Wir beide schauten gleichzeitig zur Tür und dann wieder uns an.
"Öffne sie nicht. Ich weiß, dass das Fynn ist."
"Woher weißt du, dass er das ist?" fragte ich ihn verwundert, ging auf Zehenspitzen zur Tür und lugte durch den Spion. Und Lucas hatte, wie ich leider feststellen musste, recht gehabt. Aber das ist erstmal nebensächlich. Was macht Fynn hier eigentlich? Und dann noch um diese Uhrzeit. Gut, Lucas ist auch zur späten Stunde noch bei mir.
"Der Grund ist nicht wichtig. Aber Blair höre bitte auf mich und öffnete diese Tür nicht. Denn das ist wahrscheinlich meine letzte Chance dich zu überzeugen." Lucas ging auf mich zu und griff nach meinen Händen.
"Ich meine es wirklich ernst. Gibst du mir noch eine Chance?" Mein Herzschlag hat ich verdoppelt und verdreifacht als wir uns berührten. In meinem Kopf herrschte nur Chaos. Es war zu nichts im Stande, es lief nur dieses schwarz-weiße Geflimmere, was auch im Fernseher läuft, wenn der Fernseher kaputt war.
Sekunden, Minuten vergingen und alles was ich tat, war in seine Augen zu schauen, während die Klopferei von Fynn für mich nur Hintergrundmusik war. Für einen Moment konnte ich es auch komplett ausblenden aber nur ganz kurz. Danach hörte ich ihn wieder schreien und hämmern. Lucas hob mit seinem Finger mein Kinn hoch und schaute mich mit einem erwartungsvollen Blick an.
Ich befinde mich gerade in einem kompletten Gefühlschaos und weiß, dass ich jetzt keine Entscheidungen treffen kann, die ich danach zutiefst bereuen werde. Dieses Chaos hatte ich schon mal, und zwar mit denselben Jungs. Und dieses Mal sind die Gefühle intensiver. Außerdem muss Lucas erstmal mit seiner Verlobten klären, wenn das zwischen uns überhaupt wieder was wird, denn was wir gemacht haben, ist nicht das was ich unter einer tollen Wiedervereinigung sehe. Eine Affäre, bei der eine unschuldige Frau verletzt wird, nur weil wir zwei Idioten nicht dazu fähig sind mit unseren Gefühlen umzugehen.
Ich holte tief Luft und sah ihn mit einem Lächeln an. "Ich muss erstmal darüber denken. Gib mir etwas Zeit."
Lucas' Schultern hingen schlaff runter und er nickte resigniert. "Ist gut. Nimm dir die Zeit. Ich hoffe, dass du mir, ich meine uns noch eine Chance gibst." flüsterte leise und ließ meine Hand los.
Er drückte mir kurz einen Kuss auf die Lippen, griff nach seinem Sakko und wollte gerade die Wohnung verlassen, da zog ich scharf Luft ein.
"Was ist?" fragte Lucas mich, nachdem er sich wieder umgedreht hatte.
"Fynn steht doch draußen." flüsterte ich und deutete mit dem Finger auf die Tür. In dem Moment realisierte ich erst, was ich da gerade mache. Ich fürchte mich davor, dass Fynn uns zusammen sieht, dabei hab' ich keinen Grund Angst zu haben. Weder Fynn noch Lucas sind mit mir zusammen. Dennoch fühle ich mich schlecht, wenn ich an Fynn denken muss. Es fühlt sich an, als würde ich ihn hintergehen. Ich hatte und habe nie die Absicht gehabt mit seinen Gefühlen zu spielen.
"Er weiß sicher, dass ich da bin. Er kennt meinen Wagen." teilte Lucas mir mit, winkte zum Abschied und ging dann.
Als ich die Tür öffnete, sah ich wie Fynn sich an der Wand angelehnt, seine Hände in den Hosentaschen hatte und auf den Boden schaute.
"Hey." krächzte ich lächelnd.
"Hey."
Ich ging einen Schritt zur Seite, woraufhin Fynn wortlos eintrat und sich aufs Sofa hinsetzte.
***
"Wieso war Lucas bei dir?" konfrontierte mich Fynn gleich, nachdem ich mich zu ihm gesetzt hatte.
"W-weil. Er kam einfach vorbei. Ich wusste nichts davon." Es war mir so unangenehm ihm das mitzuteilen, obwohl ich nichts gemacht habe. Jedoch habe ich das Gefühl ich habe ihn hintergangen. Wir sind zwar offiziell nicht zusammen, aber meinerseits war das schon so etwas ähnliches. Es war die Vorstufe einer Beziehung. Er hat meine Familie kennengelernt und hat mit ihnen und mir Weihnachten verbracht. Das ist schon fast eine Beziehung.
Er nickte und schaute dabei mich kein einziges Mal an. "Und, was hat dich veranlagt zu mir zu fahren?" fragte ich Fynn, in der Hoffnung diese unangenehme Stimmung zu entkommen.
"Ich wollte dich sehen." gab er leise von sich. Bei den Worten musste ich lächeln. Ich wollte gerade etwas dazusagen, da unterbrach er mich.
"Aber, wie ich gesehen habe, hattest du schon Gesellschaft bekommen." fügte Fynn hinzu.
Ich konnte hören, wie enttäuscht und eifersüchtig er klang. Sein leicht vorwurfsvoller Ton verletzte mich, denn ich hatte damit nichts zu tun, dass Lucas da war. Und auch wenn ich ihm das Erzählen würde, würde er mir das glauben, denn er weiß was für eine besondere Rolle Lucas in meinem Leben spielt.
"Fynn, du-" fing ich an, doch als er hochschaute, stockte mein Atem. Fynn sah mir direkt in die Augen und ich in seine. Sie drückten Schmerz und Enttäuschung aus, was mir das Reden noch mehr erschwerte.
"Haben wir was am Laufen oder ist das nur so ein Zwischending? Wir haben nämlich nie darüber geredet, deswegen-" Ich brach mittendrin ab, da ich Angst hatte, dass er meine Worte missversteht.
"Ich bin schon der Meinung. Und ich dachte, das wärst du auch." Er hatte recht aber als Lucas vor meinen Augen auftauchte, hatte die Gedanken beiseitegeschoben und konnte nicht mehr klar denken. Ich bin wirklich ein schlechter Mensch. Fynn hat sowas nicht verdient. Er verdient ein Mädchen, dass ihn aufrichtig liebt ohne emotionale Probleme, die von ihren Ex-Freund verursacht wurden. Denn auch wenn ich mein bestes gebe Lucas zu vergessen, endgültig aus meinem Leben zu streichen und mit Fynn von vorne beginne, wird immer ein kleiner in mir an Lucas hängen. Und dieser Fakt, dass das so ist, macht mich fertig, wütend und traurig zugleich. Denn egal mit wem ich eine Beziehung beginne, sie werden Lucas nie das Wasser reichen können. Er hat mich in Liebesdingen so beeinflusst, dass ich jeden Typen, egal wie perfekt sie auch sind, immer mit ihm vergleichen werden.
"Das habe ich auch so gesehen." erwiderte ich und wendete meinen Blick von ihm weg. Im Moment kann ich ihm nicht in die Augen schauen, sonst pack ich das Gespräch gar nicht mehr.
"Aber du hängst noch an Lucas." stellte Fynn enttäuscht fest. Ich nickte langsam und schloss meine Augen. Ich habe es zugegeben. Es ist wahr. Auch wenn ich nicht weiß, wie das jetzt weiterlaufen soll, ich habe den ersten Schritt gemacht. Ich habe es laut zugegeben und somit einer der wichtigsten Personen in meinem Leben sehr verletzt, weil mir mein Wohl wichtiger war.
"Ich hatte es mir schon gedacht, denn an der Art wie du ihn immer noch anschaust, kann man nicht glauben, dass du über ihn hinweg bist. Dennoch habe ich gehofft, dass das nicht wahr ist." erzählte mir Fynn und seufzte.
Wieder nickte ich, jedoch sah ich ihn dieses Mal an. Seine Mundwinkel zuckten leicht nach oben zu einem Halblächeln, doch ich sah, wie traurig er eigentlich ist. Daraufhin rückte ich ein Stück zu ihm rüber, legte meinen Kopf auf seine Schulter und versuchte dabei nicht zu weinen.
"Auch wenn es nicht zwischen uns geklappt hat, hoffe ich, dass es für dich ein Happy mit Lucas gibt. Du verdienst jemanden der dich glücklich macht und wenn das Lucas ist, muss ich dich nun mal loslassen. Auch wenn's schwer ist." Bei diesen Worten hielt ich nicht mehr stand und fing an zu weinen. Es ist einfach unglaublich wie gut Fynn damit umgeht. So reif und verständnisvoll. Das machte mich noch trauriger, da ich mich jetzt noch schuldiger fühle als vorhin. Er ist die Definition vom perfekten Freund und ich wiederum habe nichts bieten können, außer ihm am Ende sein Herz zu brechen. Ich bin echt eine schlechte Freundin.
"Shh.." Fynn drückte mich näher an sich und streichelte sanft über meinen Rücken.
***
Tut mir soooo leid, wegen der langen Updatepause. Ich hatte schulstress und zwischendurch auch eine Schreibblockade. Dieser Cliffhanger hat mir echt zu schaffen gemacht. Ich hoffe euch gefällt's, wenn ja hinterlasst Feedback.
Achja: Wer ist denn eigentlich alles Team #Flair bzw. #Lucair? Kommentiert doch bitte. Das würde mich echt mal interessieren 😂Die Story neigt sich leider dem Ende zu. Es wird mir echt schwer fallen die Charaktere loszulassen, die ich so liebevoll kreiert habe. Aber ich habe auch schon eine neue angefangen. Sie heißt "Kiss me softly" Schaut doch vorbei wenn ihr wollt.
Bye
xoxo len
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And the capricious fate
RomansaEs sind einige Jahre vergangen, Blair und ihre Squad sind älter geworden. Reifer nicht unbedingt aber durchgestanden haben sie einiges müssen. Lucas' und Blair's Beziehung musste auch einies überstehen aber am Ende war kein Happy End für die beiden...