Part 67

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Viktorias POV:

Donner graulte und der Himmel war schwarz wie die Nacht. Sturm wehte. Felia schrie in meinen Armen. »Alles wird gut, meine Kleine«, versuchte ich ihr gut zuzureden, doch sie beruhigte sich nicht. Ich lief die Treppen hinauf und öffnete die Tür zu Harolds Arbeitszimmer. Seine Augen waren auf uns gerichtet, als er sich erhob und auf uns zukam. »Sie hat Angst«, erklärte ich und er nahm sie aus meinen Armen. »Hat da etwa jemand Angst vor einem Unwetter?«, fragte Harold und kniff ihr spielerisch in die Wange. Sie begann zu lachen und spielte mit einer von Harolds Locken. Auch er begann zu lachen und ließ sich auf seinem Sessel nieder. Felia saß auf seinem Schoss und gluckste vergnügt vor sich hin. Als Harolds Blick auf ein Stück Pergament vor ihm fiel, bildete sich eine tiefe Falte auf seiner Stirn und er beugte sich darüber. Ich trat hinter ihn und strich über seinen Rücken. »Ist alles in Ordnung?« Er ließ sich zurück sinken und rieb sich die Schläfen. »Ich bekomme viele Aufforderungen von anderen Fürsten und Herzögen«, murmelte er. »Weshalb?« »Das ist nicht von Belang«, wank er ab und rollte das Stück Pergament zusammen. »Es ist spät, lass uns schlafen gehen«, schlug ich vor und strich über seine starken Arme. Er brummte. »Ich habe noch einige Pflichten zu erfüllen. Leg dich schlafen. Es war ein anstrengender Tag für dich.« Betrübt nickte ich und gab ihm einen kurzen Kuss, bevor ich Felia auf den Arm nahm und in unser Gemach lief. Felia legte ich in ihr Bettchen und deckte sie zu. Bei einem Donnerschlag fing sie an zu weinen, doch ich legte ihre Puppe neben sie und sie beruhigte sich.

Es war bereits tief in der Nacht und ich wurde durch einen Blitz aus meinem Schlaf gerissen. Ich tastete nach Harold an meiner Seite, doch er war nicht bei mir. Mit einem Seufzen schlug ich die Decke bei Seite und lief auf nackten Solen zu Harolds Arbeitszimmer. Leise öffnete ich die Tür und sah Harold noch immer an seinem Schreibtisch sitzen. Unter seinen Augen waren müde Ränder zu erkennen und nur das Licht einer einzigen Kerze erleuchtete den Raum. Er blickte zu mir auf und ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. »Es ist bereits spät in der Nacht«, sagte ich und lief auf ihn zu. Müde nickte er und legte die Feder bei Seite, welche er in der Hand gehalten hatte. Er streckte seine Arme aus und ich ließ mich auf seinen Schoss sinken. »Leg dich schlafen«, ermunterte ich ihn und strich über seine Wange. Er nickte müde und stand auf, jedoch nicht ohne mich loszulassen. »Harold«, lachte ich, als er mich in unser Gemach trug und auf dem Bett absetzte. Ein erneuter Blitz erhellte die Nacht und ich sah zu Felia, jedoch schlief sie ruhig. Harold entledigte sich seines Hemdes und stieg zu mir unter die Decke. Er schlang seine Arme um mich und zog mich an seine Brust. Sein Gesicht vergrub er in meinen Haaren und er seufzte kurz. »Schlaf gut«, murmelte er und war nach wenigen Minuten in einen ruhigen Schlaf gefallen.

Zwei starke Arme schlangen sich um mich und er drückte mir einen Kuss auf den Hals. Ich kicherte und legte das Messer bei Seite. Felia ist noch immer nicht erwacht«, murmelte er und ließ seine Hände weiter hinauf wandern. »Hattest du heute Morgen nicht schon genug?«, fragte ich ihn verschmitzt und drehte mich in seinen Armen zu ihm. Ein Grinsen zierte sein Gesicht und er drückte seine Lippen auf meine, bevor er immer weiter meinen Hals hinunter wanderte. »Ich könnte nie genug von dir kriegen«, raunte er und zog mich noch enger an sich heran. Ich bettete meinen Kopf an seine Brust und schloss die Augen. Noch immer war es ein seltsames Gefühl, seinen Herzschlag nicht spüren zu können. Seine Hand strich über meine Haar und meinen Rücken hinab. »Heute werden uns Graf Fidenius und Herzog Marton einen Besuch abstatten. Ich möchte dich bitten, in dieser Zeit auf unserem Gemach zu verweilen, in deiner Kräuterküche oder im Turm. Nur sollen sie dich nicht sehen«, sagte Harold nach langem Schweigen und hielt mich eine Armeslänge von mir entfernt. Ich verstand nicht, warum er mich ihnen vorenthalten wollte. »Was gibt dir Anlass dazu?« Er seufzte und senkte den Kopf. »Ich muss etwas Wichtiges mit ihnen klären. Möglicherweise bin ich gezwungen das Gesetz zu ändern.« »Harold, bitte, sag mir was passiert ist?« »Nicht heute. Bitte ziehe dich zurück. Sie können jeden Moment da sein.« Ich schnaubte und wandte mich von ihm ab, jedoch verhinderte seine Hand an meinem Arm mich daran die Treppe empor zu steigen. »Ich werde dir alles erklären, sobald ich mit ihnen geredet habe«, versprach er und küsste mich leidenschaftlich. Doch noch immer verstand ich nicht, warum er mich vor diesen Leuten regelrecht schützen wollte. Warum konnte er mir nicht offen sagen, was auf dem Pergament stand, und, warum er nicht möchte, dass ich die beiden anderen Herren kennenlerne? Ich schnappte nach Luft, nachdem er sich von mir löste und stieg die Treppe empor. Felia schlief noch immer in ihrem Bettchen. Ich war mir nicht sicher, ob ich mir Sorgen machen sollte. Sie schlief sehr viel. Meine Mutter jedoch hatte mir gesagt, dies sei in diesem Alter normal. Gerade als ich mich auf den Weg zu meiner Kräuterküche begab, hörte ich wie an die Tür geklopft wurde. »Mein König, es ist mir eine Ehre«, sagte eine tiefe Stimme. Fußschritte waren zu hören. »Wird uns Eure Gemahlin nicht beehren?« Harold räusperte sich. »Es tut mir leid, dass ich verneinen muss, Graf Fidenius, doch sie schläft noch immer. Der gestrige Tag war sehr ermüdend.« »Ermüdend für einen Menschen wie sie«, sagte eine andere Stimme, und ich hatte das Gefühl, es würde bei diesem Gespräch um mich gehen. Um mich, und, dass ich noch immer ein Mensch war.

Dark LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt