Ich liebe dich

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Sicht: Florian

Endlich hatte ich meine Helene wieder. Die Sehnsucht der letzten Wochen war einfach viel zu groß, um auch nur eine weitere Stunde ohne sie zu überleben.
Als wir irgendwann endlich im Hotel ankamen, holten wir uns sofort den Schlüssel und gingen aufs Zimmer. Helene war noch immer so unfassbar schön und am liebsten hätte ich sie einfach stundenlang in meinen Arm genommen und sie nie wieder losgelassen.
Als wir alle Koffer abgestellt hatten, trat ich näher an meinem Schatz, schlang meine Arme um ihren Hals und küsste sie leidenschaftlich. Nach dem Kuss blickte ich ihr tief in die Augen. Nah am Ohr hing eine hellblonde, leicht gelockte Strähne hinunter, die ich ihr sanft hinters Ohr strich. Ein leichtes Lächeln lag auf Helenes Lippen, aber es war nicht wie immer - irgendetwas schien sie zu bedrücken.
„Alles in Ordnung Liebling?" hakte ich nach, doch mir kam nur ein Nicken entgegen. Bevor ich weiter nachfragen konnte, verschwand Helene ins Bad, um sich etwas anderes anzuziehen.

Gelangweilt und auch etwas müde vom Flug ließ ich mich auf den gemütlichen Sesseln, der am Rand des Zimmers stand, fallen. Sinnlos tippte ich auf meinem Smartphone herum, bis mir die Sicht plötzlich verdeckt wurde.
Helene hielt ihre Hand darüber und begann mich mit zärtlichen Küssen zu verwöhnen. Ich liebte einfach ihre aufgeschlossene Art - so wunderschön sanft und trotzdem irgendwie bestimmend. „Flo, ich habe es ohne dich kaum ausgehalten!" In ihren Augen schimmerten aufsteigende Tränen.
Behutsam nahm ich ihren Kopf in meine Hände: „Ich doch auch nicht! Aber jetzt sind wir wieder zusammen. Du musst nicht weinen, hörst du?"
Ein erleichtertes Lächeln lag auf ihren Lippen. Ruckartig zog sie mich hoch und führte mich zum großen Hotelbett, was gemütlicher aussah, als unser eigenes. Wild begann ich an ihrem Top zu ziehen, aber sie drückte meine Hand weg: „Bitte erstmal nur kuscheln."
Da war sie wieder - manchmal brauchte mein Schatz einfach nur Zweisamkeit, einfach nur meinen Geruch und meinen Körper. Diesen Wunsch erfüllte ich ihr immer wieder gerne. Wir legten uns in Sachen aufs Bett und sie drückte sich so nah es ging an mich. Verliebt legte ich meine Arme um sie und ein unbeschreiblich schönes Gefühl stieg in mir auf.
„Ich liebe dich!" hauchte ich ihr ins Ohr. Sie streichelte über meinen Rücken und ließ sich der Umarmung sichtlich entspannt hin. Ich wusste genau, dass es jetzt genau das brauchte, denn Helene hatte große Probleme damit, dass wir uns so selten sehen konnten. Deswegen genossen wir jede gemeinsame Minute - dafür brauchte es nichts großes, sondern einfach nur uns!

Nachdem wir eine Weile so auf dem Bett gelegen hatten, machte sich plötzlich Helenes Bauch laut bemerkbar. „Da hat wohl jemand Hunger." lachte ich. „Ja... irgendwie schon..." kicherte sie. „Na dann, ich möchte ja nicht, dass meine Prinzessin verhungert."
Voller Schwung und Tatendrang zog ich sie vom Bett, wir zogen uns die Schuhe an und gingen dann, Hand in Hand, zum Abendessen. Uwe saß schon an einem großen Tisch, direkt an der Fensterfront, von der man auf den Hafen blicken konnte.
Als sich Helene mit einem gut gefüllten Tablett ebenfalls an den Tisch setzte, wurden ihre Augen immer größer: „Wow, das ist nenne ich einen Ausblick." Uwe und ich begannen zu lachen, weil die Art, wie sie es gesagt hatte einfach zu putzig war.
„Warum lachte ihr denn jetzt schon wieder?" fragte sie verwirrt. „Ach nichts mein Schatz. Lass es dir schmecken!" Ich gab ihr noch schnell einen Kuss und kümmerte mich dann um mein eigenes Essen. Es schmeckte wirklich sehr gut und als alle gesättigt waren, schlug Helene vor noch einen Spaziergang zu machen. Wir standen vom Tisch auf und bevor wir uns von Uwe verabschiedeten, ermahnte er uns nochmal: „Was auch immer ihr heute noch vor habt... denkt an die Probe morgen! Die ist öffentlich... also ihr solltet ausgeschlafen sein." Natürlich wusste ich worauf er hinaus wollte, deswegen schüttelte ich nur den Kopf und grinste dabei.
„Jaja Uwe. Bis morgen, schlaf dann gut!" antwortete mein Liebling schnell und zog mich hinter sich her, direkt Richtung Ausgang.

Es war Juli - also ein angenehmer Sommerabend. Es war noch ziemlich hell und trotzdem waren nur sehr wenige Menschen unterwegs. Wir liefen zuerst durch das Hafengebiet, bis hin zu einem kleinen Park mit vielen Sitzmöglichkeiten zwischen großen Bäumen.
Als wir eine Weile auf einer Bank saßen, schaute ich Helene die ganze Zeit an. Sie wirkte plötzlich ganz verschlossen und nicht so, wie nur einige Minuten zuvor. Außerdem schien sie tief in Gedanken versunken und man konnte förmlich beobachten, wie jede Gesichtsfarbe ihre Wangen verließ.
„Spätzchen? Ist wirklich alles in Ordnung?" Erst jetzt bemerkte Helene, dass ich sie angesprochen hatte. Sie drehte ihren Kopf zu mir und blickte direkt in meine Augen - „Hm... alles in Ordnung." Sehr überzeugend klang das nicht. Ich wusste, dass sie es nicht mochte, wenn ich immer weiter nachfragte, aber langsam begann ich mir Sorgen zu machen. „Das glaube ich dir nicht. Du bist auf einmal so anders." Ihre Augen waren traurig, das konnte ich genau erkennen - „Mir ist ein bisschen schlecht." - „Sollen wir ins Hotel gehen? Da kannst du dich hinlegen." Mit gesenktem Kopf saß sie da, ohne mir eine Antwort zu geben.
Sanft hob ich ihr Kinn mit meinem Zeigefinger an, sodass sie mir wieder direkt in die Augen schauen musste. „Es ist mehr als das - ich merke doch, dass etwas nicht mit dir stimmt." - „Es tut mir leid... es ist nur..." Immer wieder zögerte sie die Antwort heraus, bis sie dann doch endlich mit der Sprache herausrückte: „In der Innenstadt, auf der Bank hat es heute einen Überfall gegeben... haben sie im Radio angesagt..." - „Sowas ist schlimm, aber es hat doch nichts mit dir zu tun."

Wütend sprang sie auf: „Eben doch! Es hat auch was mit mir zu tun. Es war die Bank, wo ich nur wenige Minuten vorher war... und..." kurz schluckte sie „Der Verbrecher hat mich angerempelt und gegen die Wand gestoßen."
Nun hatte auch ich große Angst: „Aber... dir ist nichts passiert?" Sofort ging ich Helene hinterher und hielt sie am Arm fest, damit sie nicht weiterlaufen konnte. „Nein." Sie drehte sich zu mir und ich sah, wie sich einzelne Tränen den Weg über ihr Gesicht bahnten. Ich wusste genau was jetzt zu tun war -ich drücke meinen Liebling fest an mich und strich ihr beruhigend über den Rücken: „Der Typ wird gefasst... das verspreche ich dir... und ich beschütze dich auch!"
Langsam beruhigte sich Helene wieder und flüsterte mir ein leises „Danke" entgegen. Ich schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zurück ins Hotel. Dabei sprachen wir kein einziges Wort.

„Ich muss mich kurz ablenken." Helene schmiss sich aufs Bett und schaltete den Fernseher ein. Ich ging derweile ins Bad und wollte mich gerade duschen, als ich meinen Namen hörte. „Flori, komm schnell!" Sofort stürmte ich aus dem Bad und atmete erleichtert aus, als ich Helene immer noch auf dem Bett sah: „Was ist Schatz?" Sie zeigte auf den Fernseher - es liefen gerade Lokalnachrichten.
Helene grinste mich an: „Sie haben gerade durchgegeben, dass der Täter vom Überfall gefasst wurde... Ich bin total erleichtert..."
Auch mir fiel ein Stein vom Herzen, ich entgegnete mit einem Lächeln und gerade als ich wieder zurück zur Dusche wollte, stoppte mich mein Schatz mit einen verführerischen: „Bist du dir sicher, dass du dich nicht lieber so neben mich legen willst?" Dabei deutete sie mit ihren Finger auf meinen Körper, der lediglich von meiner Boxer-short bedeckt war.

Voller Lust krabbelte ich zu ihr aufs Bett und half Helene gleich, auch ihre Sachen loszuwerden. Das Spiel nahm seinen Lauf und irgendwann lagen wir beide total erschöpft, aber überglücklich nebeneinander.

Sicht: Helene

Ein helles Licht brachte mich am nächsten Morgen zum Aufwachen. Ich war so überglücklich, endlich wieder neben Florian aufzuwachen. Die Sehnsucht hatte sich in den letzten drei Wochen angestaut, was mich manchmal wirklich sehr belastete. Dafür war ich nun umso glücklicher bei ihm zu sein.
Zum Glück war auch dieser unheimliche Mann festgenommen wurde, was mir den Tag noch mehr erleichterte.

Florian öffnete auch endlich seine verschlafenen Augen. „Na du Schlafmütze." Er lachte mich an und wartete sehnlich auf einen Kuss von mir. Gerade als ich dazu ansetzen wollte, fiel mein Blick auf den Wecker und ich purzelte fast aus dem Bett: „Mensch Flo, Uwe ist in zehn Minuten hier!"
So schnell es ging machten wir beiden uns fertig. Auch wenn es im Zimmer leicht chaotisch aussah, waren wir pünktlich zur Stelle und fuhren gleich zur Probenhalle. Im Auto aßen wir noch schnell ein Brötchen, um überhaupt etwas im Magen zu haben.

Als wir dann endlich da waren, begrüßten wir als allererstes unsere Kollegen, die wir schon ewig nicht mehr gesehen hatten. Leider hatten wir nicht genug Zeit, um zu quatschen, weil jeder noch in die Maske musste, immerhin war die Probe öffentlich - Florians Show sollte perfekt werden, das wünschte ich ihm so sehr, denn es war seine Jubiläumsshow. Deswegen gab es auch mehrere öffentliche Proben und diese war halt die erste.
„Frau Fischer bitte zur Bühne!" Das war mein Stichwort. Fröhlich stolzierte ich los, zwinkerte Serena im Augenwinkel zu und begann mein erstes Lied zu singen. Danach ging Florian mit mir schon einige Fragen durch - diesmal fiel es mir etwas schwerer als sonst, mich darauf zu konzentrieren, denn seine Augen lenkten mich durchgängig ab. Dann gab es noch eine Zugabe.

Als ich zum Singen ansetzte, ließ ich meinen Blick durch das „Publikum" schweifen und erfreute mich an den glücklichen Gesichtern, die fast dahin schmolzen, wenn sie meine Aufmerksamkeit, auch nur für einen kurzen Moment, erhaschten.

Es tat gut, meinen Fans eine Freude zu machen, doch plötzlich blieb ich an diesen dunklen, mit Hass gefüllten Augen, hängen - er war es. Sein Gesicht sah ganz anders aus, aber diese Augen - man konnte sie nicht verwechseln...


Ein Kampf gegen die ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt