Kapitel 17

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NIALL

Aus purem Trotz hatte ich das Bett unberührt gelassen und es mir zum Schlafen auf dem Boden gemütlich gemacht. „Gemütlich" war zu viel gesagt, genau genommen tat mir am Morgen jeder einzelne Knochen meines Körpers weh, sodass es mich wunderte, dass ich es überhaupt in den stehenden Zustand geschafft hatte. Ein Blick auf die Uhr, die an der Wand über der Tür hing, zeigte sechs Uhr morgens. Wenn ich das richtig verstanden hatte, war das hier Zayns Zimmer. Wo also hatte er die Nacht verbracht? Ich musste unbedingt mit ihm reden. Fakt war: Ich wollte ihn, auch wenn es verboten war. Ich kannte ihn im Prinzip nicht, aber er war wie für mich gemacht.

In diesem Moment klopfte es an der Tür. „Niall? Kann ich reinkommen?". Wenn man vom Teufel sprach ...

„Ist dein Zimmer", gab ich betont gleichgültig zurück, während mein Herz einen Tanz nach dem anderen vollführte. Fast sofort drehte sich der Schlüssel im Schloss, die Tür wurde aufgestoßen und Zayn schlüpfte herein, worauf er sorgfältig wieder abschloss und den Schlüssel in seiner Hosentasche verschwinden ließ. Ich folgte dem Gegenstand mit den Augen und malte mir schon Möglichkeiten aus, wie ich am besten daran kommen könnte. „Du wirst wohl noch ein wenig länger bei uns bleiben müssen", teilte er mir mit.

Ich zog eine Augenbraue hoch. „Recht enttäuscht scheinst du ja nicht darüber zu sein".

Er zuckte die Schultern und lief ein wenig rot an. Verlegen zog er am Saum seines weißen T-Shirts herum. „Ehrlich gesagt ... nein".

Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen und versuchte verzweifelt, es in ein Zähnefletschen übergehen zu lassen, doch er hatte es schon gesehen und begann ebenfalls zu grinsen, wobei er sich sichtlich entspannte, als ob eine schwere Last von ihm abgefallen wäre. „Soso, dann scheinst du mich ja auch ganz schön sympathisch zu finden, was?".

„Wir sollten einander nicht sympathisch finden", stellte ich klar, auch wenn mein Herz mir das Gegenteil ins Ohr brüllte. Ich seufzte tief. „Hör mal. Wenn du mich so gigantisch gerne magst, kannst du mich ja gehen lassen. Meinst du etwa, mir gefällt es, hier eingesperrt zu sein? Außerdem bin ich Mitglied eines Einsatzkommandos. Ich sollte mich nicht seelenruhig mit dir unterhalten". Zayn warf mit einen bedauernden Blick zu. „Tut mir leid, Nialler. Dein Vater verweigert uns bis jetzt noch Informationen, also ist hier vorerst dein neues Heim".

Ich wurde hellhörig. „Informationen?". Meine Stimme war scharf. „Welche Informationen?".

Zayn winkte ab, einen ertappten Ausdruck im Gesicht. „Nicht wichtig. Wir haben dich immerhin nicht zum Spaß entführt". Er setzte sich neben meinem Stuhl auf das Bett, das ein ungesundes Knarzen von sich gab, als ob es noch aus dem Mittelalter stammte.

„Nicht? Und ich dachte schon, du willst mich nur flachlegen", spottete ich.

„WAS?", schrie Zayn beinahe. „Bullshit! Wie zur Hölle kommst du auf diesen Scheiß?!".

„Dann kannst du mich ja jetzt gehen lassen".

„Deine Gesellschaft ist hier leider noch etwas länger erwünscht".

„Mann!", fauchte ich stinkwütend. „Ich werde hier drin noch wahnsinnig!".

„Das bist du ohnehin schon".

Ohne nachzudenken war ich plötzlich aufgesprungen und hatte mich auf einen völlig überrumpelten Zayn gestürzt, der gerade noch die Arme hochreißen konnte, bevor ich auf ihm landete und versuchte, irgendwie an seine Hosentasche zu gelangen. Ein paar Mal sauste meine Faust verdammt knapp an seiner Nase vorbei, ich kassierte einen ziemlich dumpfen Schlag in den Magen, und nach einigem Gerangel lag ich wortwörtlich auf ihm, die Hände auf je einer Seite neben seinem Kopf auf dem Kissen abgestützt. Aus wunderschönen braunen Augen schaute er mich belustigt an. Himmel, wieso musste dieser Typ immer so ein Kribbeln in mir auslösen, wenn ich ihn in Grund und Boden kämpfen wollte?! Seine vollen Lippen machten einfach einen zu einladenden Eindruck, sodass das nächste, woran ich mich erinnern konnte, war, dass ich kurzerhand einen langen Kuss darauf drückte, den er sofort erwiderte, als ob er schon damit gerechnet hätte. Die wunderbare Wärme, die ich schon bei unserem ersten gespürt hatte, breitete sich wieder bis in die Fingerspitzen aus und ließ all meinen Widerstand dahinschwinden. Mit einem einzigen Ruck drehte er uns beide um, weshalb ich nun so dicht unter ihm lag, dass ich seinen Herzschlag an meinem eigenen spüren konnte. Seine kräften Hände umfassten meine Hüfte und zogen mich noch näher an ihn heran. Ich ließ meine eigenen in seinem weichen Haar versunken und zog ein wenig daran, was ihm einen schnellen Atemzug entlockte – und er sich plötzlich zurückzog, was ich mit einer enttäuschten Grimasse quittierte. „Niall ...". Seine Stimme klang völlig atemlos. „Ich befürchte fast, ich werde alle Regeln und Normen in den Wind schagen müssen, weil ich mich unwiderrufbar in dich verknallt habe. Können wir uns nicht wenigstens eine Chance geben?".

Ich kicherte. „Der große, grausame Zayn Malik bittet den kleinen blonden Komissarensohn um etwas. Dass ich sowas auch mal erleben darf". Dann wurde ich wieder ernst. „Ich will es versuchen. Aber wenn du mich hier jetzt noch länger zappeln lässt, kannst du es dir gleich abschminken".


Ich hatte immer angenommen, dass man eine bestimmte Person pausenlos küssen kann, aber leider war uns irgendwann die Luft ausgegangen, sodass wir nun einfach nebeneinander dalagen und uns entweder gegenseitig oder die Decke anstarrten.

„Das mit dem Kidnappen tut mir leid", ließ sich Zayn unvermittelt verlauten. „Es gehört zu unserem Job".

Ich hob meinen Kopf, den ich auf seine Brust gelegt hatte. „Verbrecher zu sein ist doch kein Job". Zayn lachte auf. Täuschte ich mich, oder hörte ich da einen Hauch von Bitterkeit heraus? „Wenn du wüsstest. Ich habe den Laden hier von meinem Vater übernommen. Aber weißt du, was mich von meinem Vater unterscheidet? Ich töte niemanden. Er hat einfach zum Spaß um sich geschossen, ohne Gewissensbisse zwanzig Leute auf einmal umgebracht und wenn ich mich an die Sache mit dem Styles-Ehepaar erinnere ...". Er schüttelte den Kopf. „So etwas würde ich nie tun. Auch wenns in der Zeitung ein wenig anders drinsteht".

„Ich bin sicher ...". Dann realisierte ich, was er gerade gesagt hatte. „Moment mal. Styles-Ehepaar? Du meinst Harrys Eltern?".

„Harry? Ach, du meinst den Jüngsten aus eurerm Team. Ja, genau der. Damals war ich 17 und bei bei der Aktion sogar dabei. Er hat ... einfach abgedrückt. Ohne Vorwarnung, ohne alles. Das war der Punkt, an dem ich beschlossen habe, nicht so wie mein Vater zu enden. Du denkst dir jetzt bestimmt Omg was ist das denn für ein Vollkrimineller, aber Niall ... ich bin in einer Gang aufgewachsen. Ich hatte immer nur meinen Vater".

Nachdenklich ließ ich seine Worte auf mich wirken. Auch wenn ich zunehmends verwirrt war, hatte ich endlich begriffen, warum Harry so versessen darauf war, die Malik-Gang hinter Gitter zu bringen: Er wollte seine Eltern rächen. Aber wieso hatte er uns nie etwas davon erzählt? Wieso hatte uns nie IRGENDJEMAND davon erzählt? Immerhin waren wir vor vier Jahren auch schon auf der Welt gewesen.

Mein Gedankenfluss wurde – wie üblich – von diesem Louis unterbrochen, der an die Tür hämmerte. „Zayn, sie durchstreifen gerade schon wieder den Wald. Zwei von ihnen müssten jeden Moment direkt hier vorbeikommen. Und ich will ja nichts sagen, aber diese Hütte ist alles andere als ein Tarnkappenbomber. Und diese Leute würden jeden Strohhalm in seine Zellen zerlegen".

Zayn warf mir einen vorsichtigen Blick zu. „Tja. Sieht ganz so aus, als ob dein Team unser Hauptquartier gleich entdecken würde. Respekt".

Mit offenem Mund sprang ich auf. „What? Ich schwöre dir, wenn ihr mein Team in irgendeiner Weise verletzt ...".

Er seufzte. „Ich werde meinen Leuten sagen, dass sie sie in Ruhe lassen sollen, aber ich habe auch nicht die hundertprozentige Kontrolle über sie. Sieh dir Adam und Justin an. Die beiden planen eine Intrige".

„Wie bitte?". Meine Verwirrung stieg bis ins Unendliche an.

Ein leichtes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Stell dich einfach darauf ein, dass wir wenn nötig nach oben gehen und sie ein wenig in die Schranken weisen müssen. Und ... wunder dich nicht, wenn wir dich dabei ein wenig gröber behandeln als sonst", fügte er entschuldigend hinzu. „Deine UND meine Leute müssen glauben, dass du lediglich unsere Geisel bist".

„Lediglich eure Geisel", echote ich. Das konnte ja heiter werden.

Erneutes Pochen an der Tür. „Z, sie haben uns entdeckt".

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Oh Mann, ich hab gleich Fahrstunde, deshalb konnte ich das Kapitel nur schnell nochmal überfliegen -.- Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem ;) Lasst mir doch ein kleines Vote&Feedback da, das muntert mich nach der Fahrstunde immer so richtig wieder auf :D

Danke, Leuteeee! <3

All the love, Andi (Ich hab meinen Account-Namen geändert, der alte war einfach schrecklich)

Forbidden - ZiallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt