#18

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Die Tage und Wochen vergingen wie im Flug, da wir versuchten so oft es ging zusammen Dinge zu unternehmen oder einfach nur gemeinsam die Zeit verbringen. Ohne, dass seine Verlobte natürlich etwas mitbekommt. Mich plagten zwar meine Gewissensbisse, doch solange ich mit Lucas zusammen bin, schalte ich da komischerweise ab und es macht mir nichts aus. Doch wenn ich wieder alleine bin, kommt alles hoch. Mit jemandem darüber reden geht auch nicht, da es keiner von meinen Bezugspersonen wissen. Immer und immer wieder war ich kurz davor mit ihm kurzzeitig Schluss zu machen, damit er sich von ihr trennen kann. Doch ich war nicht dazu im Stande. Wie immer.

Nervös knabberte ich am Kuli, den ich aber wieder sofort aus dem Mund nahm, als ich realisierte was ich machte. In weniger 2 Monaten ist die Hochzeit. Je näher der Termin rückt, desto unwohler fühl' ich mich. Aufgebracht brummte ich kurz und steckte eine Haarsträhne hinter mein Ohr. Warum befinde ich mich immer wieder in einem Dilemma, wo ich dabei nur Menschen verletzte? Mich miteingeschlossen. Wieso tu' ich mir das an?

"Ich werde dem ein Ende setzen müssen." sagte ich zu mir selbst. Ich stand auf, nahm meine Tasche und verließ mein Büro. Auf dem Weg spürte Ellas verwirrten Blick im Rücken, als ich an ihrem Schreibtisch vorbeilief, doch es interessierte mich herzlich wenig. Ohne die leiseste Ahnung zu haben, was ich machen und wohin ich eigentlich will, stieg ich in mein Auto und fuhr los. Ich fuhr und fuhr gedankenverloren durch die Stadt, weiter Richtung Stuttgart. Dies bemerkte ich erst nachdem mir ein gelbes Schild rechts vom Wagen in mein Auge sprang. Mein Kopf war im Moment leer und zugleich dachte ich an Lucas.

Während der Fahrt stellte ich mir die verschiedensten Szenarien vor, wie ich am besten die Situation klären könnte, ohne dass Lacy mir den Kopf abreißen würde. Doch das kann ich leider nicht ganz auszuschließen. Ich seufzte und drehte dann das Radio ganz laut auf, als ich hörte, dass Charlie Puth lief.

Oh darling I
Know you're taken
Something 'bout this
Just don't feel right
Every time
One of us, tries to leave here
Oh the other one
Holds on tight
Oh oh
Baby tonight
There's so much love in between us
But you say you gotta get home
Stay here with me
I won't tell a soul

Der Song musste natürlich perfekt zu meiner Situation passen. Natürlich. Ich parkte das Auto neben das von meiner Schwester und stieg mit einem Ohrwurm von diesem Lied aus.

Drinnen empfing mich der Mann von Cassie mit einer herzlichen Umarmung und führte mich ins Wohnzimmer, wo ich auf meine Schwester und Kate traf. Kate ist hier. Warum jetzt? Warum ausgerechnet hier? Obwohl, ich selber nicht mal weiß, warum ich hier bin.

"Blair!" Meine ältere Schwester sprang energisch vom Sofa auf und umarmte mich voller Wucht, sodass ich beinahe umfiel. "Hey Cassie." nuschelte ich in ihr Haar. Die Umarmung tat so gut. Danach begrüßte ich Lucass Schwester ebenfalls mit einer Umarmung und setzte mich zu ihnen. Eigentlich wollte ich wieder weg, denn ich fühlte mich in Kats Anwesenheit unwohl. Es liegt nicht an ihr, sondern daran, dass ich sie sofort mit Lucas und somit auch mit Lacy verbinde und dieses Gefühl schnürt mir im Moment die Kehle zu. Ich suchte nach einer plausiblen Ausrede, um mich zu verdrücken, doch es fiel mir keine glaubwürdige ein. Also blieb mir nichts anderes übrig als dort zu sitzen und zu warten bis Kate geht, damit ich mit Cassie reden kann.

Irgendwann dauerte es mir zu lange, weshalb ich zu Jake ging. Ich hatte ihn erst nach einer Zeit entdeckt. Er saß auf der Terrasse und arbeitete. Zumindest sah das vom Wohnzimmer so aus. Mit einem erleichterten Lächeln entschuldigte ich mich bei den Mädels und ging zu meinem Schwager. Ich öffnete leise und vorsichtig die Tür und legte mich auf die Liege neben ihn hin. "Na, langweiligst dich?" fragte er mich, legte seine Papiere und Laptop zur Seite. Ich nickte lächelnd und beobachtete, wie er sich aufsetzte und sich zu mir wandte.

"Also, was hast du auf dem Herzen?" Jake sah mir direkt in die Augen und wartete gespannt auf meine Antwort.

"Wieso denkst du, dass ich was auf dem Herzen hab'?" erwiderte ich.

"Ich sehs in deinen Augen. Außerdem hast du lange nicht mehr mit uns geredet." Als er das sagte, fühlte ich mich schlecht. Ich bin meistens nur bei den beiden, wenn's mir nicht gut ging. Ich seufzte und ließ meine Schultern hängen.

"Wo soll ich nur anfangen?" Ich spürte schon wie sich langsam Tränen bildeten und ich sah nur noch verschwommen.

"Hey, alles ist gut. Lass dir Zeit. Du musst es nicht sofort erzählen bzw. gar nicht, wenn du nicht willst." meinte Jake leise und setzte sich neben mich hin. Ich holte tief Luft, wischte mir die Tränen weg und fing an zu erzählen. Schritt für Schritt berichtete ich von Lucas und mir. Wie alles anfing und wie es mir im Moment geht. Es fühlte sich so erleichternd an, als ich mir alles von der Seele redete. Als ich fertig war, stieß Cassie dazu. Sie wollte wissen, ob wir mitessen wollen, da Kate und Cassie am Kochen waren. Jake sah mich fragend an, doch ich verneinte kopfschüttelnd. "Ich esse gern mit." teilte er ihr mit.

"Hey, Blair. Ist alles ok?" Plötzlich stand meine ältere Schwester vor meinen Füßen und sah mich besorgt an. "Du hast doch geweint." stellte Cassie fest und in ging in die Hocke, um mir in die Augen sehen zu können. Ich senkte meinen Kopf und blickte auf meine Oberschenkel, damit mir meine Haare ins Gesicht fielen und sie nicht meine verheulten Augen sehen kann, doch das klappte nicht. Sie strich mir die Haare aus dem Gesicht und schaute mir in die Augen.

"Es geht um Lucas, stimmt's?"

"Woher-?" wunderte sich Jake, da unterbrach seine Verlobte ihn.

"Kate hat mir erzählt, dass Lucas sich in letzter Zeit anders verhält und deshalb Lacy immer zu Kate kommt und als sie dich sah, konnte sie sich denken, was los war." Klingt plausibel und irgendwie auch selbstverständlich.

"Möchtest du denn wirklich nichts essen? Isst du überhaupt noch? Du siehst du mager aus. Ne, du kommst jetzt mit rein und isst mit uns mit."

Jap, meine Schwester beantwortet ihre Fragen immer selbst. Sie nahm meine Hand und schleifte mich förmlich durch das Haus, in die Küche, wo sich Kate befand und gerade am Gemüse schnippeln war. Lucas' Schwester schenkte mir ein Lächeln und gab das Gemüse in die Pfanne. Cassie half ihr mit dem Kochen, während ich wie ein kleines Häufchen Elend auf dem Stuhl saß und ihnen zuschaute. Kate hatte nicht nachgefragt bzw. mich ausquetschen wollen, sie hat einfach so getan als wäre nichts. Das Abendessen war somit recht angenehm und ich wurde auch irgendwann lockerer und fügte dem Gespräch hin- und wieder mal was bei.

Nachdem Essen saßen Kate und ich im Wohnzimmer und schauten uns eine Sendung im Fernsehen an, während das Pärchen auf der Terrasse die angenehme Abendluft genoss. Wir beide lachten in selbem Moment über einen Witz, den Max aus 2 Broke Girls machte. Es herrschte danach wieder eine peinlich Stille zwischen uns, als plötzlich ihr Handy klingelte. Ich schaute wieder zum Fernseher, während sie ranging.

Im Laufe des Telefonats merkte ich, dass die Person, mit der Kate redete niemand anderes als ihr Bruder Lucas war. Ich bekam plötzlich Herzklopfen und ich war glücklich und bedrückt zugleich. Wie kann das nur eine Person schaffen zwei Emotionen in mir hervorzurufen?

"Nein, ich bin nicht zu Hause. Ich bin bei Cassie."

"Was ist denn so wichtig, weshalb ich jetzt zu dir fahren sollte?"

"Wieso sagst du das nicht gleich?! Wissen Mum und Dad schon davon?"

"Ich bin schon unterwegs."

"Kannst du Cas' bitte ausrichten, dass es bei mir der Familie einen Notfall gab und sofort wegmuss? Danke." Kate drückte mich kurz und machte sich gleich aus dem Staub. Was wohl passiert ist, weshalb Kate sofort losfuhr?

And the capricious fateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt