Part 17 ~ Leben auf der Lichtung

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Für jemanden, der mir wichtiger ist als mein Leben. Nein, es ist kein Mensch. Es ist im Prinzip niemand. Wenn jemand mich auffordern würde, für es zu sterben, damit es bleibt, ich würde es sofort tun. Das Gute ist, dass man es nicht einfach einstellen kann, es wird immer bleiben! Ja, richtig geraten: es geht um Musik. Hört euch Running With The Wolves von Aurora an, das ist Musik, für die es sich zu sterben lohnt! Aber was laber ich hier, Geschmack ist verschieden aber ich hoffe, dass jeder für Musik sterben würde. Viel Spaß euch!

Newt pov

Ich konnte sie nur anstarren, die ganze Zeit daran denkend, dass ich meinen Namen wusste. Newt. Ich heiße Newt. Sie sah mich an, ihre Augen schon längst trocken; sie hatte nicht mehr geweint, schon lange nicht mehr, wie lange schon nicht, Minuten, Stunden, Tage? Ihre Stimme war mir tagelang vorgekommen, aber vielleicht lag das auch nur daran, dass ich so viel Fantasie besaß, dass ich mir alles problemlos vorstellen konnte. Eine weitere Information über mich selbst, die ich vorher nicht gehabt hatte. Ich hatte Hayley losgelassen, doch trotzdem war sie nicht weit von mir abgerückt, einmal hatte sie sich auch an mich gepresst, ich hätte dasselbe getan, ich hätte diese schrecklichen Nächte gar nicht überlebt. Jetzt, wo ich darüber nachdachte, war es auch gar kein Mitleid, das ich für sie empfand. Es war Bewunderung. Natürlich weinte sie jetzt, aber ich hätte es viel früher getan, sie war eine solche Kämpferin. Ja, es war Bewunderung. Jetzt sah mich wieder an mit ihren riesigen Augen, die mich so sehr an ein Baby erinnerten, obwohl ich vielleicht noch nie eins gesehen hatte, dass ich lächeln musste. Es war dunkel gewesen als ich hier angekommen war und die Sonne war noch immer nicht aufgegangen, nur ein heller Stern erhellte die Dunkelheit. Nur dass Hayleys Leuchten stärker war als jeder Stern.
"Das erzählst du aber nicht Alby, dass ich hier am rumheulen war, okay?", sagte sie mit zittriger Stimme. Ich nickte zustimmend, ließ sie endgültig los und stand auf. Mit der Hand fuhr ich über meine Hose und Hayley fing an zu grinsen. "Sag mal, machst du das eigentlich immer? Deine Hose ist sauber... naja, bis auf den Arsch. Ich glaube die Erde war nass" Ich lachte blechern und nach einer Weile stimmte sie mit ein. Ich hielt ihr meine Hand hin. "Freunde?"
Hayley nickte. "Freunde. Ach, weißt du, du solltest dir mal die Haare schneiden. Die hängen dir schon in den Augen." Ich schlug ihre Hand weg, als sie mir mit ihren Kinderfingern durch die Haare fahren wollte, ich lachte schon wieder. Es war so einfach, mit ihr zu lachen, obwohl sie anfangs so giftig wie eine Schlange gewesen war. "Du zuerst!", sagte ich und tat so, als würde ich in meiner Hosentasche nach einer Schere suchen. Als ich aufschaute und einen Hundeblick aufsetzen wollte, rannte sie schon vor mir her. "Wer zuerst da ist!", schrie sie und ich nahm ihre Verfolgung auf.
Sie war schnell, aber ich war schneller. Während ich rannte, flogen grüne Blätter an mir vorbei, Äste, einmal sogar ein kleines Tier. Ich lachte befreit und fühlte mich auch so. Das Rennen mit diesem kleinen, merkwürdigen Mädchen machte einen solchen Spaß und es war so viel besser als durch das Labyrinth immer gleich aussehender Mauern zu rennen, viel freier, ich konnte einfach alles abschütteln, die furchtbare Angst, das Gefühl der Leere und Taubheit. Es hieß dass der, der vor der Vergangenheit die Augen verschloss, blind für die Gegenwart werden würde. Ich hatte keine Vergangenheit mehr und ich konnte sehen, was vor mir war und was ich sah, gefiel mir. Ich sah diese Hayley, die in den wenigen Stunden wie eine kleine Schwester für mich geworden war und das Grün, das mir auf einmal nicht mehr zu grell erschien. Es war genau richtig. Vielleicht hatte ich vor meinem Leben hier, eingeschlossen von Mauern, ja Pflanzen gemocht, selbst gepflanzt. Als ich daran dachte, dass ich es nicht wusste und niemals erfahren würde, überspülte mich eine Woge der Einsamkeit und ich wurde langsamer, aber da war auch noch etwas. Ja. Wer sagte denn, dass wir niemals hier heraus kommen würden? Da draußen waren Mauern, die ein Labyrinth, aber am Ende fand man doch immer einen Ausweg. So musste es sein.
Am Ende gewann ich mit einer halben Sekunde Vorsprung, vielleicht weniger. Hayley und ich lachten erschöpft, ich stützte meine Hände auf den Knien ab. "Gewonnen!", keuchte ich und wir lachten wieder, bis Alby auf der Bildfläche erschien. "Was steht ihr denn da rum? Ihr könntet mir lieber helfen!", schimpfte er, doch ein Lächeln umspielte seine Lippen und nachdem Hayley und ich mit dem Lachen nicht mehr aufhören konnten, stimmte er mit seinem tiefen Bass mit ein. "Man könnte ja meinen, du wärst schon dein Leben lang hier gewesen, Frischling", meinte Alby, richtete sich auf und verschwand in der Hütte. Hayley starrte ihm hinterher und plötzlich war sie wieder ernst. Ich verstummte und ging auf sie zu. "Alles in Ordnung mit dir?"
Ihr Mund war halb offen und sie sah geschockt aus. Sie war so mitgenommen. Und sie tat mir so leid. "Spar dir dein Mitleid, du Strunk", schnauzte sie mich in allerbester Hayley-Manier an und ich zog mich erschrocken hinter die Hütte zurück. Was war denn jetzt los? Hatte ich irgendwas falsches gesagt?

Hayley pov

Ach, so ein Scheiß, jetzt hatte ich ihn verscheucht! Dabei war ich gerade erst mal so ein bisschen aufgetaut. Normalerweise war ich nicht so. Ich hielt mich selbst für mutig, wegen den ganzen Griewern, dabei war ich in Wirklichkeit eine scheue Person. Ich hatte mich auch die letzten Wochen kaum mit Alby unterhalten, wir hatten nur im Einklang gearbeitet, von früh bis spät um unser Überleben gekämpft. Wobei das noch lange nicht so schwer war wie früher. Fakt war, dass ich Angst vor den Griewern hatte, immer noch, obwohl ich sie so oft besiegt hatte. Manchmal dachte ich, dass das eigentlich gar nicht sein konnte. Alby hatte mich auf etwa dreizehn Jahre geschätzt und ich war klein. Die Griewer waren viele, sie waren riesig, sie waren gefährlich. Vielleicht wollten sie mich gar nicht kriegen. Vielleicht. Ich wollte es auch gar nicht wissen. Hauptsache sie kamen nie, nie wieder. "Newt?", rief ich ihm hinterher. Ich sollte ihm nicht hinterherlaufen, nachher fand er mich noch nervig. Doch ich musste einfach. Er war netter als Alby, viel vertrauenswürdiger als der große Neppdepp. Sie schienen aus zwei komplett verschiedenen Welten zu kommen. Der eine groß und dunkel, kräftig, sportlich und der geborene Anführer und dann auf der anderen Seite Newt. Er war... ja, wie war er eigentlich? Er war ein großer Strunk, der alles hier klonkig fand, aber er war verständnisvoll, lieb. Und schnell. Er war wirklich schnell, noch viel schneller als ich und ich war schon schneller als Alby.
Vorsichtig lugte ich um die Ecke der Hütte. Da saß Newt, ganz allein, die langen Arme um den Oberkörper geschlungen. Er heulte nicht, wenigstens das nicht, aber er war kurz davor. "Wir können nicht hier bleiben. Ich kann nicht", wisperte er vor sich hin, immer wieder, wie ein Mantra. Ich ging auf ihn zu, vielleicht war ihm das unangenehm, egal, ich wollte das jetzt so. Möglichst sanft nahm ich seine Hand in meine und starrte einfach geradeaus, so wie er. Er hörte nicht auf, der Strunk. Blödmann. "Ich weiß, dass es schlimm ist, Newt, aber es wird besser..." Ich glaubte mir kein Wort, aber darum ging es jetzt auch nicht. Es ging darum, ihn zu trösten und ihm das alles hier erträglicher zu machen. Als ich fertig war, sprach Newt nicht mehr. Mit seinen Knopfaugen sah er mich an. "Danke, Hayley", sagte er nur. Jetzt wurde ich schon wieder so sentimental. Das ging doch nicht, ich hatte beschlossen, dass man hier auf der Lichtung kein Neppdepp sein konnte. Dann konnten wir niemals einen Ausweg finden. Niemals. "Hör schon auf, du Strunk", meinte ich und versuchte, nicht zu schroff zu klingen. "Die Leute, die uns hier rein geschickt haben, meinen es nicht so übel mit uns. Sie haben uns irgendwelche Saat geschickt. Die streust du einfach da drüben über diesen kleinen Acker, den ich angelegt habe, verstanden? Wenn du fertig bist, geh einfach schlafen, so schwer kann das ja nicht sein." Newt nickte und verschwand mit dem Säckchen Saat, das ich ihm gegeben hatte. Die Machete hatte er sich noch immer auf den Rücken geschnallt. Alby und ich trugen ganze Waffenarsenale mit uns herum und Newt war auch schon einmal einem Griewer begegnet und begnügte sich trotzdem mit dieser einen Waffe. Ich dachte, dass er eigentlich mutiger war als Alby. Dann, als Newt nur noch ein Fleck in der Ferne war, drehte ich mich um. Komisch, was hatte Alby denn schon wieder angestellt? Die Hütte war dem Erdboden gleichgemacht worden, war sie so instabil gewesen? Als ich das metallische Kreischen hörte, wusste ich, dass es nicht Alby gewesen war. Natürlich nicht. Während ich mehrere Messer aus meinem Gürtel zog, schrie ich seinen Namen. Er sollte mir gefälligst helfen, dieser Idiot! "Newt!", brüllte ich.

So, das war's dann auch schon wieder! Ich hoffe es spannend genug für euch, ich wollte nämlich mal ein bisschen Action reinbringen. Ich habe meine FF an Read & Rate geschickt, aber es wäre ganz nett, wenn ihr auch mal einen Kommentar dalassen würdet. Wisst ihr, ursprünglich habe ich diese Story nur für mich geschrieben, aber inzwischen hat sich das geändert (dank ein paar netten Lesern) und langsam frustriert es mich, dass nie jemand einen Kommentar da lässt. Naja, trotzdem schon mal: Danke für fast 700 Reads!

LG, DarcyNarcy

Newt: Way Home Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt