#13

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"Guten Morgen, Blair." Ich spürte eine warme Hand auf meiner Schulter und als ich mich umdrehte, blickte ich direkt in Fynns verschlafene Augen.

"Hast du Hunger?" fragte ich ihn und widmete mich wieder den Pancakes, die ich gerade zubereitete. Fynn bejahte und schaute zu wie ich die letzten auf den Teller platzierte. Er nahm mir diesen ab und stellte ihn auf den Esstisch hin. Danach bediente er sich von selbst in der Küche und deckte für meine Verwandten, die ich schon die Treppen runtertrampeln hörte.

"Hm, ich rieche..PANCAKES!" Meine Brüder stürmten ins Zimmer, starrten zuerst mich und dann das Essen an. Alles was ich dazusagen konnte, war nur ein Lächeln, denn an die gierigen Spatzenhirne bin ich schon gewohnt.

Meine Cousins, Brüder, Fynn und meine Wenigkeit setzten uns an den Tisch und begannen zu essen, als unsere Mutter hereinspaziert. "Wie ich sehe hat Blair schon für Frühstück gesorgt." bemerkte sie lächelnd und stellte sich hinter mich. Alle nickten mit vollem Mund, während ich ihr anbot sich zu uns zugesellen, damit ich Nachschub machen kann, aber sie lehnte meinen Vorschlag ab.

"Danke, Schatz aber wir Alten gehen später Brunchen." erwiderte sie und streichelte mir durchs Haar. Nachdem Frühstück schickte ich alle nach oben, damit ich in Ruhe aufräumen konnte. Meine Brüder wollten mir helfen, doch das würde am Ende nur noch schlimmer aussehen, als es davor schon war. Der Einzige, der sich nicht abwimmeln ließ, war Fynn. Er bestand darauf mir zu helfen, da er der Meinung war, dass es das mindeste sei, wenn er hier essen und schlafen durfte. Widerwillig übergab ich das Geschirrtuch und machte mich an den Abwasch.

"Deine Brüder sind immer noch genauso wie ich sie in Erinnerung hatte." bemerkte Fynn und nahm mir einen Teller ab, den ich eigentlich abtrocknen wollte, da ich fertig mit Geschirrspülen war.

"Wie hattest du sie denn in Erinnerung?" Da er schon alles gemacht hatte, wusch ich mir meine Hände und setzte mich danach auf die Arbeitsfläche.

"Die beiden passen immer noch sehr gut auf, dass ihre Schwester ja nicht von Jungs irgendwie verletzt wird. Sie lieben dich so sehr, dass sie sogar freiwillig putzen und aufräumen. Ihr glücklich sein hängt von dir ab." meinte Fynn, verstaute den letzten Teller in den Schrank und stellte sich dann vor mich hin. Alles was er sagte, war richtig, aber mir war nicht klar, dass das Außenstehende bemerkte. Die Tatsache, dass meine Brüder immer noch so sind bzw. schon immer so beschützerisch waren, brachte ich zum Lächeln. Auch wenn sie die nervigsten Lebewesen sind, die ich je gesehen habe, liebe ich die über alles.

Als ich wieder in Fynns Augen schaute, bemerkte ich erst, wie nah er vor mir stand. So nah, dass ich seinen warmen Atem auf meiner Haut spürte. Ich konnte mich nicht mehr rühren, geschweige reden, denn eigentlich wollte ich von ihm wissen, ob die Sache von gestern eine Bedeutung hatte oder nicht. Aber soweit ich sehen kann, hat es wohl was zu bedeuten? Ach, ich habe keine Ahnung. Sein Verhalten verwirrt mich. Er verwirrt mich.

"Weißt du Blair, ich hätte wirklich nicht gedacht, dass meine Gefühle für dich nach all den Jahren wieder da sind." flüsterte er leise, strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und sah mir dabei direkt in die Augen. Mein ganzer Körper stand unter Strom und alles was ich machte, war ihn weit aufgerissenen Augen anzustarren. Vermutlich habe ich ihn mit dem Blick vollkommen verstört. Ich hörte, wie schnell und laut mein Herz klopfte. Ich hasse diese Anspannung, die ich immer habe, wenn ein Junge vor mir steht und kurz davor ist irgendetwas zu machen, wie zum Beispiel zu küssen.

Oh Gott, er nähert sich meinem Gesicht. Was ich mache nur? Fynn schloss seine Augen und kam immer näher zu mir. Ich habe mich noch nie so hilflos vor einem Kuss gefühlt jetzt. So unsicher war ich, dass ich nervös meine Augen schloss und einfach nur hoffte, dass das schnell vorbei ist.

"Guten Mor-" Als diese Stimme in meinen Ohren erklang, war ich froh und traurig zugleich. Einerseits, weil der Kuss doch nicht dazu kam und andererseits, weil ich eigentlich ihn schon küssen wollte. Auch wenn ich mich bestimmt total dumm verhalten hätte. Wir beide fuhren sofort auseinander und schauten verlegen weg. Während er nervös sich am Hinterkopf kratzte, schaukelte ich meine hin- und her und sah dabei zu irgendwohin aber bloß nicht zu ihm. Tante Genevieve kam rein und als sie uns sah, ist sie wieder rückwärts aus dem Zimmer gegangen.

Gott, wie ich solche Situationen hasse. Als wäre es für mich vorhin schon nicht komisch genug gewesen, jetzt kommt das noch dazu. "Blair, kommst du bitte mal kurz." Mein Stichwort.

"Bin gleich wieder da." teilte ich ihm mit, sprang von der Arbeitsfläche runter und ging nach oben ins Zimmer meiner Brüder, wo mich meine Cousins und Brüder erwartungsvoll anschauten.

"Uhm, gibt's ein Problem?" fragte ich und sah in die Runde. "Ja." erwiderten alle synchron. Gott, wie gruselig. Haben die das etwa einstudiert? Es herrschte ein unangenehmes Schweigen zwischen uns, was mich noch nervöser machte, als ich schon war.

"Na dann, raus mit der Sprache." Meine Cousins sahen meine Brüder an und sie mich. Damian nahm daraufhin tief Luft und dann, was für eine Überraschung, sprach Spence. Ihre allseits bekannte Masche, wenn sie etwas zu sagen haben. Ein Zwillingsding halt.

"Was ist nun mit dir und Fynn? Ist da was?" fragte mein Bruder mich. Seufzend rollte ich meine Augen und massierte meine Schläfen.

"Ist das euer Ernst? Wegen dieser Sache macht ihr so ein großes Ding draus?" erwiderte ich leicht gereizt. Normalerweise habe ich nie ein Problem damit, wenn mich jemand über meine, nun ja manchmal nicht vorhandenes, Liebesleben fragt, aber heute ist das einfach nicht in Ordnung. Vor allem, weil Fynn sich noch am selben Ort befindet, wie wir. Ist ja nicht so, dass er das mitbekommen könnte. Meine Familie und ihre Subtilität.

"Also ja oder nein?"

"J..ne.jein. Keine Ahnung. Ich bin gerade selbst dabei es herauszufinden. Also hetzt mich nicht. Macht euch keine Sorgen, ich werde schon nicht als alte Jungfer sterben." Und was mit Lucas ist, weiß ich auch nicht. Seine Worte schwirren immer noch in meinem Hinterkopf herum.

Meine Cousins nickten und flüsterten irgendwas, während Damian und Spence mich misstrauisch anschauten. "Seid nicht so, Jungs. Ich kann euch genauso mit Fragen über eure nicht vorhandenen Freundinnen löchern."

"Jaja, ist ja gut. Wir haben's verstanden. Aber du weißt schon, dass wir das fragen mussten. Immerhin hat er mit uns Weihnachten verbracht und sogar unsere Familie kennengelernt. Das hat bisher nur Lucas machen dürfen." meinte Damian.

"Ja, du hast schon recht aber hättet ihr das nicht erst fragen können, wenn er gegangen ist?" fragte ich mit zähneknirschend.

"Ne, sonst hätte es nicht so viel Spaß gemacht." erwiderte Spencer lachend woraufhin ich die Augen verdrehte.

"Komm her, Schwesterherz. Wir haben dich doch lieb." Meine Brüder nahmen mich lachend in den Arm. "Ich euch nicht." nuschelte ich während der Umarmung, woraufhin die beiden noch mehr lachten. Solche Spatzenhirne.

***

Als ich am Abend wieder zu Hause war, schenkte ich erstmal meinem geliebten Kater etwas Liebe und Essen, bevor ich unter die Dusche ging. Den ganzen Tag über konnte ich an nichts anderes denken als an Fynn und an die Situation in der Küche. Irgendwas macht er mit mir, denn dieses Gefühl, das ich immer bekomme, wenn er in der Nähe ist, hatte ich lange nicht mehr. Und dann höre ich wieder die Worte von Lucas.

Agh, ich habe keine Ahnung was ich machen soll. Es ist als würde ich wieder die Teenager-Blair sein. Genervt von mir selbst stieg ich aus der Dusche raus und betrachtete mich im Spiegel. Ich werde langsam alt. Meine Brüste sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Seufzend wickelte ich mir ein Handtuch um den Körper und tapste ins Ankleidezimmer. In meinem Pyjama setzte ich mich auf mein Bett und schaltet den Fernseher an. Auch wenn ich es nicht aktiv anschaue, läuft der manchmal einfach so im Hintergrund. Ich lackierte mir, währenddessen meine Nägel als es plötzlich klingelte. Wer kommt denn noch um die Uhrzeit? Vorsichtig schraubte ich das Gläschen wieder zu und eilte zur Tür. Da ich um diese Zeit normalerweise keinen Besuch bekomme, schaute ich sicherheitshalber durch den Spion. Als ich erkannte wer da war, zog ich scharf Luft ein.

Was zum Henker will Lucas hier? Zögernd öffnete ich die Tür und bemerkte, wie sein Blick vom Fußabtreter zu mir erhob.

"Hey." begrüßte er mich lächelnd.

"Hi." erwiderte ich mit einem Halblächeln.

And the capricious fateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt