1- Keine Parties

335 24 0
                                        

Eigentlich hätte der Junge von vorhin, mich um elf Uhr abholen sollen, aber er ist noch nicht aufgetaucht. Mit der Annahme, dass er sich meine Bemerkung zu Herzen genommen hat, habe ich mich jetzt alleine auf den Weg gemacht um den Campus zu erkundigen. Es ist fünfzehn Minuten nach elf, vor einer halben Stunde ist mein Vater zurück nach Hause gefahren und hat mich hier auf diesem Internat hinterlassen. Die nächstgelegene Stadt ist York, sie ist einundzwanzig Kilometer weit vom Internat entfernt und mit weniger als 200.000 Einwohner, um einiges kleiner als London. Ich kann mir schwer vorstellen, dass dort jemals richtig gefeiert wird, sowie in London.
Anstatt den Lift zu nehmen, entscheide ich mich für die Stiegen, da es nur zwei Stockwerke sind. Mit nur meinem Smartphone und Zimmerschlüsseln in der Hand, möchte ich gerade durch die Eingangstür treten -die scheinbar tagsüber offen steht-, als ich gegen etwas stoße.

,,Au.", äußere ich mich mit einer flüchtigen Bemerkung, bevor ich zu Boden stürzte.

,,Pass doch etwas auf.", faucht eine tiefe Stimme.

Natürlich kann es nur der  Junge von vorhin sein, außer jeder hier ist so unhöflich wie er. Da ich nicht erwarte, dass er sich entschuldigt, geschweige denn mir aufhilft, hieve ich mich vom Boden auf. Als ich auf den Boden sehe, erblicke ich meine Schlüssel und mein Handy. Zuerst bücke ich mich, um mein Smartphone aufzuheben und als nächstes will ich meine Schlüssel aufheben, als mir jemand zuvor kommt. Im ersten Moment denke ich, dass es der unfreundliche Junge zur Besinnung gekommen ist und doch sich zu benehmen weiß, allerdings mustern mich braune Augen. Mit einem freundlichen Lächeln überreicht mir der dunkelhaarige Junge meine Schlüssel.

,,Dankeschön.", bedanke ich mich.

,,Nichts zu danken. Bist du neu hier? Ich kann mich nicht erinnern so ein hübsches Mädchen hier gesehen zu haben.", meint er, und anstatt dass ich sein Kompliment schmeichelhaft empfinde, finde ich es zu übertrieben.

,,Wirklich? Zu wie vielen Mädchen hast du das schon gesagt und wie viele sind darauf reingefallen?", frage ich mit einem sarkastischen Lachen.

Obwohl ich erwarte, dass er wütend wird, grinst er nur ganz breit. ,,Es hat genügende Male geklappt."

,,Das freut mich für dich, aber diesmal hat es leider nicht funktioniert.", erwidere ich mit vorgespielten Mitgefühl und klopfe ihm mitfühlend auf die Schulter. Da wir wegen meinem Absatz gleich groß sind, komme ich locker an seine Schulter, sodass es nicht blöd aussieht. Und dann kann ich endlich nach draußen treten, ohne gegen den Lockenkopf zu stoßen, der immer noch überflüssig da steht.

,,Vielleicht ja beim nächsten Mal.", ruft mir der schwarzhaarige Junge hinter her, während ich den gepflasterten Weg entlang gehe.

,,Eher nicht!",schreie ich als Antwort, drehe mich aber nicht um.

Deshalb habe ich gar nicht mitbekommen, dass der unfreundliche Junge mir hinterher geht, erst als er sich zu Wort meldet und meint:,,Ich glaub, ich hab noch nie ein Mädchen so mit Zayn reden gehört."

Zayn ist also sein Name.
,,Für alles gibt es ein erstes Mal.", bemerke ich nur knapp und gehe den Weg hinauf, der zu dem Gebäude führt, wo mein Vater vorhin mit der Direktorin hineingegangen ist.

,,Du scheinst ganz schön selbstsicher zu sein. Bist wohl sehr verwöhnt, hm?", behauptet der braunhaarige Junge, von dem ich immer noch den Namen nicht weiß.
Ich wurde als Kind noch nie zu sehr verwöhnt. Meine Eltern haben ein gutes Gleichgewicht in der Erziehung von mir gefunden, welches durch den Tod von meiner Mutter gekippt ist.

,,Ach findest du? Und du scheinst sehr arrogant und allwissend zu sein.", meine ich nur schnippisch, und bemerke wie er neben mir auftaucht.

,,Hm... Das könnte schon stimmen. Bei diesem Aussehen darf ich arrogant sein, oder nicht?" Mit einer Handbewegung deutet er von seinem Gesicht bis zu seinem Körper hinunter.

,,Auch wenn du so geil wärst, solltest du nicht arrogant sein."
Und in diesem Moment hätte ich nichts anderes am liebsten getan, als diesem arroganten Lockenkopf eine zu schmieren. Solche Jungs verunsichern Mädchen und beleidigen sie. Mit solchen Jungs hatte ich als junger Teenager auch zu tun und es hätte mich, zu dieser Zeit, zutiefst verletzt, aber jetzt - jetzt ist das alles Vergangenheit und es hat mich nur noch stärker und schlauer gemacht. Nun bin ich achtsamer mit solchen jungen Männern.

Sowohl überraschenderweise als auch glücklicherweise, gibt der Lockenkopf keinen Kommentar mehr ab, sondern fragt nur:,,Soll ich dir jetzt den Campus zeigen, oder willst du es immer noch alleine machen?"

,,Falls du keine blöden Aussagen von dir gibst und mir nur den Campus zeigst, dann wäre ich dir dankbar."
Leider musste ich feststellen, dass der Campus zu groß und verwirrend für den ersten Tag ist. Bis jetzt kenne ich nur den Weg von der Schule bis zu unseren Wohnhaus und mehr nicht.

,,Okay, übrigens -", meldet sich der Lockenkopf zu Wort, während er wie ein Guide vor mir hergeht. ,,Ich heiße Harry."

Harry. Hm... Irgendwie passt dieser Name nicht zu ihm. Der Name wirkt kaum arrogant sondern eher liebevoll.
,,Sky.", stelle ich mich unbeeindruckt vor und gehe ihm weiter nach.

Während der Führung zeigt mir Harry den Tennisplatz, Skate Park,  Sportplatz, großen Garten mit verschiedenen Skulpturen, und die Kartbahn. Der Campus bietet wirklich sehr viele Aktivitäten an. Samstags darf man, laut Harry, in die Stadt fahren, entweder York oder Harrogate, und Sonntags unternimmt man als eine Klasse irgendeinen Ausflug. Alkohol ist strengstens untersagt und in den Zimmern muss man spätestens um dreiundzwanzig Uhr sein -am Wochenende-, unter der Woche, bis spätestens zweiundzwanzig Uhr.

,,Klingt ganz schön langweilig ohne Partys.", melde ich mich zu Wort, nachdem Harry mir non-Stop etwas erklärt oder erzählt hat.

,,Naja, wir veranstalten ab und zu Partys, allerdings ohne Alkohol und nur bis spätestens Mitternacht.", meint Harry achselzuckend, als ob es nicht zu schlimm wäre.
Allerdings empfinde ich das als sehr schlimm.

,,Nicht dein Ernst? Und du findest das ganz in Ordnung?", frage ich verblüfft, während wir auf dem Weg zum Pool sind.

,,Ich muss wohl damit leben. Noch eineinhalb  Jahre und dann hab ich meinen Abschluss und dann hab ich es überlebt.", winkt er unbeeindruckt ab.

Ich nicke nur, denn ich weiß nicht mehr was ich sagen soll. Ich bin vollkommen sprachlos.

(Die ersten fünf Kapitel hab ich jetzt gelöscht und die späteren Kapitel hab ich vorgezogen. Ich habe nämlich gemerkt, dass jedes Kapitel wenigere Reads hatte.
DANKE FÜRS LESEN! ❤️)

Let Me Love YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt