Er ist in mir

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Sicht: Helene

Ein hässlicher Ruck durchfuhr meinen Körper. Danach fühlte ich tausende Hände auf meiner Haut, die ich überhaupt nicht zuordnen konnte. Als ich meine Augen aufschlug, sah ich Chris vor mir. Sein erleichtertes Lächeln. Für einen Moment dachte ich tatsächlich, dass die Ärzte Florian gerade gerettet hatten. Das er schon bald wieder bei mir sein würde, doch dem war nicht so.
Es dauerte ziemlich lange, bis ich realisierte, dass ich diejenige war, die gerade zwischen Leben und Tod gestanden hatte.
Verwirrt versuchte ich meinen Oberkörper aufzurichten, doch es wollte mir einfach nicht gelingen. Die Umgebung um mich herum konnte ich nicht erkennen. Es war so, als wäre ich in einem Tunnel gefangen, ich konnte nur Dinge und Personen erkennen, die genau vor meinen Augen standen. „Können Sie mich hören Frau Fischer?" - „Ja!" antwortete ich schwach und schloss meine Augen wieder, weil sie langsam viel zu schwer waren. „Schön bei uns bleiben!" Irgendjemand tätschelte an meiner Wange, bis ich wieder richtig da war. „Christoph! Christoph" flüsterte ich und versuchte meinen Körper anzuheben, was mir schwerer erschien, als jemals zuvor in meinem Leben. „Christoph!" wisperte ich erneut, bis ich kraftlos meiner Schwäche freie Bahn ließ. Ich fühlte lediglich die warme, angenehme Hand von Christoph. Er sagte etwas zu mir, doch ich konnte es nicht verstehen.
Es dauerte ewig, bis ich endlich so etwas wie Bewegung unter mir spüren konnte. Ich wusste nicht so recht, wo ich war und warum sich alles so seltsam anfühlte, aber ich war sehr froh, als ich endlich auf etwas weiches gelegt wurde und schlafen konnte. Schlaf, den mein Körper gebraucht hatte. Ich dachte in diesem Moment nicht an Florian, oder sonst etwas. Ich dachte nur an mich und meinen Körper, der langsam, sehr langsam zur Ruhe kam.

„Mama!" Als ich meine Augen öffnete, machte mein Herz einen kleinen Sprung, als ich meine Mutter direkt vor mir sah. Sie trug einen seltsamen grünen Umhang und einen Mundschutz. Trotzdem tat es gut zu wissen, dass ich nicht alleine war. „Ja mein Kindchen, ich bin da. Ich bin immer bei dir!" - „Immer bei dir!" wiederholte ich ihre Aussage mehrere Male, bis ich endlich richtig in ihre Augen schauen konnte und mir sogar ein leichtes Lächeln aufdrückte. „Was ist passiert?" fragte ich schon um einiges wacher und schaute mich dabei verwirrt um. Im ersten Moment erschrak ich vor all den piependen Geräuschen, den sterilen Wänden und den Schläuchen an meiner Brust.
Meine Mutter fuhr mir liebevoll durchs Haar, so wie es Florian auch immer getan hatte, wenn es mir nicht so gut ging. „Du...du hattest...Helenchen, du musst dich ausruhen!" - „Jetzt sag schon! Ich war tot, oder? Ich war tot?" Lange sprach niemand ein Wort. Es machte mich wütend keine Antwort zu erhalten, vor allem weil ich es wusste. Ich wusste es, weil ich es gespürt hatte. Florian war doch selbst bei mir. Er hat mir doch selbst ins Ohr geflüstert, dass ich noch nicht gehen darf. Und dann...dieser Moment, ich dachte wirklich die Ärzte hatten Florian wiederbelebt. Als wäre er in mir gewesen. Bei mir und vielleicht fühlte es sich in diesem Moment genau so an. Florian steckte in mir, in meinen Herzen und er zeigte mir den richtigen Weg.
„Ja!" Tränen stiegen in die Augen meiner Mutter „Du darfst nicht aufgeben! Helene bitte, ich liebe dich doch! Bitte Helene. Gib nie auf!" - „Ich will nicht aufgeben!" schluchzte ich „Florian ist in mir. Wenn ich aufgebe, stirbt er noch mehr!" Meine Mama schaute mich seltsam an. „Lenchen, es ist alles gut, du hast hohes Fieber! Das ist ganz normale!" Es schien, als wöllte sie nicht mich, sondern sich selbst beruhigen. „Aber Mama! Das ist mein Ernst. Florian lebt noch, in mir, verstehst du das nicht? Ich habe ihn gesehen und er ist in meinen Körper übergegangen. Ich bin mir sicher, dass er bald wiederkommt. So wie ich!"
Meine Augen wurden immer schwere. Ich erkannte nur noch das besorgte Gesicht meiner Mutti, ehe ich einschlief. Ich selbst merkte nicht, dass ich langsam vollkommen durchdrehte...


Ein Kampf gegen die ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt