7. Kapitel

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Nach ihrer ersten richtigen Unterrichtsstunde von Lord Rothen war es schon Mittag und Rosalyn lief mit den anderen aus ihrer Klasse zum Tagessaal. Ihr Magen knurrte laut und sie konnte garnicht schnell genug dort ankommen. Deswegen losstürmen und sich gleich unbeliebt machen wollte sie sich aber auch nicht; so lief sie in einer kleinen Gruppe Mädchen ihres Alters.
Was für ein Vormittag, das doch war. Sie hatte tatsächlich ihre eigene Magie gespürt und gesehen, und ihrer Karriere als großer Magierin stand nichts mehr im Weg! Sie konnte es immer noch nicht richtig fassen. Und das alles dank der neuen Aufnahmeregeln, die auch Schülen außerhalb der Häuser die Möglichkeit dazu verschaffte.


Zwei Küchenjungen gaben ihnen das Essen in Tellern aus, die sie dann auf leichten Holztabletts zu ihren Plätzen trugen. Die Klasse setzte sich gemeinschaftlich an eine der vier langen Holztafeln und bald hörte man nur noch das Geklapper des Bestecks. Rosalyn fiel ein Mädchen auf, das aus den Häusern kam und nur in ihrem Essen herum stocherte. Sie hatte weißblonde Haare und blickte skeptisch von ihrem Teller zu ihren Mitschülern. "Was bitte ist das?"

Ein etwas dicklicher Junge , dessen Vater ein Gasthaus besaß, wie Rosalyn wusste, antwortete ihr mit vollem Mund und ohne vom Essen auf zusehen. "Keine Ahnung, aber es schmeckt klasse! Wirklich, probier wenigstens mal!"
Vorsichtig nahm sie einen kleinen Bissen, sah sich dann nochmal um wie ihre Mitschüler schweigend aßen, und begann dann selbst das Essen gierig zu verschlinge.

Nach und nach taute die etwas befremdliche Stimmung zwischen den Jugendlichen auf. Kaum war der erste und dringendste Hunger gestillt, da wandten sie sich schon auch nach links und rechts um mit den anderen Novizen ins Gespräch zu kommen. Auf der einen Seite neben Rosalyn saß Jaromir, er war etwas verschwiegener seit sie sich vorhin wieder gesehen hatte. Darum wandte sie sich rasch nach links, an ihre zweite Sitznachbarin. Es war ein großes braunhaariges Mädchen, dass Linna hieß. "Nein, ich komme nicht aus den Häusern. Mein Vater ist Zimmerman und natürlich hatten wir nicht damit gerechnte, dass ich an die Gilde komme."

Wie sich herausstellte hatten die Novizen des ersten Semersters an diesem für sie ersten Tag an der Gilde früher Schluss bekommen. Erst als sie mit dem Essen fast fertig waren, drangen Scharen von älteren Schülern in den Saal. Sie musterten die neuen Novizen neugirig, hielten sich jedoch meist fern von ihenen oder schienen sich nicht um sie zu kümmern.

Sobald sie mit dem Essen fertig waren standen die Schüler des Erstsemesters auf und liefen einzeln zu ihren Quartieren. Jaromir wartete noch einige Augenblicke bis Rosalyn aufgegessen hatte, dann machten auch sie sich auf den Weg. Still und schweigend traten sie aus der großen Halle. Der jungen Novizin missfiel dieses Schweigen, dass zwischen ihnen stand. Warum sagte er denn nichts mehr? Auf der breiten Treppe aus Glas, die durch Magie gehalten wurde und in die anderen Stockwerke führte, begann sie erst wieder zu reden.

"Du hast garnichts von deinem Treffen mit Lord Davin erzählt", stellte Rosalyn fest. "War es nicht gut?" Fragend musterte sie ihn von der Seite.
Er aber lachte auf bei dieser Frage. "Nicht gut? Es war doch beeindruckend, zum ersten Mal Zugang zu seiner Magie zu haben, oder nicht?" In einem hastigen Tempo lief er weiter nach oben. "Wie war es denn bei dir? -schlißlich hast du selbst auch nicht gerade viel erzält."

Sie beschloss zwar auf die Frage einzugehen aber nachher würde sie definitiv noch mal auf ihre eigene Frage zurück zu kommen. So schnell gab sie nicht auf. "Bei mir wars gut. Ich bin eben kein Naturtalent wie manch andere - " Sie warf Jaromir einen Blick zu. Er machte ihr schon den ganzen Tag den Eindruck viel viel mehr über all das, was sie lernten zu wissen. "... und hatte am Anfang einige Schwierigkeiten. Du wahrscheinlich nicht, wie ich mal annehme." Innerlich lächelte sie. Es war ja nocht notwendig, dass sie ihn direkt auf seine Stunde ansprach. Auf diese Art und Weise würde sie wahrscheinlich mehr erfahren und dabei noch ein unbefangeneres Gespräch führen.

"Was für Schwierigkeiten denn?"

"Naja, diese Konzentration auf die Ruhe und die Vorstellungen... das war nicht so einfach."
Inzwischen waren sie im ersten Stock angekommen.

Jaromir schüttelte den Kopf. "Nein damit hatte ich echt keine Probleme. Aber ich bin mit dem allem doch schon aufgewachsen und hab schon so viel von all dem gehört... Dass du kein Naturtalent bis, steht durch ein paar Anfangsschwiereigkeiten noch lange nicht fest"

Na bitte, dachte sich Rosalyn. Er spricht also doch noch.
Sie bogen in den nächsen Trakt ab. Einen weiteren breiten Korridor aus hellem Stein mit unzähligen Türen von den kleinen Novizenwohnungen. Davon nahm das blonde Mädchen aber gar nichts wahr, denn direkt hinter der Ecke stiß sie mit jemandem zusammen. Es musste ein junger Mann gewesen sein, groß und mit eiligen Schritten, so dass auch er sie nicht rechtzeitig bemerkt hatte. Sie stolperte, von dem Zusammenprall erschüttert, und die Bücher und gehefteten Pergamentbögen, die sie unterm Arm getragen hatten fielen runter. Schnell bückte sie sich und sammelte alles ein. Mit hoch rotem Kopf richtete sie sich auf und sah erst zu Jaromir, dann zu dem Fremden.



Die Gilde der Magier (FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt