23. Kapitel

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Aufgebracht fur Rosalyn zu Jaromir herum. "Ich verstehe nicht weshalb du dich eigentlich so aufregst!"
Mit seinen grauen Augen hielt er ihrem Blick stand. "Das ist doch lächerlich, du weißt, dass ich es hasse, wenn ich etwas erst aus zweiter oder dritter Hand erfahre. Wenn du mir nichts mehr erzählst stehe ich als dein Freund nicht besonders gut da." Mit verschränkten Armen stand er vor ihr, während sie unruhig in ihrem Zimmer auf und ab lief.
"Ach, Jaromir, glaub mir doch. Ich wollte dir nichts verheimlichen. Aber das geschah alles so schnell und ich kam nicht dazu mit dir darüber zu reden." Sie bemerkte, dass er schon zu einer Erwiederung ansetzte. Doch sie war noch nicht fertig: "Ich weiß doch, wie heikel alle Themen mit deinem Bruder sind, aber wie hätte ich das denn gestern sagen sollen?"
Ihr Freund unterbrach sie mit einer resoluten Handbewegung. In seinen Augen erkannte sie ganz klar den unterdrückten Zorn. "Und du weißt auch, wie unangenehm es für mich war, von dem eigenen Mentor erfahren zu müssen, dass Lord Dorrien ihm von deinem Zusatzunterricht erzählt hat?!", hakte er nach.
"Ich hätte dir das doch gar nicht vorenthalten. Es war noch nicht der richtige Moment um dir das zu erzählen - sonst hätte ich es dir ja direkt gesagt!" Neben der Tür blieb sie stehen. Sie spührte in sich langsam die Unsicherheit aufsteigen. Sie wollte sich nicht mit Jaromir streiten, aber wie konnte er nur derart aufgebracht sein? Wenn sie jetzt klein beigab, befürchtete sie, würde er nie seinen Fehler einsehen. Die zweifelnden Gefühle durften in ihr jetzt nicht an die Oberfäche kommen.
"Oh, der richtige Moment - ich versteh schon." Jaromirs Augen funkelten sie unbarmherzig an. "Und wann ist er, der richtige Moment? Wenn das Wetter gut genug ist? Wenn dir alle anderen Gesprächsthemen ausgegangen sind? Lass mich dir eins sagen: soetwas wie einen richtigen Moment zum Erklären gibt es nicht! Sag es, oder sag es nicht, aber den Moment hinauszuzögen ändert nichts an dem Inhalt und macht nichts besser."
Leise rauschte seine Robe als er auf sie zutrat. Rosalyn stockte der Atem, während er so dicht vor ihr stand. Sie müsste nur die Hand nach ihm ausstrecken, dann könnte sie seine zur Faus geballten Hände berühren. Sehr deutlich nahm sie plötzlich einen Kloß im Hals wahr.  Sie konnte und wollte jetzt nicht nachgeben. "Das macht mich noch krank. Wieso nur - ?" Den Satz ließ sie unbeendet in der Luft hängen. Doch ein Blick zu ihm sagte ihr, dass er ganz genau verstand was unausgeprochen blieb.
Sekunden verstrichen.  Eine Minute. Zwei.
"Wir sollten hier jetzt aufhören. Weiter zu diskutieren hat keinen Sinn mehr." Jaromir beendete diesen Moment der Stille zwischen ihnen. Es war dem Warten vor dem Sturm gleichgekommen - spannungs geladen und erdrücken. Niemand konnte wissen, zu was der Streit noch geführt hätte.
Und keinen Augenblick später war der junge Novize direkt an ihr vorbei aus dem Zimmer gestürzt.

An den kommenden Tagen ließen sich beide von ihrer Auseinandersetzung nichts anmerken. Auch wenn der Tonfall kühler geworden ist, verbrachten sie wie zuvor die meiste Zeit gemeinsam mit ihren Freunden und arbeiteten auch im Unterricht ungefragt zusammen.
Schließlich rückten die Prüfungen zum Semesterende immer näher. Mit Dorrien konnte Rosalyn einige Male ihre Organisation besprechen und erhielt noch ein paar nützliche Tipps von ihm. Sie fühlte sich vorbereitet und brauchte sich keine Sorgen zu machen, so wie manch andere. Selbst Daya hatte ihr vor zwei Tagen beim Frühstück erst erzählt, dass sie schon wieder von einer komplett vermasselten Alchemieprüfung geträumt hatte.
Einen Nachmittag pro Woche konnte sich Rosalyn in der Arena mit Arantin treffen. Er begann ihren Unterricht mit dem Training der Basistechniken. Über mehrer Stunden übte und perfektionierte sie verschiedenste Schilde zu beschwören. Arantin erwies sich tatsächlich als ein guter Lehrer für sie, obwohl er selbst noch ein Schüler war. Er verlangte viel und achtete besonders hart auf Konzentration und Ausdauer, war aber nie zu sparsam mit seinem Lob.
Obwohl Jaromir auch nach mehreren Wochen immer noch schlecht auf ihren Zusatzunterricht zu sprechen war, wuchs ihre Vorfreude auf die nächste Arenastunde von Mal zu Mal. Noch immer nahm sie es ihm übel, dass er ihr so offensichtlich das Glück missgönnte. Zumal er solchen Extraunterricht von seinem eigenen Mentor Lord Sergersen, einem großen Krieger, genoss. Der Unterricht in der Arena sowie jedes Thema das mit Arantin zu tun hatte wurde von beiden aus Gründen der Bequemlichkeit todgeschwiegen. Zumindest sahen sie darin eine Möglichkeit weitere Streitigkeiten aus den Weg zu räumen.
Als schließlich die Prüfungswochen begannen, breitete sich unter den jungen Novizen schnell Gereiztheit und Übermüdung aus. Jeden Vormittag der zwei Abschlusswochen standen Prüfungen an - Nachmittags wurde wieder für die nächsten Tage gelernt. Für Rosalyn verflogen die Tage sodass sie Abend für Abend vollkommen ausgelaugt in ihr Bett sank und tief und traumlos schlief.

Die Gilde der Magier (FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt