And the capricious fate

#07

"Miss West?", erklang eine zarte Stimme hinter mir und ich spürte ein Tippen an der Schulter. Lacy stand mit einem breiten Lächeln vor mir und begrüßte mich herzlich.

"Miss Jones, schön Sie zusehen." gab ich lächelnd zurück und versuchte mich zusammenreißen, denn als ich sah, dass sie Lucas im Schlepptau hatte, erstarrte ich. Er hingegen sah mich mit einem undefinierbaren Blick an. Ihm war es wohl nicht so unangenehm mich aufzutreffen. Wie kann er nur so leichtfüßig damit umgehen? Ich fühlte mich unheimlich unwohl, denn angesichts der Tatsache, dass wir uns vor ein paar Tagen geküsst haben, obwohl er bald heiraten wird und er ihr es wahrscheinlich nicht erzählt hat, macht mich wahnsinnig. Aber es wundert mich auch nicht. Er hatte schon immer ein Pokerface drauf. Man konnte nie wissen, wie er wirklich fühlt.

"Was für ein Zufall, dass wir uns hier wiedertreffen. Haben Sie also auch von dem neuen schicken Restaurant gehört?" Ich umklammerte mein Sektglas, welches ich in der Hand hielt, fest und dachte im Moment nur daran das Gespräch so schnell wie möglich zu beenden und mich aus dem Staub zu machen.

"Ich kenne den Besitzer. Er ist ein guter Freund von mir und hat mich eingeladen." Sie nickte wissend und griff nach einem Cocktail, der uns im Vorbeigehen serviert wurde. Wir unterhielten und weiterhin über unverfängliche Themen während Lucas sich schön im Hintergrund hielt und nur selten etwas zu der Unterhaltung steuerte.

Ich fragte mich immer wieder, warum die Freundinnen von ihm sich so gut mit mir verstehen. Sollten sie mich nicht eher meiden wollen? Vor allem bei Lacy verstehe ich es überhaupt nicht. Auch wenn sie nicht von hier ist, weiß sie doch bestimmt trotzdem, dass ich seine Ex-Freundin bin. Immerhin stand das tausendmal in der Klatschpresse. Dass ihr das nicht stört, wundert mich sehr, da ich an ihrer Stelle ganz anders reagieren würde.

"Blair, ich muss dir unbedingt jemanden vorstellen- Oh, hallo. Ich bin Steve, der Geschäftsführer." stellte sich vor und schüttelte jedem die Hand. Ich musste mir das Lachen verkneifen, da Lucas und er eigentlich Freunde sind. Aber das hat er Lacy wohl nicht erzählt, denn sie war hellauf begeistert und hatte keinen blassen Schimmer. Ich denke, sie spielt die Naive nur vor.

"Tut mir leid, dass ich euch störe, aber ich muss Miss West kurz entführen." Steve nahm meine Hand und schleifte mich durch die Menge durch zurück zu meinen Freunden, die sich an der Bar befanden.

"Danke." Ich atmete erleichtert aus, als ich endlich weg von dem Pärchen war und stützte mich an der Theke ab.

"Ich finde sie unsympathisch." Liam schüttelte den Kopf und sah Steve an, der zustimmte.

„Glaub mir, ich bin auch kein Fan von ihr."

"Ah, der letzte Gast ist endlich da." Meine Freunde und ich drehten uns gleich um und entdeckten Fynn auf die Bar zusteuern. Mein Blick wanderte unweigerlich zurück zu Steve, der mir ein warmes Lächeln schenkte.

"Chloé hat mir erzählt, wie schön du es fandest ihn wiederzusehen. Also habe ich mir gedacht, ich lade ihn ein." flüsterte Steve mir ins Ohr, da Fynn fast vor mir stand. Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus, als Fynn mich lächelnd ansah und mich zur Begrüßung umarmte.

"Da freut sich aber jemand mich zu sehen." bemerkte er und grinste süffisant, woraufhin ich meine Augen rollte. Während Steve und Fynn sich über das Restaurant unterhielten, schenkte meine Freunde und ich der Entertainmentshow Aufmerksamkeit. Tanzaufführungen, Stand-up Comedians und später folgte eine Live-Band waren das Programm der Events.

"Na, wo ist denn deine Begleitung?" raunte eine heisere Stimme in mein Ohr.

"Die steht an der Bar und flirtet gerade mit ihrem Freund. Und deine?" erwiderte ich und grinste ihn breit an, während Fynn verwundert zu meiner besten Freundin schaute.

"Ich bin heute mal ohne Anhang unterwegs." teilte er mir schulterzuckend mit. Ich nickte seufzend. Aus einem unerklärlichen Grund fragte ich mich die ganze Zeit, ob er noch Gefühle für mich hat.

"Lust zu tanzen? Die Band spielt gerade einen super passenden Song." schlug Fynn mir vor und riss mich somit aus meinen Gedanken. Ich musste grinsen und räusperte mich, bevor ich etwas erwiderte.

"Du erinnerst dich wohl nicht mehr daran, oder?" Seine hochgezogenen Augenbrauen und der fragende Blick wiesen mich darauf hin, dass er sich anscheinend nicht mehr daran erinnern kann.

"Als ich damals bei mir zu Hause 'Tanzunterricht' von den Thompson' Brüdern bekommen habe," bei der Erwähnung der beiden musste ich kurz schlucken und fuhr nach einer kleinen Pause fort.

"Bist du zufällig dazugestoßen und hast dann erfahren, dass ich eine Niete im Tanzen bin. Was für dich anscheinend recht erstaunlich war." beendete ich meine kurze Flashbackstory. Ich blickte zu ihm hoch, sah wie seine Augen sich weiteten und er wissend nickte.

"Ah ja, jetzt erinnere ich mich wieder. Du hast da doch mit Lucas getanzt, stimmt's?"

Ich nickte und wobei ich nervös am Saum meines Kleides fummelte, da ich irgendwie ihn nicht wieder ins Lucasdrama miteinbeziehen möchte. Er hat wegen mir schon genug gelitten. Das möchte ich ihm nicht nochmal antun. Nicht nach all' dem. Dieses hin- und her zwischen uns und Lucas war für alle Beteiligten nicht sehr angenehm.

"Was ist eigentlich inzwischen mit euch? Seid ihr noch-?" Fynn nimmt aber echt kein Blatt vor dem Mund. Dennoch kann ich ihm es nicht übelnehmen. Ich schnitt ihm sofort das Wort ab und teilte ihm mit, dass wir getrennt sind. Den Grund und allgemein die Hintergrundgeschichte ließ ich außen vor. Das muss ich ihm jetzt nicht unbedingt auf einem Event erzählen. Vielleicht irgendwann, wenn wir alleine sind aber nicht hier, wo wir uns im selben Raum wie Lucas und sein Anhang befinden.

"Komm wir tanzen jetzt." Er nahm meine Hand und zerrte mich zu den tanzenden Pärchen.

"Du weißt schon, dass du das noch bereuen wirst, oder?"

"Damit werde ich schon klarkommen." erklärte er mich lächelnd und zog mich an sich. Plötzlich war ich ihm so nah, dass ich seinen warmen Atem auf meiner Haut spürte. Diese ungewöhnlich Nähe machte mich etwas nervös. Mein Körper steht unter Strom und ich wusste nicht was ich machen soll. Fynn bemerkte meine Unbeholfenheit, griff nach meinen beiden Händen und platzierte sie hinter seinem Nacken. Seine hingegen legte er sanft an meiner Taille ab und so 'tanzten' wir - naja besser gesagt im Kreis bewegen - zu der Musik.

"Ich bin wirklich froh, dass wir wieder Kontakt zueinander haben." murmelte er und sah mir dabei in die Augen. Diese unschuldigen dunklen Augen. Daraufhin lächelte ich nur, ging eine Schritt auf ihn zu und lehnte meinen Kopf an seine Brust. Seine Nähe fühlte sich gut an. Es war familiär. Fynn hatte mich immer aufgefangen und war in solchen Situationen, mein Fels in der Brandung. Ich konnte auf ihn zählen.

"Ich erst." flüsterte ich in sein Sakko und hörte dabei, wie sein Herz regelmäßig schlug. Ich weiß nicht, was im Moment mit mir los ist. Bin ich wirklich froh oder brauche ich nur jemanden, der mich tröstet? Ich darf und will Fynn nicht ausnutzen, nur weil ich zurzeit emotional instabil bin. Als der Song vorbei war, gingen wir wieder zurück an die Bar und tranken etwas.

"Ich sollte bald mal nach Hause. Ich habe noch einen Haufen Arbeit vor mir." erwähnte ich beiläufig, da wir uns gerade eigentlich sehr gut unterhalten.

"Gut, ich fahre dich nach Hause." meinte Fynn lächelnd, doch ich winkte ab. Ich musste kurz innehalten. Diesen Satz hatte Lucas immer gesagt. Egal wo ich war, er war immer bereit mich nach Hause zu fahren.

"Nein, das passt schon."

"Dann lass mich dich wenigstens bis zum Auto begleiten."

Ich gab mich geschlagen und stimmte zu. Kurz bevor wir aufbrachen, nahm ich noch einen Schluck von meinem Getränk und folgte dann Fynn nach draußen. Doch als wir uns durch die Menge schlängelten, stießen wir auf Lucas und Lacy. Die beiden hielten uns auf und waren wohl darauf aus, sich mit uns unterhalten zu wollen.

Verdammt. Darauf habe ich jetzt echt keinen Bock.