Na los, kommt schon«, sagte er genervt. Seit ich aus dem Bad getreten war schleifte er mich schon durch das ganze Schloss. »Ich will noch kurz zu Jacqueline«, sagte ich und versuchte mich aus seinem Griff zu lösen. Mit einem Seufzen ließ er meinen Unterarm los und fuhr sich durch die Haare. »Sie ist vermutlich in der Küche. Geht die Treppen hinunter die zweite Tür rechts«, seufze er und lief davon. Ich ging also die Treppe hinunter und öffnete die zweite Tür rechts, wie der Blutsauger es beschrieben hatte. Mit einem Knarzen öffnete ich die Holztür und sah die ältere Dame, welche mit dem Rücken zu mir stand. Ich räusperte mich, worauf sie zusammenzuckte. »Verzeihen Sie, aber Sie müssen mir etwas über diese Kreatur erzählen«, flehte ich und nahm die Hände der Frau in meine. »Was wird er mit mir anstellen? Werde ich sterben?« In meinen Augen bildeten sich Tränen an den Gedanken, dass ich zum letzten Mal in dieser Nacht etwas sehen werde. »Beruhig dich, Schätzchen.« Mit dem Daumen wischte sie mir eine Träne weg. »Ich weiß nicht, was Harold tun wird.« Harold hieß er also. Geknickt sah sie zu Boden. Sollte ich sie fragen, was er mit ihr gemacht hatte. Ich wollte sie nicht verletzten, eventuell alte Wunden wieder aufreißen. Aber ich muss einfach mehr erfahren. Er hat sich mir ja noch nicht einmal vorgestellt. »Was hat er mit Ihnen gemacht?«, fragte ich vorsichtig. »Harold ist-« Sie wurde unterbrochen, als eine Hand sie an den Schultern packte und gegen die Wand stieß. »Schweig, Weib«, zischte Harold. Ich wollte auf sie zulaufen, doch er schlang seinen Arm um meine Taille und zog mich aus der Küche. »Was hast du mit ihr gemacht? Ich muss ihr helfen«, schrie ich ihn an, doch er reagierte nicht, weshalb ich immer mehr versuchte mich aus seinen Armen zu lösen und zu der alten Dame zu gelangen. War sie verletzt? Immer weiter verschwanden wir von der Küche. Die offene Tür wurde immer kleiner. Ich konnte Jacqueline nicht mehr helfen. »Jacqueline«, schrie ich, in der Hoffnung, dass sie mir antworten würde. Doch nichts geschah. »Lass mich los, du Monster«, schrie ich Harold an. Nach nur wenigen Sekunden wurde ich auf etwas Weiches gedrückt. Eine Matratze, wie sich später herausstellte. Ich rappelte mich auf, wollte wieder zur Tür rennen, doch die Kreatur drückte mich an den Schultern weiter herunter. Ohne zu wissen, was ich tat, holte meine rechte Hand aus und schlug Harold ins Gesicht. Wut blitzte in seinen Augen auf und er packte meine Hände. »Wie könnt Ihr es wagen?«, schrie er mir ins Gesicht und fixierte meine Hände in metallischen Schnallen am Bett. »Das werdet Ihr bereuen«, zischte er in mein Ohr und verließ das Zimmer, allerdings nicht ohne die Tür zuknallen zu lassen, was mich allerdings aufzucken ließ. Ich war allein.
Harolds POV:
Wie konnte sie es wagen, die Hand gegen mich zu errichten. Sie wusste zwar nicht, dass ich keine körperlichen Schmerzen empfinden konnte, aber trotzdem stand ihr das nicht zu. Ich war immerhin der König, auch wenn sie dies auch nicht wusste. Gar nichts wusste sie über mich. Sie sollte mein neues Spielzeug sein, mit dem ich machen konnte was ich will. Wutentbrannt lief ich zurück in die Küche zu Jacqueline. Wie schön sie vor einigen Jahren doch noch aussah, doch die Arbeit hatte ihr einst so schönes Gesicht altern lassen. Kleine Falten zierten sie unter den Augen, von den Augenringen abgesehen. Sie arbeitet jetzt schon 25 Jahre für mich, mit zarten 18 Jahren hatte ich sie zu mir geholt. Meine Gelüste hatte sie gestillt, doch jetzt brauchte ich nach 19 Jahren wieder etwas... sagen wir... frisches. Eine frische Rose, welche noch nicht angetastet wurde. Eine Rose, wie Viktoria es sein wird. Mühsam versuchte sie sich aufzurichten. Bemerkt schien sie mich noch nicht zu haben, was auch gut so war. Das Überraschungsmoment sollte auf meiner Seite sein. Als sie mit einem leisen Stöhnen ihren Rücken durchbog, schnappte ich sie mir an den Schultern und drückte sie erneut gegen die Wand. »Ich wollte mich ihr eigentlich persönlich vorstellen«, zischte ich. »Harold, bitte...«, flehte sie, »lass sie gehen. Lass sie ein schönes Leben haben. Meins hast du mir doch schon genommen.« In ihrer Stimme war Traurigkeit zu erkennen. Es stimmt, ich hatte ihr Leben zerstört, aber das war jetzt auch nicht mehr rückgängig zu machen. »Tu ihr nicht das Gleiche an wie mir.« Doch! Genau das hatte ich vor. »Sie wird Mein sein und sie wird das Gleiche erleben wie du!«, schrie ich sie an. Wie konnte sie es wagen mich zu etwas aufzufordern. Ich bin hier der König und habe Gnade über sie walten lassen, als sie nach den ersten vier Jahren verbraucht war. Ich brauche etwas Neues. Und ab jetzt sollte Viktoria das gleiche Schicksal wie von Jacqueline widerfahren. Jetzt. Ich brauchte sie jetzt. »Trete mir heute nicht mehr unter die Augen«, zischte ich und lief sie los. Schnell rannte sie aus der Küche. Ich hatte so eine unbändige Wut, dass ich sie nicht mehr zügeln konnte. Neben mir zerschmetterte die erste Vase, dann folgte die zweite. Ich schrie. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib. »Harold?«, hörte ich eine Stimme hinter mir. Louis, wer sonst, »beruhig dich.« Ich soll mich beruhigen? Die ganze Wut hatte sich in meinem Körper angestaut. Wut auf Jacqueline, Viktoria, Louis und auch mich selbst. Ich schuppste ihn zur Seite und lief auf mein Zimmer zu. Genau da wollte ich sie haben. Auf meinem Bett. Genau da. Ich riss die Tür auf, lief zum Bett und erschrak. Sie war nicht mehr da. Viktoria war nicht mehr da. Und es konnte nur einen geben, der ihr geholfen hatte: Jacqueline. Wie konnte sie es wagen? Immer wieder durchkreuzte sie meine Pläne. Das wird sie bereuen. Dieses Mal werde ich nicht gnädig sein. Dieses Mal wird sie leiden, genau wie früher. Und danach wäre die Kleine dran. Allein schon an dem Gedanken fühlte ich das Machtgefühl in mir. Die Macht über sie, und ihren Körper. Der Gedanke, wie sie unter mir schreit, um Vergebung bettelt. Lange wird es nicht mehr dauern.
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Dark Love
Vampire1. Platz bei den WattpadOscars 2017 1. Platz in Vampirgeschichten beim Ethereal Award 2017 Die Vampire kommen«, schrie jemand über den ganzen Marktplatz, und jeder wusste, was dies zu bedeuten hatte. »Schnell in die Kirche.« Mein älterer Bruder Ryan...