Die Gilde der Magier (FF)

12. Kapitel

"Na, wenn das nicht unsere große Strategin des Wettspieles ist!" Mian stand direkt hinter ihr und grinste sie frech an. Über seiner Schulter hing eine helle Ledertasche aus der einige zerknitterte Pergamente lugten. "Wir haben schon von Nolan von eurer kleinen Wette auf der Tribüne gehört. Beim Mittagessen hatte er sich stark beschwert. Aber ich will mich bedanken für dein unfehlbares Vertrauen in unser Können!" Neugierig betrachtete er sie.
Rosalyn konnte nur unverständlich die Augenbrauen hoch ziehen. "Ähm bitte, was?"

Lachend drehte der ältere Noviz sich um und suchte mit den Augen irgendwas zwischen den Regalreihen. Oder irgendjemand. "Kommt man hier her! Ihr glaubt nicht, wen ich getroffen habe!", rief er mit erschreckend lauter Stimme.

"Psst... nicht so laut!" Erschrocken sah Rosalyn sich um, aber kein Aufseher schien zu kommen um ihn gehörig zurecht zu weisen.

Mian machte jedoch nur eine wegwerfende Handbewegung. "Uns weisen die so schnell nicht zurecht, keine Sorge." Er hielt weiter Ausschau und nur einen Augenblick später traten zwei andere Jugendliche in Novizeroben aus den Gängen hervor.

Rosalyn erkannte sie auf den ersten Blick. Es waren Stellan und Arantin, die zwei anderen Novizen aus der Arena.
"Hach, die Wettmeisterin!". Stellan machte eine neckende Verbeugung vor ihr. "Welch eine Ehre, Euch kennen zu lernen." Lachend fuhr er sich mit den Händen durch die Haare.

Langsam reichte es ihr. "Hey, was soll das denn? Ich hab euch doch nichts getan!" Vorwurftsvoll blickte sie in die Augen ihrer Gegenüber, welche schelmisch aufblitzten. "Lasst mich doch einfach in Ruhe, schlißlich geht euch meine Wette nichts an!", fauchte sie leise, als Keiner reagierte.

"Ist ja gut, kein Grund gleich auszuflippen", begann Stellan immernoch lachend.
Mian nickte eifrig. "Wir waren nur interessiert daran. Du heißt Rosalyn, richtig?" Sie nickte langsam.
"Warum?" Mian sagte nur dieses eine Wort. Alle drei Jungs blickten sie abwartend an.
"Warum was? Ich könnte auch fragen warum ihr mich nicht in Ruhe lasst!"
Grinsend antwortete Arantin ihr. "Warum hast du auf Stellan und Mian gesetzt und nicht auf mich?"
"Och, du wirst mir deswegen doch nicht böse sein, oder? So ein großer Kerl wie du..." Sie blickte von unten zu ihm hoch und hielt seinem durchdringenden Blick stand. Er blieb ihr die Antwort schuldig und lachte nur auf. Stellan aber legte seinen Kopf schief, so dass seine blonden Haare ihm ins Gesicht fielen. "Du willst es uns also nicht verraten?"

Aus den Augenwinkeln sah Rosalyn eine andere Person hinter eine Regalreihe treten. Abgelenkt sprang ihr Blick zwischen den Jungs und den Regalen links von ihr hin und her. "Ähm... vielleicht ein anderes Mal, aber jetzt muss ich leider los. Entschuldigung." Rasch kramte sie ihre ausgebreiteten Sachen zusammen und klemmte sie sich unter den Arm. Dann eilte sie, ohne einen weiteren Blick auf die drei Novizen zu werfen, davon. Der Stoff ihrer Robe rauschte leise bei ihrem zügigen Tempo als sie um die Ecken bog.  Mit weit aufgerissenen Augen durchkämmte sie die Quergänge, vorbei an dicken Folianten und Nachschlagewerken aller Größen. Mehr als leises Gemurmel aus der Richtung der Arbeitstische war nicht zu hören. Die hohen Wände dieses lehrreichen Labyrinthes verschluckten alle Geräusche.

Als sie um eine weitere Ecke bog, fand sie endlich, was sie gesucht hatte. Jaromir stand mit dem Rücken an ein Regal gelehnt, in den Händen ein schmales Buch aufgeschlagen. Er blickte auf, als er sie bemerkte und ein schmales Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.
"Hast du uns belauscht?", fragte sie, immer noch ein wenig außer Atem.
Mit einem leisen Knall schlug er das Buch zu. "Wen, dich und die Drei? Warum sollte ich?"
Also hat er uns gesehen... schoss es ihr in den Kopf. Wie auch immer. Viel wichtiger ist, dass ich endlich mit ihm unter vier Augen reden kann. "Was machst du hier?" Sie drehte ihren Kopf und versuchte den gekippten Titel zu entziffern.
"Oh, das gleiche wie du - recherchieren." Langsam schob er das Buch zurück auf seinen Platz. Dort stand es wieder unscheinbar zwischen all den anderen.
Rosalyn verfolgte es mit ihren Blicken. "Und bist du fündig geworden?"
Jaromirs Augen schweiften über die Bücher, die sie auf dem Arm trug. "Nun, leider hat das passendste Buch über die Aufstände schon eine meiner lieben Mitschülerinnen ausgeliehen, die früher als ich hier war." Er griff lachend nach ihrem dicken Buch und überflog das Inhaltsverzeichnis. "Da steht ja wirklich alles passende drin. Das könnte man für die Hausaufgabe eins zu eins abschreiben"

Er schien so vertieft in das Buch zu sein, dass sie noch einen Moment zögerte, bevor sie ihre Frage stellte. "Ähm, heute in der Arena... mir fehlen glaub ich ein paar Notizen zu dem Kampf, aber du hast die doch vollständig, oder? Dürfte ich mir die, die ich verpasst habe in meine Unterlagen kopieren?"

Überrascht blickte Jaromir auf. Spöttisch grinste er sie an und antwortete dann: "Ja, dass ist mir aufgefallen. Du schienst etwas abgelenkt zu sein."
Empört wollte Rosalyn darauf antworten, schießlich war es in ihrem ganzen Leben ihr erster Kampf gewesen, den sie gesehen hatte. Nur weil er so einen Anblick gewohnter war und sich nicht so leicht ablenken ließ, konnte sie ja nicht ahnen.  Aber er ließ sie überhaupt nicht zu Wort kommen. "Ich hab die Notizen schon auf meinem Zimmer, aber ich kann sie dir gerne geben. Komm mit!"

Er zog sie am Ärmel ihrer Robe aus dem Gang und lief in Richtung Ausgang. "Warte doch einen Moment!", rief sie lachend als sie sich endlich aus seinem Griff befreit hatte. "Lass mich mein Buch noch ausleihen!"

***********

Hallo ihr Lieben!
Entschuldigt bitte, dass es diesmal so unglaublich lange gedauert hat, bis wieder was neus kam. Aber ich hatte leider ziemlich viel Stress in letzter Zeit und kam überhauptnicht zum Schreiben :(. So wird es jetzt aber auf keinen Fall weiter gehen; die nächsten Veröffentlichungen brauchen hoffentlich nicht mehr so lange :D

Hier noch eine kleine Empfehlung von mir: schaut doch mal in die Story "Das Mädchen aus dem Feuer" von BubbleSunny rein. Ich finde die Geschichte klasse und auf jeden Fall SEHR lesenswert.

Bis bald, Schneefuchs