Mein kleiner Engel

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Sicht: Florian

Die Probe war sehr lustig, aber ich freute mich riesig nun einen tollen Nachmittag mit meinem Liebling genießen zu können.
Übermütig schloss ich die Tür auf und rief freudig durchs Haus: „Lene, ich bin wieder da. Jetzt kann ein wunderbarer Nachmittag beginnen." Als sie jedoch weder zu mir kam, noch eine Antwort gab, suchte ich verwirrt nach ihr. Erst im Schlafzimmer sah ich sie auf dem Bett sitzen.
„Ach, du hast dir wohl extra dieses Zimmer ausgesucht? Eigentlich wollte ich ja erst spazieren gehen und dann..." Bevor ich weiterredete bemerkte ich, dass meine Helene nicht mehr so glücklich aussah wie am Morgen. Ihre Augen waren rot – sie hatte bestimmt geweint. Als ich sie ohne Worte in den Arm nahm, zittere sie ein wenig.
Besorgt musterte ich sie und hakte nach: „Helene? Was ist los? Warum bist du schon wieder so seltsam?" Lene stand auf und entfernte sich von mir. Ein unangenehmes Gefühl entstand zwischen uns. Wieso vertraute sie mir plötzlich nicht mehr? „Bitte geh jetzt nicht!" rief ich ihr hinterher, kurz bevor sie das Zimmer verlassen wollte. Traurig drehte sich mein Schatz herum und kam wieder in paar Schritte auf mich zu. „Ich würde es dir gerne sage, aber bitte Florian, du musst mir jetzt etwas versprechen." Sie klang ernst. Sehr ernst. So klang sie sonst nie. Das machte mir Angst. „Ja, ich verspreche dir alles, was du willst." Es fiel ihr offensichtlich schwer es auszusprechen: „Versprich mir, dass... dass du nicht nachfragst. Ich habe Gründe, aber ich kann sie dir nicht sagen. Es ist nicht möglich. Bitte nimm es mir nicht übel."
Mir tat das, was Helene gerade sagte, sehr weh. Eigentlich haben wir uns immer alles anvertraut, egal was es war. „Ja, aber..." begann ich, doch ich führte den Satz nicht zu Ende, weil ich merkte, dass sich Helene schon in Richtung Tür bewegte. „Warte!" rief ich „Ich verspreche es dir!". Sie sah plötzlich etwas erleichtert aus, verließ dann aber trotzdem den Raum.

Ich hatte ein schlechtes Gefühl. Trotzdem vertraute ich ihr – vielleicht war es richtig so.
Als ich das Gefühl hatte, dass sich die Situation etwas verbessert hatte, ging ich ins Wohnzimmer, wo mein Liebling traurig auf dem Sofa saß. Sie tippte auf der Fernbedienung herum, bis ich sie aus ihrem Zustand holte: „Kannst du mir auch etwas versprechen?" Helene nickte. „Versprich mir, dass du wieder lächelst und jetzt mit mir einen schönen Spaziergang machst." Wieder ein Nicken als Antwort. Keine Worte. Helene setzte sich ein gezwungenes Lächeln auf, ging zur Garderobe – vorbei an mir, ohne jegliche Berührung.

Wir machten uns auf den Weg zum Park. Schlenderten etwas herum. Ich spürte, dass sich mein Schatz langsam etwas befreite – aus dem eingeengten Gefühl. Irgendwann begannen wir auch zu reden, ich erzählte ihr ein bisschen von der kurzen Probe und auch ein Lächeln zog sich wieder über ihre Lippen. Die gemeinsame Zeit war wunderschön, das Wetter war super und wir wurden nicht mal erkannt.
Trotzdem sah ich Helene nach einem wirklich sehr langen Spaziergang Erschöpfung an. „Schatz?" fragte ich leicht zurückhaltend. Sie blickte in meine Augen und schmunzelte „Wollen wir wieder zurück? Du siehst müde aus. Wir können uns ja noch ein paar schöne Stunden auf dem Balkon machen." – „Gute Idee." Ein Kuss galt mir als Antwort, ich legte meinen Arm um ihre Schultern und so gingen wir den ganzen Weg nach Hause. Helene wechselte oft die Position ihrer Hand. Am Ende streichelte ich ihren Handrücken mit meinem Daumen, was ihr sehr zu gefallen schien.
Alles von den Stunden zuvor schien vergessen. Helene lachte wieder befreit, druckste mit mir herum und verführte mich mit kleinen Zärtlichkeiten. Sie war einfach zu niedlich. Alles, was ich im Leben brauchte.
Fröhlich schloss sie die Tür zur Wohnung auf, blieb dabei aber an mir hängen. „Nicht so eilig meine Hübsche..." hauchte ich, drückte mit der Hand die Türe wieder zu und legte meine Lippen auf die von Helene. Dabei presste ich sie wild, aber trotzdem sehr sachte dagegen, um sie vollkommen im Griff zu haben. Ihr schien es zu gefallen, bis sie mich plötzlich wegstieß.
„Da ist ein Fotograph..." flüsterte sie genervt und hüpfte schnell in die Wohnung hinein. Ich folgte ihr. Drinnen zogen wir unsere Schuhe aus, Helene huschte sofort auf den Balkon und lehnte sich an das Geländer.

Zuerst dachte ich, dass sie vom Fotographen gereizt war, aber ich irrte mich gewaltig. Liebevoll strich ich ihr von hinten über die Hüfte, weil ich sie damit aufmuntern wollte, aber Helene war schneller. Sie drehte sich so geschickt in meinen Armen, dass ihr Gesicht direkt vor meinem war. Dadurch dass sie auf Zehenspitzen stand und mich fest ein Stück nah unten zog, waren unsere Augen auf gleicher höher. Ich sah einen wunderschönen Glanz darin. Vorsichtig hob ich meine Hand und strich ihr über die Wange.
Sie war gar nicht traurig wegen dem Fotographen. Im Gegenteil. „Schatz, warum grinst du so?" fragte ich neugierig. Helene ließ mich wieder los und kicherte: „Ich freue mich schon auf Uwes Anruf, spätestens morgen, wenn er das Titelblatt gelesen hat." Mit einer verstellten stimmer äffte sie in nach: „Aha, aha Helene, so geht das aber nicht... einfach die Proben schwänzen und stattdessen einen schönen Tag mit Florian verbringen, wie oft muss ich das euch noch sagen...?" Ich konnte mich nicht mehr halten vor Lachen und prustete laut los. Daran hatte ich ja gar nicht mehr gedacht. Helene war ja „krank".
Schnell veränderte ich meinen Blick – er sollte ernster wirken und besorgt. Auf Helenes Stirn bildeten sich Falten, sie schaute zu mir hoch: „Was ist Flo?" Danach musterte sie mich kurz.
Ich versuchte krampfhaft mir ein Lächeln zu verkneifen. „Helene, das geht so nicht weiter..." Man konnte eine gewisse Angst in ihren wunderschönen Augen erkennen. „Schatz..." wieder legte ich meine Hand auf ihre Stirn „du gehörst ins Bett... und ich weiß wie alleine du dich fühlst... Ich komme gleich mit..."
Erst jetzt bemerkte Helene, dass das alles nur Spaß war und ließ sich auf das Spiel ein: „Stimmt... kannst du mich tragen?" Noch ein letzter Blick schweifte zum Balkon, dann hob ich sie mit einem Ruck an und trug sie auf Händen ins Schlafzimmer.

Behutsam legte ich sie auf dem Bett ab und gesellte mich gleich neben sie. Zuerst musterte ich ihren ganzen Körper, jede auch noch so kleine Bewegung. Gleichmäßig hob sich ihr Brustkorb. Helenes Augen waren geschlossen – sie schien es zu genießen, wie ich ihren Körper nur mit meinen Augen abtastete. Gleichzeitig konnte sie es aber kaum erwarten – das wusste ich, denn ich kannte meinen Engel.
„Fang endlich an Flori..." bettelte sie regelrecht, was für mich der Startschuss war. Gemächlich ließ ich meine Hänge unter ihr Top gleiten – sofort befreite ich sie davon. Danach tippelte ich mit meinen Fingern so unter ihren Rücken, damit ich sie mit Leichtigkeit auf den Bauch drehen konnte. Helene gab sich der Sache hin und genoss es verwöhnt zu werden.
Wir verbrachten einen wundervollen späten Nachmittag – gezeichnet nur von unserer Liebe.

Als wir ziemlich erschöpft nebeneinander lagen, kraulte ich genüsslich ihren Arm, unsere Blicke waren beide an die Wand gerichtet. Gerade wollte ich etwas sagen, als ein lautes Magenknurren meinen Ansatz übertönte: „Wohoo, da hat ja jemand Hunger." lachte ich und stand langsam vom Bett auf.

Helene folgte mir gleich und schlenderte ebenfalls Richtung Küche. „Wollen wir etwas kochen?" – „Ja, natürlich!" Ich stellte mich direkt vor meinen Liebling: „Auf was hast du denn Hunger?" Sie zuckte mit den Schulter und trotzdem wusste ich, was sie wollte. „Wie wäre es mit Pasta?" - „Jaaa!" rief sie und stürmte Richtung Vorratskammer im Flur. „Ich hole mal die Nudeln..."
Schon war mein Schatz verschwunden. Kopfschüttelnd bereitete ich alles vor, stellte die Töpfe bereit und schaute kurz aus dem Fenster.
Helene war eine so tolle Frau, ich war einfach überglücklich, dass ich sie gefunden hatte. Meine Gedanken kreisten um den Nachmittag, als plötzlich ein lauter Schrei erklang.

Ich ließ alles stehen und liegen und rannte zum Flur in die Vorratskammer: „Helene?" Wieder ertönte ein Schrei...


Ein Kampf gegen die ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt