt nichts für dich riskieren. Also bild dir mal nichts ein und komm auf den Boden der Tatsachen zurück. Du fuckst mich echt übelst ab, also komm erstmal wieder klar bevor du mir so dumm ankommst. Kapiert?!"
Ich spürte wie sich alles in mir zusammen zog. Seine Worte taten mehr weh als seine Taten. Als ich nicht reagierte, schien er noch wütender zu werden. Er packte mich noch fester, kam mir gefährlich nahe. Ich konnte seinen Atem auf meiner Haut spüren.
"Ob. du. das. kapiert. hast." Er betonte jedes Wort einzeln, was dem ganzen noch etwas bedrohlicheres gab.
Wie in Trance nickte ich.
Er musterte mich prüfend. Sein Blick durchbohrte mich. Mit aller Kraft versuchte ich ihm standzuhalten.
Dann stieß er entnervt die Luft aus.
"Gut", knurrte er. "Und jetzt verzieh dich verdammt nochmal."
Das lies ich mir nicht zweimal sagen. Sobald er seinen Griff lockerte, eilte ich an ihm vorbei.

Weg. Einfach nur weg.

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Aaaaals ob ich einfach doch noch ein Kapitel hochgeladen habe. Wer hätte das gedacht?

Hasst mich jetzt aber bitte nicht für diesen Teil. Ich habe unheimlich viele Ideen für diese Story (die euch auch sicherlich gefallen werden), aber das hier gehört halt auch dazu.

Joa, jetzt aber wirklich bis bald.

Und schöne Ferien an die, die jetzt welche haben.

Tschüüüüüüüüüss. ♡

Liebe oder Macht? ~ Stexpert FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt