Du macht Schluss?

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Sicht: Helene

Der Mann löste seine rechte Hand vom Lenkrad und legte diese auf meinem Nacken ab. Angestrengt schüttelte ich mich und rückte so weit wie möglich nach weiter weg von ihm. Immer wieder griff ich panisch an die Türklinke, aber sie wollte sich einfach nicht öffnen. „Hilfe! HILFE!" voller Wucht hämmerte ich gegen die Fensterscheibe, aber mittlerweile waren wir längst in einer unheimlichen Gegend angekommen. Vielleicht war es eine Art Wald, vielleicht aber auch nicht. Ich konnte in der Dunkelheit fast nichts erkennen. Nur, dass die Straßen menschenleer waren.
Meine Versuche dort irgendwie rauszukommen waren alle vergebens. Ich begann zu weinen, wurde wütend, schrie – die ganze Fahrt, doch der Mann ließ sich davon nicht beeindrucken.

Plötzlich hielt das Auto. Meine Tür wurde von außen geöffnet – neben mir stand dieser Steve. Er hatte Klebeband in seiner rechten und einen Schal in seiner linken Hand. Es war einfach keine Möglichkeit gegeben irgendwie abzuhauen. Nach langem Versuchen ihn zu treten spürte ich nur noch etwas Hartes an meinem Kopf, bis ich mein Bewusstsein vollkommen verlor.

Verschwommen nahm ich zwei große Menschen über meinem Gesicht war. Immer wieder versuchte ich meine Augen zu öffnen. Erst nach mehreren Versuchen gelang es mir tatsächlich. Steve – er war immer noch da – es war kein Traum. Ängstlich blickte ich in seine Augen. Er grinste mich an: „Na, wie geht es die Kindchen?"
Erst als ich antworten wollte, bemerkte ich das Klebeband an meinem Mund. Meine Hände waren hinter meinen Rücken an einem Stuhl gefesselt, mir bestand keine Möglichkeit mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.
„So jetzt pass mal auf..." redete er weiter „Ich nehme jetzt dein Handy aus deiner Hosentasche und danach nickst du, wenn ich den richtigen Namen von deinem Freund vorlese. Wenn du lügst, keine Sorge, dass bekomme ich heraus, dann bist du gleich tot, aber vorher ist er dran. VERSTANDEN?" Seine Stimme wurde immer wütender und intensiver. Tränenüberströmt nickte ich und ekelte mich gleich davor, nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wie der Verrückte an mein Bein greift.
Langsam kam er näher und fasste in meine Hosentasche. Ein lauter Schluchzer entkam mir, kaum hörbar durch das Klebeband, was mir mittlerweile sogar etwas Luft abschnürte.
„Uwe?" Ich schüttelte den Kopf „Tobias?" – wieder. Es ging eine ganze Weile so, bis er den Namen aussprach. „Florian?" Traurig und erst nach einer kurzen Bedenkzeit nickte ich zurückhaltend. „Ach der liebe Floriiii also.... Na mal sehen was er dazu sagt, wenn seine Freundin ihm erzählt, dass sie einen neuen hat."

Das war zu viel – ich schrie und wackelte solange, bis sich die Seile an meinen Händen tatsächlich etwas lockerten. Auch das Klebeband war längst nicht mehr so fest an meiner Haut, wie kurz zuvor. Unsanft reißt der Helfer von Steve mir das gesamte Stück ab. „AU!" schreie ich laut und erneut steigen Tränen in meine Augen.
„Was willst du sagen?" fragte Steve drohend. „Das kannst du nicht tun! Flo weiß, dass ich das nie machen würde!" – „Ach Flo nennst du ihn also. Na dann schreiben wir mal drauf los."
Er begann seine eingetippte Nachricht laut vorzulesen: >Lieber Flo, es tut mir unendlich leid. Alles. Aber... ich habe einen großen Fehler gemacht. Flo, ich liebe dich nicht mehr. Zumindest nicht so, wie früher. Ich habe einen sehr netten Mann kennengelernt. Bei ihm werde ich glücklich. Bitte suche nicht nach mir. Ich werde mich bald melden, aber zuerst muss ich mir über einiges klar werden. Es tut mir leid. Helene.<

Mir blieb die Spucke weg. Genau so hätte ich es auch geschrieben. Die Herren hatten sich wirklich zu hundert Prozent über mich informiert. Jede Kleinigkeit schienen sie zu wissen – was meine Angst nicht unbedingt beruhigte. Noch bevor ich losschreien konnte, war die Nachricht abgeschickt und mein Leben zerstört. Zerstört – von einer, auf die andere Minute!

Sicht: Florian

Helene war inzwischen schon ziemlich lange weg. Ich begann mir Sorgen zu machen, wollte sie aber auch nicht anrufen. Sie hatte mich gebeten ihr Zeit zu lassen und genau das wollte ich tun. Immer wieder versuchte ich mich mit anderen Dingen abzulenken. Im Fernsehen lief nichts Besonderes und auch das Internet hatte schon mal einiges mehr zu bieten.
Gerade saß ich gedankenverloren auf dem Sofa und starrte einfach vor mich, als mein Handy piepte. Es lag direkt vor mir auf dem Tisch, dadurch konnte ich es schnell ergreifen. „Neue Nachricht von Helene <3" – Endlich. Ein leichtes Lächeln stieg auf meine Lippen. Ich öffnete die Nachricht und sofort versteinerte sich mein Gesichtsausdruck. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. Nein – das ist nicht Helene. Nein! Ich war mir so sicher, dass das nicht sie war und trotzdem überkamen mich Tränen! Immer wieder flüsterte ich vor mir her: „Das ist nicht von Helene... nein!"

Sie hatte mich tatsächlich verlassen. Deswegen war sie in letzter Zeit immer so seltsam. Sie hatte einen anderen.
Langsam stieg Wut in mir auf und ich begann ihr mit einer Nachricht zu antworten, die sich eindeutig gewaschen hatte....


Ein Kampf gegen die ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt