Einsicht

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Sicht: Christoph

Helene klammerte sich an mir fest und hielt mit der freien Hand ihren Bauch. Mir wurde warm und kalt zugleich. Irgendetwas schien ganz und gar nicht zu stimmen. „Helene..." flüsterte ich streng und trotzdem mitleidig „Bitte bleib jetzt hier auf der Bank sitzen. Ich hole dir schnell etwas zu trinken und danach gehen wir gemeinsam zurück zu den anderen, okay?" Noch bevor ich reagieren konnte, nickte sie erschöpft und ließ sich ein Stück zurück fallen.
Ich machte mich schnell auf den Weg zum Eingang, wo wir unsere Taschen gelagert hatten. Dort suchte ich nach meiner Wasserflasche, um sie dann so schnell es ging zurück zu Helene zu bringen, doch als ich an der Bank ankam, war sie schon verschwunden.


Sicht: Helene

Als Christoph weggegangen war, versuchte ich mich mit letzter Kraft auf meine Beine zu stellen. Die Schmerzen im Bauchbereich wurden immer schlimmer, weswegen ich zu meiner Mutter wollte, um ihr Bescheid zu sagen.
Mit jedem weiteren Schritt stieg die Angst um mein Kind. Ich fühlte, dass etwas nicht stimmte, weswegen ich mich versuchte immer schneller fort zu bewegen. Leider war dies keine so gute Idee, denn mit jeder weiteren Sekunde schwand meine Kraft.
Ich kam gerade an der Traube von Menschen an, als ein ganz bestimmtes Lied gespielt wurde. Ein Lied, was mich und Florian verband, was nur uns gehörte. Durch aufsteigende Tränen verschwamm mein Sichtfeld, weswegen ich meine Mutti nicht finden konnte. Meine gesamten Gefühle überkamen mich, der Boden wurde mir unter den Füßen weggezogen. Ich stützte mich schnell an einer Person, die direkt neben mir stand, ab. Hilfesuchend legte ich meine Hand auf ihr Schulter und erst kurze Zeit später konnte ich Michael erkennen. Er sah ganz mitgenommen und todtraurig aus. Doch als auch er mich erkannte, zuckte er sofort zusammen. „Helene? Stimmt etwas nicht?" Ich schüttelte eifrig den Kopf, während sich alles in mir zusammen zog. „Hilf mir..." schluchzte ich und sank mit den letzten Tönen des Liedes zu Boden. Den ganzen Aufruhr um mich herum bekam ich nicht mehr mit.

„Helene! Lene! Wach doch bitte auf! Lenchen..." Irgendjemand rüttelte kräftig und unsanft an meiner Schulter, gefolgt von eiskaltem Wasser in meinem Gesicht, was mich zum Husten brachte.
Ich schlug schlagartig die Augen auf und blickte meiner Schwester direkt in die Augen. Sie begann sofort erleichtert zu lächeln. „Mensch Helene, bitte hör auf so eine scheiße zu machen!" sagte sie unter Tränen, die sich langsam den Weg über ihre Wange bahnten.
Ich hatte plötzlich keine Schmerzen mehr. Es fühlte sich alles vollkommen normal an. Schlapp schaute ich mich um. Ich drehte meinen Kopf nach links und rechts und erkannte, dass ich auf einer Wiese lag. Vor mir standen zwei Männer, die sich angeregt unterhielten. „Das sind zwei Notärzte. Sie haben dich schon untersucht..." Erika legte ihr Hand auf meinen Bauch „Dem Baby geht es gut! Helene es hat ein echtes Kämpferherz." Die Erleichterung war meinen gefolgtem Seufzer anzuhören. „Danke...." wisperte ich und schloss kurz die Augen.
Aus kurz wurde etwas länger, und irgendwann war ich so tief im Schlaf versunken, dass ich nichts mehr mitbekam.

Als ich meine Augen erneut aufschlug stand Dr. Brunning vor mir. Er hielt seine Hand an meinen Puls und lächelte mich freundlich an: „Guten Morgen Frau Fischer, wie fühlen Sie sich?" - „Geht so..." murmelte ich als Antwort und versuchte zu realisieren, was am Vortag passiert war.
Erst später wurde mir bewusst, dass ich im Krankenhaus lag. „Wie bin ich hierher gekommen?" fragte ich unsicher. „Sie sind bei der Beerdigung ihres Freundes zusammen gebrochen. Ihr Körper muss sich unbedingt erholen. Das ist Gift für Ihr Baby. Helene..." Er nahm meine Hand in seine und starrte mich intensiv an „Es war wirklich knapp! Für Sie Beide. Ihr Körper musste in letzter Zeit so viele Zusammenbrüche ausgleichen, so kann das nicht weitergehen." Beschämt schaute ich unter mich. Langsam wurde mir bewusst, dass es rein gar nichts bringt sich so aufzuregen. „Danke" wisperte ich, legte dabei die Hände auf meinen Bauch und versuchte weiter zu schlafen.
Diese nötige tat wirklich gut. Ich hätte auch nie vermuten können, was in nächster Zeit alles passieren würde...

Ein Kampf gegen die ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt