NIALL
Bewegungslos blieb ich liegen und hielt die Augen fest zusammengekniffen. Auch als sich seine Schritte schon längst entfernt hatten, wagte ich es nicht, mich aufzurappeln. Ich hatte mir meine erste Begegnung mit Zayn Malik anders vorgestellt, vielleicht mit gezogenen Waffen ein Duell führend oder dass einer den anderen quer durch ganz London jagte, aber ganz sicher nicht so ... persönlich. Der Typ hatte mich „Süßer" genannt, war in meine Privatsphäre eingedrungen. So nahe ließ ich normalerweise niemanden an mich ran, außer wenn ich Harry oder Liam umarmte. Nicht einmal gegenüber meinen Eltern pflegte ich eine so vertraute Beziehung. Es war seltsam. Er hatte eine komische Wirkung auf mich gehabt; einerseits hatte ich mich irgendwie zu ihm hingezogen gefühlt, während der andere Teil angeekelt war und pausenlos Panik geschoben hatte.
„Niall!". Trampelnde Schritte mehrerer Leute kamen auf mich zu. „Holy shit, Niall, bist du okay?".
Endlich schaffte ich es, meine Augenlider zu heben – und fand mich sofort wieder Angesicht zu Angesicht mit jemandem gegenüber, sodass ich zusammenzuckte und sie schnell wieder schloss. „Ni? Bist du verletzt?". Erst jetzt sickerte es langsam in meine Gehirnzellen, dass dies Liams Stimme war und es sich deshalb logischerweise um Liam handelte, der jetzt über mit gebeugt dasaß. Irgendwo rechts neben mir hörte ich einen stinkwütenden Harry schimpfen, woraus ich schloss, dass mit ihm soweit alles in Ordnung war.
Da ging mir auf, welch einen jämmerlichen Anblick ich abgeben musste – völlig fertig am Boden liegend, als ob ich schwerste Verletzungen davongetragen hätte, wo mir Malik nicht ein Haar gekrümmt hatte. Er war mir lediglich ... gefährlich nahe gekommen, um einen geeigneten Ausdruck dafür zu verwenden.
„Ich bin okay", murmelte ich, während ich endgültig die Augen aufschlug und mich von einem besorgt aussehendem Liam auf die Beine ziehen ließ. Ein kleiner Schmerzensstich durchzuckte meine Schulter, als ich sie bewegte, doch das war's dann auch schon mit den Kriegsverletzungen. Ich sah Liam an, dass ihm tausende von Fragen auf der Zunge brannten, sich aber taktvoll zurückhielt, um mich nicht zu bedrängen.
„Junger Mann!", röhrte es hinter mir. Gequält holte ich tief Luft und drehte mich zu meinem Vater um, der rauchend vor Zorn auf mich zustürmte. „Was zum Teufel habt ihr euch bei diesem Alleingang gedacht, hä?".
„Mr Horan", schaltete sich Harry ein, der nun in mein Blickfeld trat. Aus einem Cut über seiner rechten Augenbraue lief Blut, ansonsten schien er wohlbehalten davongekommen zu sein. „Mr Horan, es war meine Schuld. Ich wollte unbedingt ...".
„Das ist mir egal!", schnitt Dad ihm das Wort ab, ohne seinen finsteren Bilck von mir zu wenden. „Niall ist mein Sohn, er müsste am besten wissen, was zu tun ist".
Bei diesen Worten klappte mein Mund auf. Wie bitte? Hatte er sich es womöglich zum Ziel gesetzt, mich als seinen Sohn zum Teambesten auszubilden, oder wie? Oder schämte er sich am Ende noch dafür, dass ausgerechnet der Sohn des Leaders Scheiße baute, was in der Öffentlichkeit ein schlechtes Bild übermitteln könnte? „Was soll das jetzt heißen?".
„Wir reden jetzt darüber. Unter vier Augen", presste er wütend zwischen den Zähnen hervor, was bewirkte, dass Liam, Harry und ein paar weitere Leute schleunigst das Weite suchten. Sobald wir unter uns waren, fiel er wortwörtlich über mich her. „Hör mir gut zu, Mister. Ich erwarte von dir nichts anderes als anständige Arbeit, verstanden? Es muss nicht sein, dass ausgerechnet der Sohn des bekannten Horan-Leaders einen Auftrag verbockt", sprach er meine vorherigen Vermutungen fast aufs Wort genau aus. So war es also. Jeder normale Vater hätte sich in dieser Situation Sorgen um seinen Sohn gemacht, vielleicht ziemlich nervige Fragen gestellt, was passiert war und so weiter und sofort. Nicht so mein Vater. Dem ging es scheinbar ausschließlich um das Image der Familie. Ich hätte in diesem Moment so viel sagen können, doch dieser ganze philosophische Familienschrott fiel mir erst hinterher ein und da ich noch so geflasht war von der seltsamen Begegnung mit Zayn Malik, hatte es mir wortwörtlich die Sprache verschlagen, sodass ich nur stumm nickte und den anderen hinterhergehen wollte. Als Dad aufging, dass ich diese Konversation für beendet erklärt hatte, griff er nach meiner Schulter und zuckte erschrocken zusammen, als ich unwillkürlich ein schmerzerfülltes Keuchen von mir gab und mich instinktiv ein paar Schritte von ihm entfernte.
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Forbidden - Ziall
Hayran KurguAls das Einsatzteam der Horan-Organisation den zur Zeit gefährlichsten, kniffligsten Fall der Malik-Gang übertragen bekommt, herrscht zuerst helle Aufregung und Eifer unter den Mitgliedern. Allerdings wandelt sich diese Freude schnell zu Schrecken...