Tarinas Sicht:
Der Bogen des Mannes machte ein surrendes Geräusch, als er den Pfeil los ließ. Zielsicher bohrte sich die Spitze in eine in einen Baum geritzte Zielscheibe. Ich verstand noch nicht viel von Bogenschießen, aber genug um zu wissen, dass dieser Schuss gut gewesen war. Legolas neben mir schien anderer Meinung zu sein. Er schüttelte den Kopf. "Komm!" zischte er mir zu und schlich näher an den Fremden heran. Ich folgte nur zögernd.
Der Mann legte gerade einen neuen Pfeil ein, Als ihm Legolas die Hand auf die Schulter legte. "Du solltest aufmerksamer sein, mein Freund!" sagte er in einem Ton der gar nicht nach Freund klang. Der Mann fuhr herum. Als er Legolas sah, entspannte sich sein Gesicht ein wenig.
Zum ersten mal konnte ich ihn richtig sehen. Er war zweifellos ein Mensch, groß und kräftig gebaut mit rotblonden Haaren und einem verschlagenen Gesicht. Ich würde ihn auf etwa zwanzig schätzen, vielleicht sogar jünger. Seine Kleidung war sehr fein, glänzte Silbern und an den Ärmeln war ein Zeichen ein gestickt, ein weißer Baum.
"Ein Elb. Seid gegrüßt!" sagte der Mann mit schmeichelnder Stimme. "Was führt euch hierher, Soldat des Waldes?" Ich schnappte nach Luft. Noch verstand ich nicht viel von Elben, aber genug um zu wissen, wie respektvoll mit der Königsfamilie umgegangen wurde. Es musste ein schlimmes Vergehen sein, den Prinz als "Soldat" zu bezeichnen.
Legolas blieb jedoch ganz ruhig und sah den Mann weiterhin unbewegt an. "Das ist meine Sache! Im Gegensatz zu euren Angelegenheiten. Darf ich erfahren was ihr so nahe des Grünwaldes erlegen wollt?" Der Mann lief sofort rot an und richtete sich zu seiner durchaus stattlichen Größe auf. "So sprichst du nicht mit mir!" keiferte er. "Weißt du überhaupt, wer ich bin? Ich bin Denethor, Sohn des Truchsess von Gondor, dem größten und mächtigsten Königreich der Menschen.
Das überaschte mich dann schon. Er hatte eher die Figur eines Kriegers als eines Herrschers und besonders klug sah er nicht aus. Legolas schien das jedoch erwartet zu haben, zuckte keinen Millimeter zurück und betrachtete den Wutanfall stumm mit einer hochgezogenen Augenbraue, was ihn sehr hochmütig aussehen lies.
Bei diesem Anblick konnte ich nicht anders und lachte los. Ich versuchte es zu ersticken und mit einem Husten zu tarnen, doch vergeblich. Legolas und der Truchsess wandten sich mir zu. "Entschuldigung" japste ich und schaffte es, wieder aufzuhören.
Jetzt sah der Mann ein wenig hilflos aus. Er hatte wohl erwartet, das er Legolas mit seinen Worten würde einschüchtern können. "Am besten, wir gehen wieder." schlug Legolas vor. "Aber bleibt vom Wald fern, zu eurer eigenen Sicherheit." "Als ob ich das nötig hätte." beklagte sich Denethor. Ich seufzte innerlich.
Warum kann er nicht einfach Ruhe geben?
"Wie tief seit ihr eigentlich gesunken, ein kleines Mädchen auszubilden?" fuhr der Mann fort. Das war zu viel. "Ich bin kein kleines Mädchen, ja? Und wenigsten weiß ich, das man dem Prinz des Waldes mit Respekt begehen muss!" fuhr ich ihn an.
Legolas hob eine Hand und warf mir einen kurzen Blick zu. "Lass es gut sein, Tarina. Auf wiedersehen, Herr Denethor." Er verneigte sich zum Gruß. Ich machte es ihm widerwillig nach. Dann gingen wir.
Ich wartete die ganze Zeit darauf, das Denethor uns zurück rufen würde um weiter zu streiten. Doch er blieb stumm. Als wir endlich außer Hörweite waren, drehte ich mich vorsichtig in seine Richtung um. Er war uns auch nicht gefolgt.
Auch Legolas schien unmerklich erleichtert. "Das nächste mal solltest du ruhig bleiben. Das ärgert ihn am meisten!" wies er mich freundlich an. "Und jetzt gehen wir jagen! Kannst du eine Tierspur entdecken?"
Ich sah mich fieberhaft am Boden um, entdeckte jedoch nichts, außer Tannennadeln und modrigen Blättern. "Ich..." begann ich und brach ab. Ich hatte Angst, ihn zu enttäuschen. Doch da kniete er auch schon hin und wies auf eine Stelle, die mir vorher gar nicht aufgefallen war.
Die Tannennadeln waren zerwühlt und manche Blätter löchrig, als hätte jemand mit etwas spitzem hinein gestochen. "Siehst du, hier ist jemand, oder etwas, gelaufen." sagte Legolas tatsächlich. "Kannst du mir mehr darüber sagen?"
Einen Moment lang fiel mir nichts brauchbares ein, dann erinnerte ich mich an die Löcher. "Ich denke es war ein Tier mit Klauen." meinte ich vorsichtig und wartete auf seine Reaktion. "Genau. Du hast außergewöhnlich gute Augen." lobte mich mein Mentor und erhob sich wieder.
"Lass uns nach schauen, wohin..." da wurde er von einem knacken hinter uns unterbrochen.Ich drehte mich um und sah Denethor, der in einiger Entfernung durch den Wald lief. "Ich hoffe er geht in den Wald und wird von einer Spinne angefallen." rief ich voller Überzeugung.
Erst da Begriff ich, was ich gesagt hatte und schaute Legolas ängstlich an, doch er... Lächelte. Dabei war er mir früher so kalt vorgekommen. Ich hätte schwören können, das er mich zurecht weisen würde und jetzt das!
Und dann musste ich auch grinsen. "Das hoffe ich auch." sagte Legolas kaum hörbar.
So, mal wieder ein neues Kapitel.
Jetzt hab ich noch ne Frage an euch. Wie ihr wahrscheinlich bemerkt habt, habe ich die letzten Kapitel aufgrund Leserwünschen aus Tarinas Sicht geschrieben. War das bisher okay oder soll ich wieder aaus der autokratischen Sicht (hier ein Gruß an meinen Deutschlehrer) weiter schreiben?
Lg
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Tarina- ein Mädchen und zwei Leben ( hobbit ff) *on hold*
Fiksi PenggemarTarina wächst in der seestadt auf. Als sie 12 ist, entdeckt sie ihre Liebe zum kämpfen. Doch wird es ihr auch gelingen nach dem Tod ihrer Eltern durch Smaug zu überleben? Das ist im Prinzip meine erste FF hier. Ich freu mich also immer über Verbesse...