Harolds POV:
Mit Felia im Arm saß ich nun vor Viktorias Haus. Neben mir stand ihr Bruder, der mich mit wütenden Augen ansah. Seine Blicke versuchte ich zu ignorieren. »Warum bist du hier?«, fragte er mit zusammengebissenen Zähnen. Ich sah zu ihm auf. »Ich habe deine Schwester hier her gebracht.« Er pffte. »Als ob du das für sie getan hättest. Du hast sie von uns weggerissen. Ich habe es gesehen. Du hast sie aus der Stadt gezerrt.« Leider stimmte das. Ich hatte sie zu mir geholt, obwohl sie es nicht wollte. Aber dies war nun vorbei und ich liebte sie. All meine Gedanken waren bei ihr. Tag und Nacht. »Also, welche Absicht verfolgst du?« Verwirrt sah ich ihn an. »Wa-« »Welches Opfer hast du dir als nächstes ausgesucht, huh? Die Müllerstochter? Oder die Tochter des Beckers?« Er sah auf mich herab als wäre ich eine behaarte Spinne. »Ich habe mir gar nichts ausgesucht. Und erst recht nicht jemanden.« Langsam staute sich Wut in mir an. Wie konnte er nur so mit mir reden? Ich hatte seine Schwerster zu mir genommen, ja, aber das gab ihm noch lange nicht das Recht so über mich zu urteilen. Felia begann sich in meinen Armen zu winden und zu quengeln. »Was hast du alles mit ihr gemacht?«, wollte er weiter wissen. Ich wusste nicht einmal seinen Namen. »Ich habe gar nichts mit ihr gemacht«, zischte ich, obwohl es eigentlich gelogen war. Ich hatte versucht ihr etwas Schreckliches anzutun und immer wenn ich daran dachte, versetzte es mir einen Stich ins Herz. Wieder schnaubte er. »Und das soll ich dir glauben?« Die Kleine fing an zu schreien, weshalb ich sie in meinen Armen hin und her wiegte. »Glaube was du willst, aber ich sage dir, dass ich deiner Schwester nichts angetan habe.« Meine Stimme war ein Knurren. Er wich einige Schritte zurück. Seine Augen verengten sich noch einmal, dann ging er ins Haus und ich schlang meinen Mantel um Felia und mich. Die Kleine war schon wieder am Schlafen.
Ich weiß nicht wie lange ich hier saß. Vermutlich eine halbe Ewigkeit, doch da kam Viktoria schon auf mich zugelaufen. Ich erhob mich und ging einige Schritte auf sie zu. »Warst du die ganze Zeit hier draußen?«, fragte sie entsetzt. Ich bejahte. »Warum bist du nicht ins Haus gegangen?« »Ich wollte nicht einfach in euer Haus eintreten, ohne, dass es mir gestattet wird. Noch dazu hätte mich dein Bruder womöglich in Stücke gerissen.« Ich lachte bei dem Gedanken daran, die er es versuchen würde und es niemals schaffen würde. Sie zog mich am Arm die Treppe hinauf zu ihrem Haus und öffnete die Tür. Ein offenes Feuer brannte in der Mitte des Hauses und an den Wänden standen Betten mit Schafsfellen übersäht. Genau auf eins dieser Betten steuerte Viktoria zu und ließ sich darauf fallen. »Wie ich das vermisst habe«, murmelte sie. Sie hatte das alles so sehr vermisst, wegen mir, was mich traurig machte. Ich hatte ihr so viel Leid angetan und nun sagte sie mir, dass sie mich liebte. Ich legte Felia neben ihr auf die Felle und setzte mich an den Bettrand. Sie griff nach meiner Hand und verschränkte unsere Finger. »Ich danke dir, Harold.« Ihr Lächeln war ansteckend. »Wenigstens konnte ich dir eine kleine Freude bereiten«, flüsterte ich und drückte ihr einen Kuss auf die Wangen. Die Tür sprang auf und Viktoria löste unsere Hände voneinander. Sie lief auf die Frau in der Tür zu und viel ihr um den Hals. Jetzt erkannte ich die Frau als ihre Mutter. »Mein Kind«, schluchzte sie und zog meine Viktoria in eine feste Umarmung. Ich richtete mich auf und lief ebenfalls auf ihre Mutter zu. Ich hatte ihr noch etwas zu sagen. Erschrocken sah sie mich an und schob Viktoria hinter sich. Ich deutete eine Verbeugung an. »Ma'am, ich möchte mich für mein unsittliches Benehmen entschuldigen. Und ich bereue es Ihnen und Ihrer Familie diese Schmerzen bereitet zu haben.« Ich sah zu Viktoria, die mich überrascht aber auch glücklich ansah. Dann schlangen sich die Arme ihrer Mutter um mich. »Ich danke Ihnen, dass sie meine Tochter zurückgebracht haben«, schluchzte sie. Zögerlich legte ich ebenfalls die Arme um sie. »Nennen Sie mich Harold.« Sie nickte und löste sich von mir. Wieder öffnete sich die Tür und Viktorias Bruder kam ins Haus. Immer noch sah er mich feindselig an und verengte die Augen zu Schlitzen. »Was macht diese Kreatur hier?«, knurrte er und stellte sich zwischen seine Familie und mich. »Ryan«, zischte Viktoria und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Er wird uns nichts tun«, versicherte sie und ich nickte. Prüfend sah er mich an und trat dann zur Seite.
»Ihr kümmert euch also immer noch um die Kleine?«, fragte ihre Mutter und wir nickten zusammen. Ich saß neben Viktoria auf ihrem Bett und hatte Felia in den Armen. Wir hatten ein langes Gespräch mit ihrer Mutter, die ich nun Sophie nennen durfte, und hatten ihr erklärt, dass Viktoria so oft ins Dorf kommen durfte, wie sie wollte. Was ihr allerdings kein Vergnügen bereitete war, dass Viktoria weiterhin bei mir wohnen sollte. Natürlich konnte sie auch in Dorf schlafen, doch ich wollte sie nachts bei mir haben. Von unserer Bindung hatten wir Sophie nichts erzählt. »Wie rührend von euch«, kam sie wieder auf die Kleine zu sprechen und gab uns noch einige Ratschläge, wie wir uns um sie zu kümmern hatten.
Als es bereits dunkel war, verabschiedeten wir uns von Sophie und Ryan und waren in wenigen Sekunden in meinem Schloss. Ich setzte mich in einen der Sessel vor dem Kamin und starrte in die Flammen des Kamins. Felia hatte ich in mein Gemach gelegt, da sie bereits schlief. Viktoria kam aus der Küche, einen roten Apfel in den Händen und biss hungrig hinein. Ich breitete die Arme aus und lächeln kam sie auf mich zu. Ich zog sie auf meinen Schoss und sie legte den Kopf auf meine Brust. Ihre langen Haare hatte sie zu einem Zopf geflochten und um ihre Schulter gelegt. Sanft strich ich ihr über den Rücken und küsste ihr Haar. Mit ihr in den Armen war ich einfach glücklich.
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Dark Love
Vampire1. Platz bei den WattpadOscars 2017 1. Platz in Vampirgeschichten beim Ethereal Award 2017 Die Vampire kommen«, schrie jemand über den ganzen Marktplatz, und jeder wusste, was dies zu bedeuten hatte. »Schnell in die Kirche.« Mein älterer Bruder Ryan...