Ohne dich geht nicht

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Sicht: Helene

Auf dem Tisch stand eine geöffnete Schatulle. Darin befand sie ein wunderschöner, silberner Ring, mir kleinen Smaragdsteinchen verziert. Flo hatte die ganze Zeit von einem ganz besonderen Moment geredet. Die ganze Zeit, aber er wollte mir nichts verraten, weil der Zeitpunkt immer angeblich ungünstig war.
Vorsichtig ging ich auf den Tisch zu. Ich kniete mich davor und nah die Ring an mich. Meine Augen betrachteten ihn und für einen kurzen Moment leuchteten sie sogar. Eine kleine Inschrift war eingeritzt: Helene+Florian. Es fehlte noch ein Datum. Es wäre das Datum unserer Hochzeit, oder das der Verlobung gewesen. Er wollte mich heiraten. Wir hätten ein eigenes Leben gehabt, eine eigene Familie. Er wollte mich heiraten. Heiraten.
„He-Helen..e?" Erikas Stimme riss mich aus meinen Gedanken, ich schaute sie verloren, unter Tränen an. „Erika..." schrie ich laut und ließ mich gleich darauf in ihre Arme fallen. Es tat so weh – so weh im Herzen. Alle Schmerzen der vergangenen Tage waren nichts dagegen.
„Psht... ich bin da..." Es war lieb gemeint von Erika, aber irgendwie konnte ich es nicht mehr hören. „Lass mich bitte kurz allein!" wisperte ich und trocknete mir gleich die Tränen. „Bist du sicher?" Ihre Besorgnis war nicht zu überhören. Ich nickte nur und versuchte mir nichts weiter anmerken zu lassen.

Die Tür ging zu und ich hörte, wir sie ins Schloss fiel. Um mich herum standen oder hingen überall Bilder. Überall. In diesem Moment kam es mir so vor, als hätte ich mein ganzes Leben verloren.
Vorsichtig versuchte ich aufzustehen und tatsächlich gelang es mir nach mehreren Versuchen. Ich stützte mich am Tisch ab und ging Richtung Fenster. Unsere Wohnung war im zweiten Stock, deswegen konnte ich von oben runter auf die Straße blicken. Für einen kurzen Moment kam mir wirklich der Gedanken einfach herunterzuspringen, einfach Flo hinterherzugehen. Es war doch meine Schuld, dass er jetzt...tot ist. Ohne mich wäre das alles doch gar nicht passiert.

Schnell drehte ich mich wieder herum, um nicht doch noch etwas Falsches zu tun. Mein Schatz hätte es nie so gewollt. Er will ganz sicherlich, dass es mir gut geht. Das ich mein Leben weiter lebe.
Als ich versuchte irgendwie in die Nähe des Sofas zu kommen, streifte mein Blick die Fernsehzeitung. Mein Herz blieb fast stehen, als ich mich daran erinnerte, dass mein Florian eigentlich bald seine Show gehabt hätte. Um genau zu sein in zwei Wochen. Es wäre seine Jubiläumssendung gewesen. Traurig griff ich nach der Zeitung und blätterte darin herum. Tatsächlich war seine Show schon abgedruckt und darüber ein Bild von ihm. Der Daumen an der Seite ging nach oben, was bedeuten sollte, dass es sehr zu empfehlen ist.
„Warum?" schrie ich laut, als ich dieses Teil in eine Ecke schmiss und mich wieder auf den Boden setzte. >Ich muss die Sendung machen< schoss es mir sofort durch den Kopf. Es war die Idee. Flo musste weiterleben und das konnte er nur durch mich! Die Fans, sein Team, sie...sie brauchten mich. Entschlossen stand ich wieder auf und taumelte zum Schrank, wo Flo seine Unterlagen immer versteckte. Ich sollte nie das ganze Manuskript vor einer Sendung lesen, weil manchmal Überraschungen eingebaut waren. Wie wild blätterte ich drin herum. Ich begann mir alles durchzulesen und griff immer fester in das Papier. Irgendwann konnte ich überhaupt nichts mehr erkennen, denn meine Tränen ließen alles vor meinen Augen verschwimmen.
„Erika!" rief ich laut, denn alles um mich herum begann sich zu drehen.
Sofort stürzte meine Schwester ins Zimmer. „Was ist, alles ok Helene?" Ich schaute ihr traurig in die Augen und schüttelte den Kopf: „Mir ist ganz schwindelig..." Eine unglaubliche Wärme durchfuhr meinen Körper, als ich Erikas sanften Hände an meinem Rücke spürte. Sie brachte mich vorsichtig zur Couch, wo ich mich sofort hinlegte, um einen Moment Ruhe zu erlangen.

Nach kurzer Zeit fragte ich: „Kannst du mir bitte das Telefon geben?" – „Warum?" Meine Schwester konnte sich schon denken, dass ich etwas vor hatte. „Ich will Michael anrufen, ich muss ihm sagen, dass ich Flo's Show übernehme!" Erikas Stimme wurde immer lauter: „Nein Helene! Du kannst das nicht machen! Du steigerst dich da in was rein!"

Sie hatte doch keine Ahnung. Ich wollte Flo weiterleben lassen. Er darf in unserem Herzen nicht sterben. „DOCH UND JETZT GIB MIR DAS TELEFON!!!!!!"

Ein Kampf gegen die ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt