30. Kapitel: Hoffnung stirbt zuletzt

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"Wagen wir es, solange es ihm hilft", sprach ich und Herhsel nickte, während er die Spritze ansetzte und das genau über der Wunde. Somit würde er die Blutung stillen und wir könnten die Wunde wieder vernähen und verbinden. Er musste nur still halten.

Hershel setzte die Spritze an Merle's Armbeuge an, während ich diesen fest hielt und ihm gut zuredete, damit er auch wirklich still hielt. Es musste einfach klappen, denn es gab insgesamt nur drei Spritzen und diese mussten ausreichen, um ihn zu retten.

Ich konnte dem älteren Mann die Nervosität ansehen, die er im Moment verspürte, denn auch er wollte Merle helfen. Genauso wie wir alle und keine wollte den älteren Dixon verlieren. Er war zwar für die Meisten schwer zu verstehen, aber dennoch hielt er zu der Gruppe und war eine große Hilfe in so ziemlich allem.

Zudem gehörte er einfach zu uns und wir hielten alle zusammen, wir waren zu einer Familie zusammengewachsen und bald waren wir bestimmt auch wieder vereint. Elliot würde es besser gehen und die Anderen wären wieder bei uns. Daran glaubte ich und diese Hoffnung würde mir keiner nehmen können.

Merle's Zucken riss mich aus meinen Gedanken und sofort riss ich meine Augen auf, während ich Herhsel leise etwas murmeln hörte. Mein Blick flog zu der Nadel und ich konnte die abgebrochene Nadel sehen, die Herhsel in den Fingern hatte.

"Er hat sie abgebrochen", murmelte ich und Herhsel nickte mir kurz zu, während er die nächste Spritze herrichtete und ich den abgebrochenen Spitz aus Merle's Haut zog. Hershel schien nicht sonderlich weit gekommen zu sein und ich biss mir angespannt auf meine Lippe. Eine Strähne meiner blonden Haare wischte ich mir aus meinem Gesicht und steckte sie wieder hinter mein Ohr.

"Auf ein Neues", meinte Herhsel und sah mich aufmunternd an, während ich wieder damit begann meinen Freund zu beruhigen. Langsam nervte mich das Ganze und ich hoffte, dass es bald wieder gesund werden würde.

Ich hasste es mir Sorgen machen zu müssen und eigentlich hatte ich das noch nie. Zumindest wenn es Menschen außerhalb meiner Geschwister betraf, diese ganze Prägung war vollkommen neu und manchmal noch immer verwirrend. Dennoch wollte ich diesen Mann nicht mehr missen.

Merle's Herz schlug immer schwächer und ich konnte seinen Atem nur noch schwach auf meiner Haut spüren, als ich mich zu ihm nach unten beugte, um wieder beruhigend mit ihm zu reden. Zitternd hielt ich seine Hand und versteckte meinen Kopf in seiner Halsbeuge, um mich selbst auch etwas zu beruhigen.

Dieses Mal zuckte er nicht zusammen, aber ich konnte spüren wie er sich anspannte. Ich kannte seine Vergangenheit und wusste, dass er viel mit Drogen und so weiter zu tun hatte, also sollte er doch solche Spritzen gewöhnt sein, oder nicht? Also wieso konnte er jetzt nicht einfach stillhalten und Herhsel seine Arbeit machen lassen?

"Schon wieder abgebrochen", brummte Herhsel und ich blickte mit Tränen in den Augen zu ihm, er seufzte und zog die nächste Spritze auf, während ich wieder die Nadel aus Merle's Haus holte. Hershel sah nachdenklich auf Merle's Arm und dann auf den Anderen.

"Komm wir tauschen Plätze, vielleicht funktioniert es an dem anderen Arm. Er hat früher ja auch Drogen genommen und wahrscheinlich den rechten Arm dafür benutzt. Vielleicht ist er dort nicht so empfindlich."

Nickend und mit einem Funken mehr Hoffnung tauschte ich mit dem Tierarzt den Platz und hielt dieses Mal Merle's andere Hand und beugte mich wieder zu ihm nach unten. Meine Lippen glitten an sein Ohr und ich musste erst einmal tief durchatmen, bevor ich mit ihm reden konnte.

"Du musst jetzt ruhig bleiben und diese Spritze über dich ergehen lassen. Es wird dir helfen und ohne diese Spritze wirst du sterben. Ich will dich nicht verlieren", nuschelte ich und musste das aufkommende Schluchzen unterdrücken, "ich liebe dich."

Love Human - The Walking DeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt