21. Kapitel: Abendröte

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"Na los, lass uns unseren Job machen und dann endlich ins Bett gehen", schlug ich vor und grinste ihn leicht an, was er auch sofort erwiderte. Ich hatte in den wenigen Tagen, in denen wir eingesperrt waren, diese Jagdausflüge wirklich vermisst. Es war etwas was Daryl und mich miteinander verband und in dem wir Beide voneinander lernen konnten.

Die Jagd verlief recht gut, aber die Beißer fraßen auch an den Wildtieren und somit wurden es auch immer weniger. Bald würde uns das Essen ausgehen, wenn wir nicht bald die Möglichkeit haben etwas Anzubauen oder auch Tiere zu halten. Etwas sicheres als die große Hütte im National Park, mit Mauern und ...

Seufzend schüttelte ich mit meinem Kopf, ich sollte mit dem Zufrieden sein was wir hatten. Ich hatte meine Geschwister, meinen Gefährten und eine große verrückte Familie gefunden. Das war mehr als die meisten Menschen in dieser Zeit hatten.

"Wo bist du die ganze Zeit mit deinen Gedanken?", fragte mich Daryl leise, als wir auf dem Weg zurück zu der Scheune waren und musterte mein Gesicht. Er versuchte wohl in meinem Gesicht zu lesen, herauszufinden über was ich nachdachte.

"Ich denke nur darüber nach, was die Zukunft uns noch bringt. Irgendwann sind wir auch im National Park nicht mehr sicher, es gibt Menschen da draußen die schlimmer sind als Beißer. Ich hab mich nur gefragt, ob wir irgendwann sicher sein werden und uns ein richtiges Leben aufbauen können. Zumindest eines an dem wir nicht jeden Tag fürchten müssen überrannt zu werden."

Meinen Blick hatte ich in den Himmel gerichtet und ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen als ich die Abendröte sah. Es sah wunderschön aus und ich fand, dass es immer wieder ein magischer Moment war. Als würde die Welt für einen Moment nicht mehr so grauenvoll sein, wie sie war und jetzt auch ist. Einfach zum versinken.

"Irgendwann..", riss mich Daryl's Stimme aus meinen Gedanken und ich sah zu ihm. In seinen Augen spiegelte sich das leichte Rot und ließ seine Gesichtszüge etwas entspannter wirken, als sonst. "...irgendwann werden wir etwas gefunden haben, an dem wir leben können. Es wird zwar nicht mehr wie früher, aber besser als jetzt."

"Dafür lohnt es sich zu kämpfen, jeden Tag wieder aufzustehen und weiterzumachen", sagte ich und meine Stimme klang dabei mehr als nur entschlossen. Ich würde für meine Familie kämpfen, für die Menschen die ich liebte und die mir mehr bedeuteten, als ich jemals beschreiben könnte.

Die Scheune kam in Sicht und ich sah mich einmal aufmerksam um, aber ich konnte nichts hören, außer ein paar Tieren im Wald. Wir hatten allerdings schon ein paar Eichhörnchen geschossen und sogar einen Hasen. Das würde reichen. Zum Glück waren die kleinen Tiere noch nicht zum Winterschlaf verschwunden, sonst hätten wir jetzt vielleicht nur den Hasen.

"Weißt du..", fing ich an und sah kurz zu Daryl, der mich kurz anlächelte, "als wir dich damals gesehen haben, dachte ich erst du wärst ein Beißer. Der Geruch, aber an den Schritten war etwas anderes und du wolltest dir nicht helfen lassen."

Leicht musste ich lachen und auch Daryl schüttelte leicht lachend den Kopf, "..Ich dachte wirklich, ich hätte es mit einem totallen Idioten zu tun. Dann kamen wir auf die Farm und Shane spielte sich so auf, wir wollten wieder gehen, aber er ließ uns nicht. Im Endeffekt bin ich froh, dass er es getan hat. Sonst wäre es niemals so weit gekommen. Nathalie hätte Merle nicht kennen gelernt, Sam nicht Beth und ich dich nicht."

Ich war stehen geblieben und sah Daryl sanft an, ich konnte das Strahlen in seinen Augen sehen und sanft fuhr er mir wieder über meine Wange. Seufzend schloss ich meine Augen und schmiegte mich in seine Hand. Seine Berührungen lösten in mir eine unbeschreibliche Wärme und Geborgenheit aus. Dieses Kribbeln in meinen Bauch machte mich noch ganz verrückt.

Love Human - The Walking DeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt