Kapitel 7

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Stimmen in der anderen Ecke. Ein Baby weinte. Langsam öffnete Rosaleen die Augen. Sie versuchte nicht vor Schmerz zu stöhnen und presste ihre Lippen aufeinander.
„Wann das Weib endlich mal aufwacht!Wir hätten da so einiges zu besprechen." Das war die Stimme des kleineren Braunhaarigen. Dann hörte sie schwere Schritte auf sich zu poltern.
Rosaleen stämmte sich mit beiden Händen in eine Sitzposition und nahm vorsichtig Joyce auf den Arm.
Der Mann kam zu ihr. „Na endlich! Wurde aber auch Zeit." Er packte sie an ihrem rechten Oberarm und riss sie auf die Beine. Für kurze Zeit musste Rosaleen sich an der Wand festhalten, da ihr plötzlich schwindelig geworden wahr. Ihr Kopf dröhnte.
Er schleifte sie ohne auf ihre Schwäche zu achten zu den anderen.
Die restlich beiden Männer hatten sich auf wackeligen Stühlen in der einen Ecke von der kleinen Hütte niedergelassen.
Rosaleen versuchte erst garnicht sich aus seinem festen Griff zu wehren. Sie war im Moment nicht in der Lage so viel Kraft aufzuwenden. Ihr Kopf schmerzte und ihr Bauch war auch leer.
...denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark ~ 2.Korinther 12,10b
Dieser Vers gab ihr wieder neue Kraft. Gott war immer bei ihr, er würde schon für sie sorgen. Das wusste Rosaleen.
Diesen Vers hatten sie mal in der Sonntagsschule auswendig lernen müssen. Früher hatte sie sich immer gefragt, warum dies notwendig sei, aber jetzt wusste sie es.
„Die Kleine hier ist aufgewacht. Das heißt, wir können weiter. Schließlich müssen wir doch unsere Opfer beobachten, nicht wahr?"
Die Stimme des Kleineren der braunhaarigen holte sie wieder aus ihren Gedanken. Opfer? Was haben diese Männer vor? Ich werde Ihnen ganz bestimmt nicht helfen.
Dem eben gesprochenen wurde ein warnender Blick von dem Boss zu geworfen, bis dieser sich an Rosaleen wandte. „Das Kind wird dabei stören. Wir lassen es einfach hier, dann haben wir ein Maul weniger zu stopfen."
Rosaleens Augen weiteten sich und Panik stieg in ihr auf. Sie wollten ihr Kind einfach so verhungern lassen? Heftig schüttelte sie ihren Kopf und drückte Joyce noch ein wenig fester an sich.
Sie war selbst erstaunt, als sie hörte wie fest und sicher ihre Stimme war, obwohl sie am ganzen Körper zitterte. „Nein. Ich gehe ohne mein Kind nirgendwo hin."
Missbilligend wurden die Augen des Bosses kleiner. „Oh doch. Das Kind wird uns nur eine Last sein."
Innerlich redete Rosaleen sich beruhigend zu.
Alles wird gut Rosaleen. Gott leitet schon deine Wege. Er weiß wie das alles hier ausgehen wir und er wird dir Joyce schon nicht weg nehmen.
Aber was wenn das Gottes Plan für mein Leben ist? Was ist, wenn er diese Männer benutzt, um seinen Plan für mein Leben auszuführen?
„Nein. Ihr könnt mein Kind und mich nicht trennen. Lasst uns gehen, bitte!" Rosaleen flehte diese Männer schon fast an. Doch die ließen sich nicht überreden. „Nein. Das Kind wird nicht bei uns bleiben. Und wir lassen euch nicht gehen. Dazu wisst ihr zu viel."
Kurz schwankte Rosaleen. Sie war einfach zu schwach. Sie brauchte Nahrung und musste sich ein wenig ausruhen.
Nach mehreren Versuchen Sie zu überreden Joyce hier zu lassen, wo Rosaleen nicht aufgab, bohrten sich die Finger des Mannes der sie festhielt, noch tiefer in ihrem Arm. Dann ließ er sie plötzlich los. „Kommt mit!"
Mit schweren Schritten verließen die ungehobelten Männer die Hütte und gingen vor die Tür.
Rosaleen hörte ihre Stimmen vor der Tür, doch ihre Worte konnte sie nicht verstehen.
Mit einem leisen Seufzer lies sie sich auf einem der Stühle nieder. Ein kurzer Blick auf Joyce, versicherte ihr, dass die Kleine schlief.
Nach mehreren Minuten des Wartens, öffnete sich die Tür und die drei Männer betraten wieder den Raum. Schnell erhob Rosaleen sich.
„Du darfst gehen. Aber wenn du auch nur ein Wort über das, was du heute gehört oder erlebt hast verlierst, wirst du das bezahlen." Der Rothaarige sah sie mit einem durchbohrenden Blick an.
„Wir beobachten dich."
Nickend gab Rosaleen ihnen zu verstehen, dass sie verstanden hatte.
Mit zwei großen Schritten war der Boss bei ihr, ergriff sie am Arm und schubste sie nach draußen.
Bevor sie ging warf er ihr einen warnenden Blick zu und wiederholte seine Worte:
„Wir beobachten dich."
Die Sonne stand schon tief am Himmel und verschwand langsam hinter den hohen Bäumen. Die Luft hatte sich schon ein wenig abgekühlt und die Vögel hüpften fröhlich von Ast zu Ast und zwitscherten dabei ihre Lieder.
Danke, Vater im Himmel!
Schnellstens entfernte Rosaleen sich von der Hütte und warf noch einen letzten Blick hinter sich, um sich die Einzelheiten der Hütte und Ihrer Umgebung zu merken.
Dann drehte sie sich um und lief in die Richtung, in die sie auch vorgehabt hatte zu gehen.
Sein letzter Satz hallte noch in ihren Ohren:
„Wir beobachten Sie."

...Weil ich dich liebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt