NIALL
Natürlich schliefen wir während des Films, der zugegebenermaßen ziemlich schlecht war, ein und bekamen nicht mit, wie meine Eltern oder mein Bruder nach Hause kamen, sodass wir am nächsten Morgen noch immer unwissend waren. Es dauerte eine Weile, bis mir aufging, dass mein Kopf auf Liams Schulter lag, der noch immer tief und fest schlief. Der Bildschirm war dunkel, also war der Fernseher entweder kaputt oder jemand hatte ihn ausgemacht, wobei ich eher auf Möglichkeit Nummer zwei tippte. Sobald ich eine Klospülung hörte, war ich mit einem Satz vom Sofa heruntergesprungen und in den Gang gehetzt. „Morgen, Niall". Meine Mutter trat frisch gekämmt und hergerichtet aus dem Badezimmer und kam zu meiner Überraschung mit einem besorgten Ausdruck im Gesicht auf mich zu. „Na, ist bei dir alles in Ordnung?". Die Frage hätte ganz normal und beiläufig sein können, doch da in unserer Familie rein gar nichts normal und beiläufig war, erweckte diese simple Formulierung bei mir auf Anhieb Misstrauen. „Ja, alles okay. Was habt ihr gestern noch gemacht?", kam ich sofort auf den Punkt, bevor sie ihre Ihn vom Thema abbringen – Aktion voll durchstarten konnte. Sie zuckte mit den Schultern. „Nicht besonders viel. Wir haben die Zentrale zusätzlich gesichert. Am besten wäre es natürlich, uns einen neuen Ort zu suchen, doch da wir weder Zeit dazu haben, den ganzen Kram herumzutransportieren, noch auf die Schnelle einen geeigneten Platz finden können, verstärken wir nur die Sicherheitsvorkehrungen".
Woah, jemand hatte mir eine ehrliche Antwort gegeben. Ich lief erneut ins Wohnzimmer, wo Liam allmählich wach wurde und bei dem Versuch aufzustehen beinahe mit dem Tisch kollidierte. „Was hast du vor?", nuschelte er verschlafen, als ich mich an dem Tresor im Boden zu schaffen machte. „Was treibst du da?", fragte meine Mutter zeitgleich, die hinter mich getreten war und mir beunruhigt zusah.
„Ich will eine Waffe", gab ich zurück. „Ich kann nicht mitarbeiten, wenn ich keine Waffe habe".
„M-mitarbeiten?".
Ich starrte sie an. „Was hast du denn gedacht? Dass ich untätig herumsitze?".
Ihre Fassungslosigkeit verwandelte sich in Sekundenschnelle in Entschlossenheit. „Du wirst heute hierbleiben. Du gehst mir nicht in die Zentrale, dort ist es nicht mehr sicher".
Ungläubig sprang ich auf. „Was? Die anderen sind doch auch alle da! Wieso müsst ihr mich immer wie ein kleines Kind behandeln? Ich kann auf mich selbst aufpassen!".
„Du bleibst mit Greg hier, und wenn ich dich festbinden muss".
Von uns allen unbemerkt war mein Dad durch die Tür getreten und hatte unserer Auseinandersetzung schweigend gelauscht, doch nun stellte er sich neben Liam, der hilflos dagestanden hatte, und sagte eindringlich: „Es ist nur zu deinem Schutz".
„Schön. Ich kann mich selber beschützen".
Er ging nicht darauf ein, sondern wandte sich an Liam. „Liam, kann ich dich mal unter vier Augen sprechen?". Liam warf mir einen letzten hilflosen Blick zu, bevor er meinem Vater in den Gang folgte.
Ich wandte mich meiner Mutter zu, die bestürzt neben mir stand und fast den Eindruck machte, jeden Augenblick in Tränen auszubrechen. „Mum, was ist hier los? Hab ich irgendwas gemacht?". Sie schien mit sich zu kämpfen, blieb aber bei einem geschlagenen Kopfschütteln und verließ den Raum, sodass ich ihr nur noch hinterherstarren und mich fragen konnte, was genau ich auf dieser Welt zu suchen hatte.
Sie machten ihre Drohung wahr: Nun saß ich mit Greg und Liam in diesem Haus fest und wann immer ich mich der Haustür mehr als zwei Zentimeter näherte, stürzten sich beide auf mich und zogen mich zurück; langsam kam ich mir vor wie ein Schwerverbrecher im Hochsicherheitsgefängnis. Der ganze Vormittag verging mit sinnlosem Herumsitzen, wenig Gesprächen und viel Fernsehen. Zu Mittag bestellten wir eine Pizza (also, Greg bestellte sie, ich rührte aus reinem Trotz keinen Finger) und als der Pizzabote aufkreuzte, ging Greg mit gezogener Waffe hinter dem Rücken an die Tür, sodass ich mich fragte, ob ich mich um den armen Typen sorgen sollte.
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Forbidden - Ziall
FanfictionAls das Einsatzteam der Horan-Organisation den zur Zeit gefährlichsten, kniffligsten Fall der Malik-Gang übertragen bekommt, herrscht zuerst helle Aufregung und Eifer unter den Mitgliedern. Allerdings wandelt sich diese Freude schnell zu Schrecken...