"Miss Blair, morgen sind Sie auf das Eröffnungsevent des neuen Einkaufszentrums von Mr. Thompson eingeladen." berichtete mir Ella über die Lautsprecheranlage.
"Morgen schon?" zähneknirschend blickte ich in den Kalender und stellte fest, dass das wirklich morgen stattfindet.
"Gut, war's das?"
"Ja." Ich bedankte mich bei ihr und schickte sie am Ende in den Feierabend, da sie heute schon lang' genug gearbeitet hatte.
"Schönen Abend noch."
"Ihnen auch." erwiderte ich lächelnd und machte mich ebenfalls bereit nach Hause zugehen. Draußen an der frischen Luft atmetete ich tief durch und blickte in den Himmel hoch. Weit und breit kein einziger Stern in Sicht. Seufzend ging ich zu meinem Auto rüber und bemerkte, dass sich jemand danebenstand. Da ist es dunkel war konnte ich die Person nicht identifizieren. Je näher ich meinem Auto kam, desto stutziger wurde ich. Es war auf jeden Fall eine eher männliche Person, soweit konnte ich sehen. Die Gestalt kam mit bekannt vor, doch da sie mit dem Rücken zu mir stand, konnte ich nur vage Vermutungen aufstellen.
Und gerade als ich die Person antippen wollte, drehte sie sich um und ich blickte direkt in Lucas' Augen. Mir blieb vor Schock die Luft weg und ich sah ihn mit weit aufgerissenen Augen und offenen Mund an.
"L-lucas. Was machst du hier?" krächzte ich und schloss meinen Mund wieder.
"Ich wollte mit dir reden." Er hatte seine Hände in der Jackentasche und klang etwas verschnupft.
Reden. Was will er bitte schön bereden? Als ob ich mich nicht genug mit seiner bescheuerten Verlobten beschäftigt bin. Und das nicht freiwillig. Aber auch wenn ich noch so genervt bin, kann ich mir selbst nicht abkaufen, dass ich nicht ganz abgeneigt bin ihn mal wieder aufzutreffen.
"Über uns." erwiderte Lucas seufzend.
"Über uns?" Überraschend wiederholte ich seine Antwort.
"Ja. Über uns. Ich bin nämlich der Meinung, dass ich ihr dir einige Erklärungen schuldig bin. Und.."
"Und?" Ich verschränkte meine Arme und blickte erwartungsvoll zu ihm hoch.
"Und ich hoffe- Ach, das ist erstmal unwichtig. Hast du irgendwelche Fragen, die du unbedingt beantwortet haben möchtest, bevor ich beginne?"
"Ähm. Ja. Wollen wir uns nicht vielleicht in den Wagen reinsetzen? Nicht, dass du nicht noch krank wirst."
Lucas stimmte mir lächelnd zu, woraufhin ich die Fahrertür öffnete, einstieg und ihn darauf hinwies sich ebenfalls hinzupflanzen.
Die Stimmung war irgendwie komisch zwischen uns. Also nicht komisch-komisch sondern komisch-vertraut. Es kam mir vor als wäre er so fern und doch so nah. Ach du heilige scheiße, kaum ist er bei mir in der Nähe werde ich wieder so sentimental und rede von so etwas kitschigem. Dieser Mann macht mich echt fertig. Ich konnte mich für eine lange Zeit endlich von ihm fernhalten. Die meiste Zeit habe ich nur mit seiner Verlobten kommuniziert und das war zu meiner Überraschung gar nicht so schlimm.
"Jetzt kannst du fortfahren." teilte ich ihm mit und schaltete währenddessen den Motor an, um uns aufzuwärmen.
"Puh, gut. Wo soll ich nur anfangen? Eh. Ah."
Ich legte meine Hände unter meine Oberschenkel und wartete gespannt darauf, was er zu sagen hat. Aber dennoch frag ich mich, ob ich eigentlich auch dazu bereit bin alles zu erfahren.
"Also, Lacy und ich haben uns auf einem Blind Date kennengelernt." Als er mir das mitgeteilt hatte, schnellte meinen Kopf nach rechts und sah ihn ungläubig an.
"Ja ich ging auf Blind Dates. Aber das war nicht meine Idee, sondern die meiner Eltern gewesen. Sie waren der Meinung, dass ich endlich heiraten sollte, weil es mit uns leider gescheitert ist. Ich ließ mich daraufhin nur ein, weil ich dachte, dass ich eh in Amerika bleiben werde. Aber ich muss jedoch dich aufklären, ein Blind Date war das nicht wirklich. Auf der Geburtstagsfeier meines Bruders wurde sie mir vorgestellt." Seine Eltern waren wohl derselben Meinung wie meine. Blind Dates sind das Wahre, weil wie man sehen konnte, hat die Liebe nicht gehalten.
Er machte eine Pause und sah mich an, woraufhin ich nickte damit er fortfuhr.
"Irgendwie haben wir uns sehr gut verstanden weshalb fingen wir an uns öfters zu treffen. Meine Eltern lernten sie kennen und waren sofort von ihr begeistert und du kennst sie ja. Sie haben uns die ganze Zeit aufgedrängt endlich zu heiraten und da ich nichts gegen sie auszusetzen hatte, stimmte ich ihnen zu."
"Du hast wirklich nicht lange gezögert." bemerkte ich.
Ich wollte nicht vorwurfsvoll oder verbittert klingen, aber irgendwie musste ich das loswerden. Heiraten war zwar nie ein großes Thema für uns beide, als wir noch zusammen waren. Wir waren der Meinung, dass wir einfach noch zu jung waren. Doch es stand im Raum, in den nächsten Jahren den nächsten Schritt zu wagen. Aber dass er ohne zu zögern seinen Eltern zustimmte und ihr einen Antrag gemacht hatte nach nicht allzu langer Beziehung, machte mich irgendwie wahnsinnig.
Plötzlich verstummte er und schaute zu mir rüber. Ich musste nicht ihn anschauen, denn ich wusste, dass ich ins Schwarze getroffen habe und er sich deswegen unwohl fühlte.
"Blair, ich-"
Ich stoppte ihn, indem ich meine Hand vor seine Nase hielt. "Schon gut. Fahre fort."
"Und dann musste ich wegen der Firma wieder zurück nach Deutschland. Alles passiert so schnell, ich zog hierher und Lacy kam nach. Dann stand schon der Termin für dich Hochzeit fest. Lacy kannte dich schon vorher und ist ein großer Fan von dem Schmuck. Ich hatte mich noch um einiges zu kümmern und kam noch gar nicht dazu dir Bescheid zu sagen, dass ich wieder da bin geschweige, dass ich-. Ich-. Nun ja eine Verlobte habe. Ehe ich es realisieren konnte, machten wir uns schon auf den Weg zu dir. Ich hatte keine Ahnung davon und als wir da waren, wollte ich sofort wieder umdrehen können."
"Hm."
"Ich hätte dich nicht auf diese Weise konfrontieren sollen. Ich wollte dich nie verletzen. Und-."
Ich musste mich zusammenreißen, um nicht gleich loszuheulen. Er schafft es immer wieder mich, um seinen Finger zu wickeln.
"Danke, dass du so ehrlich zu mir warst, ich schätze das wirklich sehr. Wenn es dir nicht ausmacht, würde ich jetzt nach Hause fahren."
"Klar. Das musste sein. Das ist das Mindeste, das ich tun konnte."
Lucas sah mich seufzend an, öffnete die Beifahrertür und stieg aus.
Erst als er dabei war die Tür zu zuschlagen, bemerkte ich, dass er die ganze Zeit noch etwas loswerden musste, es aber nie tat.
"Warte!" Ich schniefte, wischte mir schnell die Träne mit dem Handrücken weg und hoffte, dass er das noch mitbekommen hat.
Lucas bückte sich und öffnete die Tür.
"D-du wolltest noch was sagen." erwähnte ich und unterdrückte mein Stottern.
"Das sage ich dir wann anders. Komm gut heim, Blair." erwiderte Lucas und schenkte mir ein warmes Lächeln.
Ich nickte etwas niedergeschlagen und fuhr los, nachdem er sich vom Wagen entfernt hatte.
Egal was es war, ich möchte es erfahren. Auch wenn ich dann noch trauriger bin. Ich muss es wissen, damit ich endgültig abschließen kann. Ich verkrafte es nicht mehr. Mein Herz macht da nicht mehr mit und wenn ich je wieder eine neue Liebe empfinden und zulassen kann, muss ich Lucas abschreiben.
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And the capricious fate
RomanceEs sind einige Jahre vergangen, Blair und ihre Squad sind älter geworden. Reifer nicht unbedingt aber durchgestanden haben sie einiges müssen. Lucas' und Blair's Beziehung musste auch einies überstehen aber am Ende war kein Happy End für die beiden...