Kapitel 47

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PoV Stegi

Doch natürlich kam es wie es kommen musste.

Denn als ich so in  Gedanken versunken um die Ecke bog, lief ich natürlich grade heute in  jemanden rein, und es wäre mehr als überflüssig zu sagen, wer es war.

„Wie  klischeehaft", murmelte ich, als ich mich wieder gefangen hatte. Tim  sah mich indessen mit einem Blick an, der finsterer denn je war. „Das...  war so klar", zischte er auf einmal. „Von allen Menschen dieser Welt  muss ich natürlich der Person begegnen, die ich am wenigsten leiden  kann." Autsch. Obwohl er so etwas nicht das erste Mal zu mir sagte, tat  es irgendwie weh.

„Glaub mir, ich war auch nicht scharf darauf  dich zu sehen." sagte ich wahrheitsgemäß und im selben Moment  realisierte ich, dass ich unvorsichtig geworden war. Das bemerkte auch  Tim, denn sein Blick wurde, falls überhaupt möglich, noch finsterer.

„Wie  bitte?", knurrte er. „A-ach nichts. Ich... muss weiter", sagte ich  schnell und versuchte an ihm vorbei zu gehen, doch er baute sich vor mir  auf und versperrte mir den Weg. Unwillkürlich verdrehte ich die Augen.  „Wirklich jetzt?" Ich wusste nicht, woher ich auf einmal diesen Mut  nahm. Aber eins war klar: Es sollte sich als Fehler erweisen. Sollte.

Tims Augen verengten sich. „Ganz schön mutig geworden. Wird Zeit, dass sich das wieder ändert."

Ehe ich verstand, was er damit meinte, ballten sich seine Fäuste.

Entsetzt realisierte ich dies. Wollte er mich jetzt wirklich wieder schlagen?

Er machte noch einen Schritt auf mich zu, sodass ich automatisch zurückwich, bis ich die Wand an meinem Rücken spürte.

Anscheinend meinte er es wirklich ernst.

„Was guckst du denn so, Spasti? Hat's dir die Sprache verschlagen?"

Ich  schluckte. Wieso war er wieder so? Wieso hatte sich alles so schnell  wieder geändert? Von all den Dingen, die in den letzten drei Wochen  passiert waren, ergab das hier am wenigsten Sinn.

Und man könnte  meinen, dass das, was jetzt folgte, tatsächlich geschah, weil ich  mutiger geworden war. Aber eigentlich, eigentlich war da nur  Verzweiflung, die mich dazu trieb, ein einziges Wort zu sagen, welches  alles verändern sollte.

„Nein."

Tim hielt in der Bewegung inne. Schlagartig änderte sich sein Gesichtsausdruck in Verwirrtheit. „Was hast du gesagt?"

„Nein."

„Was zum..." „Du kannst mich jetzt nicht einfach schlagen."

Stille.

„...Und wieso kann ich das nicht?"

„Weil...", begann ich, wusste dann aber nicht weiter.

„Ja?"

„Weil... also, weil..." Abwartend sah Tim mich an. Der finstere Blick war auf einmal weitgehend aus seinem Gesicht verschwunden.

Und in dem Moment wusste ich die Antwort.

„Weil  das absolut keinen Sinn ergibt. Du kannst nicht einfach drei Wochen  lang nichts machen, mich weder schlagen, noch beleidigen, und dann, ganz  plötzlich änderst du deine Meinung. Aber weißt du, was du am wenigsten  machen kannst?" Tim zog fragend eine Augenbraue hoch. Ich holte tief  Luft.

„Du kannst nicht einfach Marcel schlagen, und dann mich."
„Und wieso um alles in der Welt sollte ich das nicht können?"
„WEIL  DAS KEINEN SINN ERGIBT!" Auf einmal schrie ich richtig. Ja, ich, Stegi,  schrie tatsächlich grade Tim an. Dieser runzelte nun die Stirn.

Ich atmete tief ein und aus. Dann sprach ich weiter.

„Hast du eigentlich eine Ahnung, wer Marcel  überhaupt ist? Weißt du eigentlich, dass er mein komplettes Leben  zerstört hat? Und dass er damit weitermachen wird, egal wo ich bin. Er  wird immer wieder einen Weg finden, mir mein Leben zur Hölle zu machen.  Weißt du eigentlich wirklich wen du da geschlagen hast? Und bitte, sag jetzt nicht ja, denn sonst werde ich bei der ganzen Sache niemals durchblicken." „Ja."

Ich sah ihn an. Für eine gefühlte Ewigkeit sah ich ihn einfach nur an.

Dann  atmete ich tief ein und aus. „Okay. Das war's. Ich wollte es mir  eigentlich nicht eingestehen, aber die einzige logische Antwort hierfür  ist leider, dass du ein riesengroßes Arschloch bist, das wahllos  irgendwelche Leute schlägt."

„Wie kommst du darauf?", fragte Tim nun. Er war auf einmal ganz ruhig und hörte mir beinahe aufmerksam zu.

Ich  seufzte. „Wenn du wirklich weißt, welche Rolle Marcel in meinem Leben  spielt, dann müsstest du auch wissen, was für einen riesigen Gefallen du  mir getan hast, indem du die Person warst, der es gelang sich gegen ihn  aufzulehnen." „Du hast Recht."

Irritiert sah ich ihn an. „Womit?"

Tim  seufzte. Er sah auf einmal total fertig aus, von seiner schlechten  Laune war jede Spur verschwunden. Dann holte er tief Luft.

„Damit, dass das alles keinen Sinn ergibt."

„Aber...",  begann ich, doch er sprach weiter. „Weißt du, das ist das Problem,  Stegi. Ich hab das Gefühl, dass du mit allem, was du sagst, Recht hast.  Und... dass ich dich jetzt schlagen wollte... das ergibt tatsächlich am  wenigsten Sinn."

Ich konnte meinen Ohren nicht trauen. Mit offenem  Mund starrte ich ihn an. Träumte ich grade, oder hatte er das wirklich  gesagt?

„Und ja, ich habe das grade wirklich gesagt, also Mund zu." Ein leichtes Grinsen huschte über seine Lippen als er dies sagte.

Ich klappte den Mund wieder zu und wollte etwas sagen, aber die Worte blieben mir im Hals stecken.

Tim  kratzte sich nun verlegen am Kopf. „Naja...", murmelte er. „Ich schätze  ich geh dann mal..." Mit diesen Worten drehte Tim sich um.

Tim,  welcher mich grade noch schlagen wollte, hatte sich auf einmal  umentschieden, ausgelöst durch meine Verzweiflung. Das war so  unrealistisch, und doch war es genau das, was grade passiert war.

Und im letzten Moment, kurz bevor er um die Ecke verschwunden war, bekam ich meine Stimme wieder.

„Warte!" Augenblicklich blieb er stehen. „Bitte... sag mir die Wahrheit. Was ist wirklich an dem Tag passiert?"

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Da da da dammmm. (Bitte lest das singend.)

Der Cut ist ja noch mieser als der vom letzten Kapitel, ew. Es tut mir leid.

Ergibt das alles noch Sinn und versteht ihr, wie das Ganze gemeint ist? Ich bin mir da nämlich nicht mehr so sicher, ob ich alles so rüberbringen kann, wie ich es mir vorstelle.🙄

Danke für eure ganzen Kommentare.
Tschüüüüüüüüüüüss.❤

Liebe oder Macht? ~ Stexpert FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt