Kapitel 3

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NIALL

Wie erwartet war Harry Feuer und Flamme. Das hier war eindeutig einer der Höhepunkte unserer aller Karrieren und demnach wollte er sogleich loslegen.

„Wir müssen sofort damit anfangen, ihr Hauptquartier zu orten!". Völlig von der Rolle wetzte er an mir vorbei, kaum, dass er die Zentrale betreten hatte und nahm seinen Computer unter Beschlag. Verwirrt schaute ich ihm hinterher. „Wir sollten vielleicht auf die Anordnungen meines Vaters warten".

„Ich warte auf nichts und niemanden", kam es entschieden von Harry, der schon fast mit der Nase am Bildschirm klebte. Argwöhnisch runzelte ich die Stirn. Das war so gar nicht Harrys Art. Natürlich war er unser Hitzkopf, der auch gerne mal den ein oder anderen Befehl missachtete oder sich gleich selbst welche ausdachte, aber eine solch resolute Antwort hatte ich selten von ihm gehört. „Äh, Harry?".

Keine Antwort. Kopfschüttelnd ging ich aus dem Raum hinüber zur Telefonstelle. Unsere ganze Zentrale war eher eine Zusammenstückelung aus verschiedenen Zimmern als ein professioneller Arbeitsplatz. Sie befand sich in einem geräumten Abteil eines Kaufhauses, der nur durch den Notausgang betretbar war. Außer den Mitgliedern, deren Familien und einigen Vertrauten des Polizeipräsidenten wusste niemand davon, sodass wir im Prinzip die ganze Zeit über unsere Ruhe hatten. Der einzige Nachteil war: Es gab keinen Hinterausgang oder Ähnliches. Falls also jemand das Herzstück unserer Organisation stürmen wollte, hatten wir außer den Fenstern keine Fluchtmöglichkeit, doch da wir uns im ersten Stock befanden war ein Sprung aus dem Fenster auch nicht gerade ratsam.

„Hey Niall". Ed, dessen Haare wie immer aussahen, als hätte er mit der Schere in einer Steckdose herumgestochert, kam mit einem Stapel Akten in der Hand auf mich zu. „Ich hab mir schon mal alle beschaffbaren Papiere zu den Maliks besorgt. Kein besonders zuversichtserweckender Anblick, wenn du mich fragst".

Fragend schaute ich ihn an, während ich mich gegen einen Tisch drückte, um Ed Platz zu machen. Dieser ganze verdammte Raum war einfach zu klein, um anständig arbeiten zu können.

Mit einem Knall ließ der Rothaarige den Packen auf seinem Schreibtisch niederkrachen und rieb sich darauf stöhnend seine Handflächen, in denen sich rote Druckstellen von den Kanten abzeichneten. „Kein einziger Fall mit sichtbarem Erfolg. Als man sie vor drei Jahren mal so richtig schön in der Falle hatte, hat sich Yaser Malik erschießen lassen, um seiner Truppe die Flucht zu ermöglichen. Seitdem ist sein Sohn Zayn der Anführer und führt das grausame Lebenswerk seines Vaters weiter, wenn nicht sogar schlimmer. Wo immer diese Typen gesichtet werden, gibt es eine Stunde später die Meldung von Toten in irgendeiner Bank oder einem Juweliergeschäft. Manchmal überfallen sie auch Cafés oder Imbissrestaurants, vermutlich einfach aus Spaß an der Freude. Und nie werden sie gefasst. Es ist schon beinahe ... unheimlich".

Ich hatte seiner kleinen Rede aufmerksam gelauscht, was das mulmige Gefühl in meiner Magengegend nicht gerade linderte. Dieser Auftrag würde schiefgehen, das spürte ich. Ed schien dasselbe zu denken, denn er ließ sich in seinen Stuhl fallen und vergrub seufzend sein Gesicht in den Händen. „Ich bete jetzt schon dafür, dass das hier gut endet. Mit diesen Typen ist nicht zu spaßen". Mit müden Augen sah er zu mir auf. „Das ist nichts für euch drei Kleinen, glaub mir".

„Vergiss es. So eine Chance kriegen wir nie wieder". Obwohl sich ein Teil von mir am liebsten in einer Ecke verkrochen und mich vor dem Auftrag gedrückt hätte, widersprach ich vehement.

„Eine Chance, sich abmetzeln zu lassen?", konterte Ed sarkastisch. „Niall ich mein's ernst. Ich kann ja mal mit deinem Vater sprechen, ob ...".

„Untersteh dich!", unterbrach ich ihn hitzig. „Bevor er noch auf Ideen kommt! Hör mal, vor einer Woche durfte ich endlich mit meinem Lebenstraum beginnen, das will ich mir jetzt nicht gleich wieder alles nehmen lassen". Tatsache war: Irgendwie WOLLTE ich zur Lösung dieses Falls beitragen. Oft genug hatte ich in der Zeitung gelesen, dass unschuldige Leute Maliks Truppe zum Opfer gefallen waren und diese schreckliche Serie einfach kein Ende nehmen wollte. Wie es schien, veranstaltete diese Gang reinsten Gewissens ein Massaker nach dem anderen, machte Jagd auf die Polizei und weidete sich an der Verzweiflung anderer. Wahrscheinlich genoss dieser Zayn Malik die Aufmerksamkeit, die er bekam, und den Respekt, der ihm von den völlig verängstigten Menschen entgegengebracht wurde. Dieser Gedanke ließ heiße Wut in mir aufbrodeln. Vielleicht war das einer der Gründe, warum ich dem Familienunternehmen immer unbedingt beitreten wollte. Irgendjemand musste sich ja um diesen Teil des Bösen auf der Welt kümmern.

„Alle mal herhören!", schallte da die Stimme meines Vaters durch die Räumlichkeiten. Ich warf Ed einen letzten flehentlichen Blick zu, den er mit zweifelnd verzogenden Lippen erwiderte, bevor ich ihn mit seinen Akten alleine ließ und mich zu Bobby umdrehte, der gerade in Höchstgeschwindigkeit durch die kleine Tür hereinrauschte und sich dabei gefährlich nahe an einer der alten Telefonstationen vorbeidrückte. Keine Sekunde später stand Harry neben mir, seine Augen genauso leuchtend wie Bobbys. „Jetzt legen wir los, wetten wir?". Der Eifer in seiner Stimme machte mir allmählich Angst. Harry war nicht der Typ, der sich ohne Planung mit gezückten Messern in den Kampf stürzte - nun ja, in diesem Fall offenbar schon. Ich wollte ihn gerade fragen, warum er plötzlich so versessen darauf war, die Maliks dingfest zu machen, da begann Bobby mit einer vor Aufregung eine Oktave höher geschnellten Stimme zu sprechen. „Louis Tomlinson, einer von Maliks engsten Vertrauten, ist im Hyde Park vor einem Café gesichtet worden". Erwartungsvoll schaute er in die Runde, als ob er einen Begeisterungsausbruch erwarten würde, doch wir starrten ihn allesamt stumm an, bis er nervös lachte. „Was ist? Hat's euch die Sprache verschlagen?".

„Was zum Henker will der in einem Café?", war das einzige, was Ed einfiel, dessen Stimme ziemlich gedämpfte hinter dem Aktenstapel hervordrang.

„Kaffee trinken?", schlug El vor, die gerade dabei war, den Urzeitapparat von einem Drucker auseinanderzunehmen, um ein wichtiges Dokument aus seinen Fängen zu befreien. Diese Schrottkiste hatte schon etliche Male dafür gesorgt, dass Berichte zweimal geschrieben werden mussten, indem sie die zu kopierenden Blätter, kurzerhand behielt und sie dann völlig mit Tinte verschmiert wieder ausspuckte.

Bobby warf theatralisch die Hände in die Luft. „Ist doch mir scheißegal was der da treibt! Hopp hopp hopp! Team 3!".

Mein Kopf schnellte hoch. Gründgütiger, das war ja meine Gruppe! Harry hopste aufgeregt auf und ab. „Ja?".

„Ihr, Paul und ich. Wir fahren auf kürzesten Wege hin. Team 2, ihr kommt von der anderen Seite. Was auch immer diese Lumpen planen, wir müssen ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Wenn es gefährlich wird, fordert Verstärkung an". Er gab uns eine Frequenz für das Funkgerät durch. „Ich habe mich mit den Hoods in Verbindung gesetzt, die uns bei dem Auftrag unterstützen werden".

„Mit den HOODS?!". Fassungslos starrte Harry ihn an. „Das ist unsere Konkurrenz!".

„Mr Styles, haben Sie etwas an dem Plan auszusetzen?", schalt Bobby ihn ungehalten, was Harry dazu veranlasste, schleunigst den Kopf einzuziehen. „In diesem Fall wird uns unser geringes Personal zum ersten Mal zum Nachteil. Die Hoods haben eine Menge Leute und haben sich bereiterklärt, uns unter die Arme zu greifen".

„Als ob wir von denen Hilfe bräuchten", murmelte Harry leise genug, dass nur ich es vernehmen konnte. So gut ich wusste, dass wir mit unseren paar Leutchen nicht weit kommen würden, konnte ich auch Harrys Standpunkt nachvollziehen. Mit dem Nachwuchs der Hoods lagen wir uns ständig in den Haaren, das waren einfach nur arrogante, selbstverliebte Schnösel, die sich für was Besseres hielten. Und jetzt mussten wir unseren besten Fall mit ihnen teilen. Fantastisch. Mürrisch wandte ich mich wieder meinem Vater zu, der uns finster beobachtete und eine Augenbraue hochzog. Ups. Offensichtlich hatte er Harrys Kommentar doch mitbekommen, sodass ich diesem schnell den Ellbogen in die Seite rammte, bevor er noch mehr dieser Art von sich geben und somit in Ungnade fallen konnte.

„Wenn wir dann alles geklärt hätten ...". Bobby bedachte uns mit einem letzten vielsagenden Blick. „Würde ich sehr gerne loslegen. Und zwar JETZT".


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Okay, das ist erstens verd*ammt langweilig, und zweitens ver*dammt kurz :( Ich wollte eigentlich gleich mehr hochladen, aber dann hätte es mit der Aufteilung nicht mehr zusammengepasst ... das Nächste dürfte auf jeden Fall laaang sein! :D Da passiert dann auch mal was :D

Ich hoffe, das Kapitel hat euch trotzdem gefallen :)

All the love :))


Forbidden - ZiallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt