Love Human - The Walking Dead

36. Kapitel: Narben der Vergangenheit

Daryl steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und ich lehnte mich an ihn, während ich über den Ausdruck in seinen Augen nachdachte. Was war ihm passiert, dass er einen derartigen Schmerz in den Augen trug? Meine Augen wanderten zu Daryl und ich konnte sehen, dass er etwas angespannt war. Ich selbst trat etwas von der Hütte weg und ließ meine Augen durch den Wald wandern, als Daryl neben mich trat und anfing zu erzählen.

"Was mit meiner Mam passiert ist weißt du ja schon. Damals veränderte sich alles für Merle und mich. Unser Dad fing an mehr zu trinken, er hat es zwar schon davor getan, aber es wurde schlimmer. Er nahm Nutten mit nach Hause und schlug uns, wenn wir es auch nur wagten ihm im Weg zu stehen, oder einen Mucks von uns gaben."

Ich hatte meine Augen geschlossen und hörte ihm stumm zu. Auch jetzt als er abbrach blieb ich leise und ließ meinen Kopf auf seiner Schulter liegen. Er musste eine wirklich schwere Vergangenheit gehabt haben, aber das wusste ich schon.

"Es wurde schlimmer, er ließ seinen Frust und die Wut an Merle aus. Mit einem Gürtel schlug er ihn immer wieder, mein Bruder beschützte mich jedes Mal, wenn unser Vater sich doch mir zuwendete. Jedoch verschwand Merle sobald er die Möglichkeit dazu hatte, er wurde nicht viel besser als unser Vater. Fing an zu saufen, vögelte ein Haufen an Nutten und dealte mit Drogen."

Das hatte ich mir schon gedacht, es gab immer einen Grund wieso jemand zu dem wurde was er heute war. Merle schien wegen seinem Vater so geworden zu sein und auch Daryl wurde nur so kalt wegen diesem einem Mann. Ich verstand die Brüder immer besser und auch wie gut Nathalie Merle tat, sie brachte ihn dazu endlich Gefühle wieder zu zu lassen.

"Er wurde zu einem riesen Arschloch. Viele Prügeleien und so weiter. Ich verschwand auch von Zuhause und fing an mehr Zeit mit Merle zu verbringen. Wir zogen zusammen, drehten Krumme Dinge und tranken eine Menge. Wir prügelten uns und verstanden uns auch nicht sonderlich gut, dennoch hab ich irgendwie... zu ihm aufgesehen. Er war mein großer Bruder und er weiß immer noch nicht, dass unser Vater mir das gleiche angetan hat wie ihm."

Meine Finger wanderten über Daryl's Weste und zu seiner Hand, die sich um den Riemen seiner Armbrust gelegt hatte. Zärtlich strich ich darüber und brachte ihn dazu sich etwas zu entspannen, wobei meine Hand sich leicht um seine schloss und ich nach oben zu ihm sah. Seine Augen blickten in meine und ich schenkte ihm ein sanftes Lächeln.

"Solltest du es ihm nicht sagen?", fragte ich und sah wie Daryl seinen Kiefer anspannte. Ihm schien die Idee überhaupt nicht zu gefallen, das konnte ich ihm direkt ansehen. Dennoch sollte er vielleicht mit seinem Bruder darüber reden.

"Nein, er würde es sehen, sobald er meinen Rücken auch nur einmal zu Gesicht bekommen würde. Was denkst du, wieso er oder auch ich nicht mit euch baden gegangen ist, als ihr im den See schwimmen wart?"

"Denkst du das interessiert jemanden von uns? Nathalie oder mich? Daryl... Ich liebe dich", sagte ich sanft und trat vor meinen Gefährten, "denkst du wir tragen keine Narben? Nur weil sie schnell heilen? Ja unsere Wunden verschwinden wieder und es bleiben auch keine Narben zurück, aber dennoch tragen wir welche auf uns."

Ein Schnauben entwich Daryl und er sah mich einen Moment lang einfach nur an, bevor er mir leicht über meine Wange strich. Kurz darauf löste er sich von mir und legte seine Armbrust ab, danach seine Weste und fing an sein Hemd aufzuknöpfen. Verwirrt beobachtete ich ihn dabei, bevor ich nach seiner Hand griff.

"Daryl, du musst das nicht tun, wenn du es nicht willst", sprach ich leise und blickte ihn an, "wenn du mir die Narben nicht zeigen willst, dann ist es vollkommen in Ordnung."

Seine Hand löste sich aus meiner und wieder legten sie sich an die Knöpfe, allerdings hielt er inne und blickte mich doch etwas unsicher an. Sanft lächelnd legte ich meine Hände auf seine und öffnete die letzten Knöpfe seines Hemds.