Nach langem hin- und hergrübeln nahm ich mein Handy in die Hand und suchte Lucas' Nummer raus. Es dauerte nicht lange bis ein kurzes Räuspern im Hörer ertönte und sich Lucas meldete.
"Hallo, Blair." Seine Stimme klang neutral und er begrüßte mich mit meinem Namen, woraus ich folgern konnte, dass Lacy sich momentan nicht in seiner Nähe befand.
"Hi. Lucas. Ich-" brach mitten im Satz ab und hielt die Luft an. Was sollte und wollte ich ihm mitteilen? Dass ich ihm doch noch eine Chance geben möchte und somit höchstwahrscheinlich eine Hochzeit platzen lasse? Nein, das kann ich nicht. Wir müssen irgendwie einen anderen Weg finden. Einen der vielleicht nicht so schwerwiegende Folgen mit sich trägt. Blöd nur, dass das leichter gesagt als getan ist.
"Ja?" hakte er nach.
Ich sage es einfach geradeaus, ohne weiter nachzudenken, denn das bringt nichts außer dass ich Kopfschmerzen bekomme.
"Ich möchte uns noch eine Chance geben."
Ich hörte, wie er erleichtert ausatmetete, als hätte er die ganze Zeit den Atem angehalten. Und ich konnte mir gut vorstellen, dass er gerade lächelt. Genauso wie ich. Nachdem ich die Worte ausgesprochen hatte, fühlte es sich so befreiend an. Als würde eine tonnenschwere Last von mir abfallen. Mein Herz klopfte im Moment wie wild und ich grinse wie eine Blöde. Denn allein der Gedanke, dass Lucas genauso fühlt wie ich, macht mich unheimlich glücklich.
"Du glaubst gar nicht, wie sehr mich das freut." bemerkte er.
"Es war auch nicht so einfach. Ich musste mir das erstmal eingestehen und-"
"Ich weiß, Blair. Ich weiß. Gegen dein reines Gewissen ist es wirklich schwer dagegen anzukämpfen." Daraufhin musste ich schmunzeln. Er hatte recht. Mein schlechtes Gewissen ist mein Selbstmord. Ich könnte niemals damit umgehen. Das mit Kelly hat mich nervlich schon stark belastet. Ich hörte ein leises Lachen seinerseits, was ein Kribbeln in meinem Bauch auslöste.
"Ich wollte dir das nur mitteilen und dich nicht zu lange auf die Folter spannen." teilte ich ihm mit und zwirbelte eine Haarsträhne um meinen Finger.
"Danke, das weiß ich sehr zu schätzen." Wir beide lachten auf, da seine Dankbarkeit in dem Fall eigentlich unsinnig war. Die dummen Antworten hat er sich immer noch nicht abgewohnt, fiel mir auf. So viel zum Thema er ist in den Staaten erwachsener geworden und hat sich verändert. Er ist immer noch derselben Idiot, wie damals.
Eine Frage blieb jedoch immer noch offen: Wie geht es jetzt nun weiter? Auch wenn wir das jetzt mit unseren Gefühlen geklärt haben, steht uns immer noch einiges im Weg. Ich glaube, ich erlebe ein Kellydrama 2.0. Ein Déjà-vù folgt nach dem anderen.
"Wie geht's jetzt weiter? Wir können uns jetzt nicht einfach treffen und einen auf Happy Pärchen machen. Du stehst immerhin in wenigen Wochen vor dem Altar."
"Ich werde das alles regeln. Mach dir keine Sorgen. Halte dir morgen Abend frei. Ich hole dich ab. Bis dann, süße."
Bevor ich was dazu sagen konnte, hatte er schon aufgelegt. So ein Idiot, murmelte ich und schmiss mein Handy zur Seite. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht und Gedanken an Lucas ging ich ins Bett und schlief binnen Sekunden ein.
***
"Hm, alles klar. Morgen bei dir zu Hause. Ich sorge für Essen und du für die Getränke." wiederholte ich angestrengt und entnahm mein Handy von meinem Ohr, welches ich vorhin zwischen Schulter und Ohr geklemmt habe. Chloé bestätigte es mit einem lauten 'Ja!' und räusperte sich, um mir weitere Informationen für unseren Mädelsabend zu mitzuteilen. Ich hörte ihr aufmerksam zu und schrieb mir eine Einkaufsliste zusammen, damit ich ja nichts vergesse, als die Tür meines Büros unerwartet geöffnet wurde. Ella hatte mir Bescheid gegeben, dass sie jetzt nach Hause geht und draußen jemand auf mich wartet. Sofort wanderte mein Blick vom Notizblock rüber zur Uhr, wobei ich bemerkte, dass es schon 17 Uhr ist. Ich konnte mir denken, wer da ist.
"Chloé, ich muss auflegen. Schick mir die restlichen Sachen, dann gehe ich morgen einkaufen. Ciao." Ich gab ihr noch einen Schmatzer durch den Hörer und legte danach auf. Aufgeregt packte ich meine Sachen zusammen, schnappte meine Tasche und schloss danach das Büro. Im Eingangsbereich sah ich, wie Lucas lässig auf dem Sessel saß und am Handy tippte. Doch als er mich entdeckt hatte, steckte er es sofort in die Hosentasche und stand auf.
"Schön siehst du aus. Wie immer." teilte Lucas mir lächelnd mit und wollte mir zur Begrüßung küssen, doch ich wich ihm aus. Irgendwie war mir das in dem Moment doch etwas unangenehm, denn der Gedanke, dass Lacy nichts davon weiß, hindert mich daran ihn zu küssen.
"Was wollen wir heute machen?" fragte ich ihn und ging einen Schritt zur Seite. Ich spürte, dass ihn das sichtlich irritiert hat und er selbst nicht wusste, wie er damit umgehen soll. Sein Blick wanderte zu Boden und er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Mir ging es nicht anders.
"Lass dich überraschen." erwiderte er und streckte seine Hand aus. Ich kaute unsicher auf meiner Lippe, dennoch legte ich meine Hand in seine und so verließen wir dann das Gebäude. Auf dem Weg nach unten bat ich ihn sich etwas gedeckt zu halten, damit uns ja kein Mitarbeiter möglicherweise erkennt oder entdeckt, was ehrlich gesagt schwieriger war, als wir dachten. Überall trafen wir auf Leute, die sich von mir verabschiedeten oder ebenfalls auf dem nach draußen sind, sodass uns keine andere Wahl blieb als so zu tun, als hätten wir einen geschäftlichen Termin gehabt.
Im Auto herrschte eine komische Stimmung zwischen uns, was wahrscheinlich wegen vorhin war. Wir schwiegen uns an und lauschten dem Radio zu. Ich wollte ihn nach seinem Tag fragen, doch dann hielt ich mich doch zurück. "Wie war dein Tag?" fragte Lucas mich und stützte sich mit einem Arm am Fenster ab. Mit der rechten Hand steuerte er den Wagen und fuhr die große Hauptstraße entlang.
Wir hatten erstaunlicherweise denselben Gedanken, woraufhin ich lächelte. "Im Großen und Ganzen gut, deiner?" erwiderte ich.
"Anstrengend. Aber jetzt kann ich entspannen." Er blickte kurz zu mir rüber und schenkte mir ein charmantes Lächeln, wobei ich nur dahinschmelzen könnte, welches ich erwiderte und mich glücklich nach hinten fallen ließ. Plötzlich griff er nach meiner Hand und legte sie in seine. Wir fuhren von dort an Händchen haltend und genossen unsere Zweisamkeit. Hier hatte ich keinen einzigen Gedanken an Lacy verschwendet und genoss es in vollen Zügen.
Lucas bog nach einer Weile in ein Restaurant ein, bat mich zu warten und stieg aus. Nach 15 min kam er dann wieder vollbepackt mit Essen zurück und reichte mir das Essen. Wir fuhren raus aus der Stadt und hielten dann bei einem See an. Wir machten es uns mit einer Picknickdecke auf dem Gras gemütlich und aßen die ganzen Leckereien, die er uns geholt hat. Dabei machte er Musik im Auto an und ließ die Tür offen, damit wir auch diese hören können. "Ich weiß, es ist kitschig und nicht die kreativste Idee, aber ich hatte sonst keine andere Idee." entschuldigte Lucas sich und wischte sich die Finger mit einer Serviette ab.
Woraufhin ich schmunzelnd den Kopf schüttelte und meinen Bissen runterschluckte. "Es ist eine wunderbare Idee von dir gewesen." Die Sonne ging langsam unter und der Himmel färbte sich rosarot. Er schaute gerade Richtung Sonne weshalb er seine Augen zusammenkniffen. Das Licht fiel perfekt auf ihn, denn seine langen Wimpern und seine markanten Gesichtszüge kamen zur Geltung. Ich war in dem Moment überglücklich und genoss jede einzelne Sekunde mit ihm.
Als es dann kühler wurde, räumten wir unsere Sache auf und setzten uns ins Auto. Lucas machte das Schiebedach auf und wir fuhren die Sitzlehnen nach hinten, sodass wir uns hinlegten konnten. Wir redeten, lachten, hörten Musik und betrachten später in der Nacht die Sterne, die sich langsam sichtbar machten. Händchenhaltend sangen wir zu den Charts, die im Moment im Radio liefen und lachten uns danach gegenseitig aus, da wir beide so unmusikalisch sind und es bei uns einfach nur furchtbar klang. Nachdem der Song vorbei war, lehnte sich Lucas zu mir rüber und sah mir tief in die Augen.
"Unsere Trennung war der größte Fehler meines Lebens." Ich blickte in seine braunen Rehaugen und lächelte. Keine Sekunde später lagen seine weichen Lippen auf meinen. Mein Herz klopfte wie wild und jede Faser meines Körpers stand unter Strom. Auch beim xten Kuss von uns, fühlt es sich so an, als wäre es unser erster. Er war, ist und bleibt meine erste große Liebe. Ich will ihn niemals verlieren. Das ist mir heute klar geworden.
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And the capricious fate
RomanceEs sind einige Jahre vergangen, Blair und ihre Squad sind älter geworden. Reifer nicht unbedingt aber durchgestanden haben sie einiges müssen. Lucas' und Blair's Beziehung musste auch einies überstehen aber am Ende war kein Happy End für die beiden...