Die Gilde der Magier (FF)

11. Kapitel

Grinsend steckte Rosalyn die Münzen ein, die den Wetteinsatz der Novizen gebildet hatten.
Stellan und Mian standen zurückgedrängt, Rücken an Rücken, an einem Rand der Arena. Unterdessen hatten Arantin und Lord Makin sie von beiden Seiten umstellt. Als die Stunde dann endete, sahen die meisten Novizen erstaunt auf. Dass die Zeit so schnell vergangen war, konnten sie fast nicht glauben. Tatsächlich hatte der Kampf die meiste Zeit schlecht für die zwei Schüler ausgesehen, aber immer wieder konnten sie aus ihren Vorteilen profitieren. Denn wie es aussah, oder zumindest wie Rosalyn vermutete, hielten sie zusammen ihren Schild aufrecht und hatten Makin mit ihren konzentrierten Angriffen bald aus der Reserve gelockt. Er war fast zusehr mit der Verteidigung beschäftigt, um selbst noch stark anzugreifen. Dass seine Kräfte aber schon erschöpf waren, konnte sie nicht glauben, es war schließlich ein Kampf zwischen Lehrer und Schülern.
Missmutig sah Nolan den Münzen hinterher, die alle in Rosalyns Tasche verschwanden. "Ich glaub mich tritt ein Mullook! Woher wusstest du, dass das so ausgeht?"
"Das nennt man überlegtes Handeln", sagte sie lachend. "Erst Nachdenken, dann Handeln, nicht einfach aus dem Bauch heraus." Als sie seinen pikierten Blick bemerkte, fügte sie noch hinzu: "Hab nur keine Angst davor, vor diesen Stimmen im Kopf. Die nennt man nämlich Gedanken. Soll beim Meistern des Lebens helfen, mal auf sie zu hören, hab ich gehört - nur so als freundschaftlichen Rat zwischen uns..."
Seine Kinnlade fiel herunter. Die übrigen Novizen konnten allerdings nur darüber lachen. "Das hat gesessen, Rosalyn. Alle Achtung, meine Herrschaften, legt euch nicht mit diesem Mädchen an, denn es wird alle mit ihren Aussagen hinhalten und zum Narren machen!"

Jaromir boxte ihr spielerisch in die Seite. "Von deinen Ratschlägen kann man ja wirklich was lernen. Ich fand schon immer, dass Nolan nicht genug denkt!"
Grinsend schüttelte sie ihren Kopf. "Ihr wisst ja hoffentlich alle, dass das nicht ernst gemeint war, oder?" Ihre Augen suchten über den Köpfe der anderen Nolan, der sie mit einem finsteren Blick ansah. "Vor allem du weißt das doch hoffentlich. Das sollte keine Beleidigung sein."

"Komm jetzt, natürlich weiß er das." Jaromir hatte seine Tasche schon geschultert und schaute sie fragend an. "Worauf wartest du denn noch?"
Einen Augenblick lang, verweilte Rosayln noch in der ganzen Situation. Sie musste sehen, wie es zu ende gehen würde. Dann hörte sie das zustimmende "Mh..." des blonden Junges.

Als letzte Stunde hatten die jungen Novizen an diesem Tag Heilkunst bei Lord Kiano. Besonders spannend fand Rosalyn diese Fach nicht. Ehrlich gesagt konnte sie sich überhaupt nicht dafür begeistern und hoffte während jeder Stunde nicht plötzlich einzuschlafen.
Kaum hatte ihr Lehrer sie aus dem Unterricht entlassen hastete sie durch die halbleeren Gänge zur Bibliothek. Endlich dort angekommen schob sie ihre Tasche in eines der Regale und holte ihre Schreibsachen heraus. Noch war wenig in der Bibliothek los, schließlich hatten viele immernoch Unterricht. So hatte sie schnell einen freien Platz entdeckt und ihre Unterlagen ausgebreitet.
Fürs Lernen hätte sie eigentlich auch in ihr Zimmer gehen können, allerdings gab es für sie als Hausaufgabe einige Antworten in den dicken Büchern zu recherchieren.

Mit einem großen Seufzer suchte sie das erste der nötigen Bücher aus einem der Regale hervor und schlug es auf.
Als erstes stand für sie ein Aufsatz über die Revolutionsversuche in Kyralia des vorvorletzten Jahrhunderts an. Gelangweilt blätterte sie in dem dicken Wälzer bis zu dem passenden Kapitel und begann ihren Aufsatz.
Na los jetzt, halt dich ran!, forderte sie sich selbst auf. Viel zu lange hatte sie bloß auf den angefangenen Satz vor ihr gestarrt. Wenn du dich jetzt beeilst kannst du gleich noch was anderes machen und sitzt nicht bis zum Abendessen an den doofen Aufgaben.
Wieder senkte sich ihre Feder auf das Pergament und Wort für Wort erschien mühselig in schwarz auf weiß.

Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung wahr. Ablenken lassen wollte sie sich davon aber nicht; mit ihrem Text war sie fast fertig, da kümmerten sie andere Novizen nur sehr wenig.
Erst als sie schließlich direkt hinter sich Schritte hörte, die dann verstummten gerieten ihre Bewegungen ins Stocken und sie drehte sich um.