#08

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"Wenn dieses Weib mich noch einmal anspricht, dreh' ich ihr den Hals um." sagte ich zähneknirschend, während ich zum Lächeln zwang und in ihre ach so freundliche Visage blickte. Ich spürte, wie Fynn mir zur Beruhigung über den Rücken strich und dann seine Hand auf meiner Taille ruhen ließ. Wir begrüßten und uns stellten uns vor und unterhielten uns über das Event. Ist ja nicht so, dass Lacy und ich uns schon mal heute getroffen haben.

Gott, wenn wir noch länger reden, gehe ich ihr an die Gurgel.

Die Stimmung zwischen uns Vieren war alles andere als angenehm. Zumindest sah ich das in meinen Augen so. Fynn und Lucas haben sich gezwungenermaßen "nett" begrüßt und unterhalten, aber ich spürte die Spannung zwischen ihnen. Es ist nicht sehr schön den Typen Angesicht zu Angesicht zustehen, nachdem der eine dem anderen das Weib von der Nase gekrallt hatte. Außerdem sind sie trotz ihres Familienstandes nicht begeistert voneinander. Lucas schaute mich verwirrt an und wies mich auf Fynn, woraufhin ich nur gleichgültig mit den Schultern zuckte und mich wieder dem langweiligen Gespräch mit Lacy widmete.

"Ja, und auf jeden Fall fänden wir es toll, wenn Sie auf unsere Hochzeit kommen." Bei dem Wort Hochzeit setzte meine Atmung für eine kurze Zeit aus und ich sah sie mit weiten Augen an. Auch ihr Verlobter wurde auf einmal stutzig und sah sie verdutzt an. Was ist eigentlich mit ihr falsch gelaufen? Warum will sie mich immer und überall dabeihaben? Gut, wenn sie das möchte, bin ich dabei. Lucas hatte ja wohl auch keine Meinung. Wenn ihm das so egal ist, dann komme ich. Der muss sich mit den Konsequenzen auseinandersetzen, wenn er seinen Mund nicht aufkriegt.

"Ehm, gerne."

"Fantastisch, dann möchte ich Sie und ihr Date nicht mehr aufhalten. Einen schönen Abend noch." verabschiedete sie sich, nahm Lucas' Hand und stolzierte zielstrebig auf die Bar zu. Zurückbleiben mein "Date" und ein verwirrtes Ich kurz vorm Eingang stehen und schauten dem Pärchen noch hinterher, bis ich sie in der Menschenmenge aus den Augen verlor.

"Man, was war das für ein aufdringliches Weib." bemerkte Fynn und sah mich an.

"Ja, und für sie sollte ich die Heiratsringe aussuchen." erwähnte ich monoton.

"Weiß sie, dass du Lucas'- naja Lucas' Ex bist?"
Wow, Fynn. Du nimmst dir aber auch echt kein Blatt mehr vor dem Mund und haust alles raus, was dir so im Kopf rumschwirrt. Wo ist der schüchterne und diskrete Kerl nur hin? Er ist erwachsen geworden. Leider.

"Keine Ahnung. Ich denke schon, aber irgendwie auch nicht. Ich mein' ich bin so viel in ihren Hochzeitsvorbereitungen involviert, ohne dass ich mich dafür gemeldet habe. Wenn sie das wüsste, würde sie mich da so viel mithelfen lassen? Sie könnte das genauso absichtlich machen, um mir das unter die Nase zu reiben. Ach, ich weiß nicht." erwiderte ich seufzend und ließ die Schultern hängen. Sogar wenn ich mir Mühe gebe, ich bin mehr oder weniger immer in Sachen involviert, die was mit Lucas zu tun haben. Genau jetzt, wenn ich versuche mich für eine neue Person zu interessieren. Ich möchte endlich von Lucas frei sein. Frei von diesem Drama. Er weiß einfach nicht was er will. Mich kann er nicht mehr im Leben haben, ich will das auch nicht mehr. Er hat ja gezeigt, wie einfach es für ihn war, mich zu ersetzen. Mir war wieder mal zum Weinen zu mute.

"Komm, ich weiß was du jetzt brauchst." meinte Fynn, schnappte sich meine Hand und verließ das Lokal. Auch wenn ich nicht wusste, wohin es geht, freute ich mich. Ich freute mich einfach, weil ich was Fynn mache. Während wir Händchenhaltend zu meinem Auto liefen, kribbelte meine Hand etwas. Es bildete sich ein Lächeln auf meinen Lippen, als ich mich auf den Beifahrersitz hinsetzte. Fynn fuhr durch die Stadt und brachte uns zu Starbucks.

Ich spürte die kalte Nachtluft in jedem einzelnen Atemzug. Hätte ich nur meinen Schal mitgenommen. Wenn ich noch länger draußen bleibe, dann werde ich mir eine fette Erkältung holen. Kaum als ich aus dem Auto gestiegen bin, griff er wieder nach meiner Hand und steuerte auf das Café zu. Er führte mich zu einem kleinen Tisch am Fenster und setzte mich auf die Bank hin. Ich machte es mir auf der Bank gemütlich und wärmte mich ein wenig auf.

"Bin gleich da." Dann ging er zur Theke und bestellte sich was. Durch das ganze hin und her rennen in der Kälte hatte dazu geführt, dass Fynn eine rote Nase bekam. Als ich zuschaute wie er das Geld dem Kassierer gab und die Kaffeebecher in die Hand, musste ich grinsen.

Warum habe ich mich eigentlich für Lucas entschieden? Fynn wäre die bessere Wahl gewesen. Man, war ich damals blöd.

"Hier habe ich für dich einen Kaffee und einen Blaubeermuffin. Das hattest du dir früher immer bestellt und hat deine Laune am schnellsten gehoben." erwähnte er und grinste verlegen, während er sich vor mich hinpflanzte und sich seinem Kaffee widmete.

"Dass, du dir das noch gemerkt hast, Wahnsinn." murmelte ich lächelnd und griff nach dem Muffin. Hm, das riecht fantastisch. Fynn ist wirklich süß und ein klasse Freund. Warum war ich früher so blöd? Vielleicht ist das ein Zeichen des Schicksals, dass ich Fynn jetzt wieder zufällig begegnet bin. Ich bekomme nochmal die Chance mit ihm. Ich werde sie dieses Mal nutzen und mich nicht hoffentlich nicht irren. 

And the capricious fateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt