Kapitel 11

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Hektisch entsicherte Greg seine Pistole, die er mit beeindruckend sicherer Hand auf seinen Gegenüber gerichtet hielt. „Tomlinson. Was willst du hier?". Mit der anderen Hand zog er sein Handy aus der Hosentasche. „Ein Knopfdruck genügt und keine fünf Minuten später sitzt dir das ganze Einsatzteam plus die Hoods im Nacken. Und ich kann dir garantieren: Einer gegen zwanzig ist ein leicht ungleicher Kampf".

Tomlinson winkte nur ungeduldig ab. „Wer sagt denn, dass ich alleine hier bin?". Gelassen schnippte er einen Fussel von seiner Hose. „Falls ihr euren Kumpel sucht, der müsste irgendwo da drüben sein". Vage deutete er nach links, wo wir die Getränkekästen lagerten. „Ist ein wenig lästig geworden".

„Was habt ihr mit ihm gemacht?", platzte ich ohne nachzudenken heraus und trat einen Schritt vor; ich hatte keine Lust mehr, mich länger hinter meinem Bruder zu verstecken.

Tomlinson richtete seine Augen auf mich; ein leichtes Lächeln umspielte nun seine Mundwinkel. „Na wenn das nicht der kleine Niall Horan ist. Du wirst schon sehnlichst erwartet".

Entsetzt starrte ich ihn an, unfähig ein Wort herauszubringen.

Greg schob mich wieder ein paar Schritte zurück. „Hau ab. Schnell", murmelte er mir zwischen zusammengebissenen Zähnen zu.

„Was ...". Weiter kam ich nicht, denn in diesem Moment schlangen sich von hinten zwei starke Arme um mich, die mich grob zurückzerrten. Bevor ich überhaupt realisierte, was vor sich ging, hatte mir der Angreifer bereits ein stechend riechendes Tuch ins Gesicht gedrückt, sodass ich in meiner Überraschung ein paar mal den Geruch durch die Nase einsog.

Chlorophorm!, schoss es mir durch den Kopf. Oft genug hatte ich davon gehört oder darüber in Krimis gelesen und nun sah es ganz so aus, als ob ich selbst in den Genuss kommen würde. Obwohl sich bereits das Hinwegschwinden der Sinne ankündigte, schaffte ich es zu meiner eigenen Überraschung, dem Typen einen Ellbogen in die Magengrube zu rammen, worauf er ebenso überrascht aufgrunzte und mich losließ. Blind taumelte ich ein paar Schritte von ihm weg, stolperte über irgendetwas am Boden und landete durch noch so einen bescheuerten Zufall zwischen den vorhin schon erwähnten Kartons. So unzurechnungsfähig war ich noch nie gewesen. Durch den Schleier vor meinen Augen nahm ich war, dass sich Greg mit diesem Tomlinson-Typen eine Rauferei lieferte, doch mein ganzes Sichtfeld verschwamm und drehte sich wie wild, sodass ich mich gerade auf Händen und Knien hochgestemmt hatte, als ich aus den Augenwinkeln wahrnahm, dass mein Angreifer es aufs Neue versuchen wollte. Erstaunlich schnell war ich auf den Beinen, stürzte mich auf Tomlinson, der meinen Bruder gerade im Schwitzkasten hatte, und riss ihn mit mir zu Boden. Mein gesunder Menschenverstand brüllte mich in einem fort an, dass ich gefälligst abzischen, mir ein Versteck suchen und Hilfe rufen sollte (wahrscheinlich genau die Worte, mit denen Greg mich im Moment vollschrie), doch als in dem Gerangel ein Ellbogen gegen meine Schläfe krachte, wusste ich, dass ich mich jetzt ohnehin von meinem Bewusstsein verabschieden konnte, bevor die Geräusche verstummten und die Welt um mich herum in tiefer Dunkelheit verschwand.


ZAYN

Es war schon beinahe liebenswürdig mitanzusehen, wie sich die Brüder so aufmerksam und professionell vorantasteten und mich dennoch an meinem Posten zwischen den Kartonstapeln übersahen. Einige Zeit vor ihnen war dieser Liam Payne (ja, ich hatte mich nochmal über seinen Namen informiert) aufgetaucht, dem ich mit Genugtuung eine der bleischweren Glasflaschen über den Schädel gezogen hatte. Falls er wirklich was von Niall wollte, hatte ich ihm hiermit meine eindeutige Meinung kundgetan. Und was Niall anging ... um ehrlich zu sein hatte ich es mir ein wenig leichter vorgestellt, diesen Jungen zu überwältigen. Immerhin hatte ich den Überraschungsmoment auf meiner Seite und besaß jahrelange Übung und Erfahrung, während er seit einer Woche im Team aktiv war, und trotzdem hatte er ganz schön hart zugeschlagen, dass mir erst mal für ein paar Sekunden buchstäblich die Luft weggeblieben war. Anschließend hatte er sich auch noch auf Louis gestürzt, ihn wie Nichts zu Boden gerissen und hätte fast dafür gesorgt, dass sein dämlicher Bruder seine Waffe zu fassen bekam, doch (un)glücklicherweise war Louis genau in dem Moment herumgewirbelt, als Niall gerade aufspringen wollte, sodass er dessen Ellbogen genau an den Kopf gekriegt hatte, worauf er leblos zusammengesackt war. Im bewusstlosen Zustand sah er wieder mal so süß aus, dass ich meinen Ärger wegen dem Schlag, den ich von ihm einstecken hatte müssen, sofort vergessen hatte und auf ihn zustürzte, bevor sein Bruder irgendetwas tun konnte. Es kam mir grob vor, ihn mir einfach wie einen Sack Kartoffeln über die Schulter zu werfen, sodass ich kurzerhand einen Arm unter seine Knie schob, den anderen um seinen Rücken, sodass ich ihn bequem hochheben und mich rasch ein wenig vom Kampf entfernen konnte. Als Louis für einen kurzen Moment damit beschäftigt war, sich an die blutende Nase zu fassen, erhaschte Greg einen Blick auf mich, worauf sich seine Augen entsetzt weiteten und er sogleich versuchte, sich seinen Weg an Louis und den ganzen Schachteln vorbei zu bahnen, um zu mich aufzuhalten. „Niall!", brüllte er dabei so laut, dass ich befürchete, er könnte die Nachbarn auf uns aufmerksam machen. „Du krankes Arschloch! Lass ihn los! Ich werde ...!". Was auch immer er noch tun wollte, es wurde von Louis von der To-do-Liste gestrichen, indem er ihm als Rache für das Nasenbluten einen perfekt gezielten Faustschlag ins Gesicht verpasste, der ihn zwei Meter rückwärts zwischen die altbekannten Schachteln fliegen ließ, wo er bewegungslos liegenblieb.

Louis, der sich mit dem Ärmel das Blut aus dem Gesicht wischte, lief gelassen an mir vorbei und bedachte mich mit einem belustigtem Blick. „Niedlich ist er ja, das muss man ihm lassen".

Ich sah auf Niall hinab, der noch immer bewusstlos in meinen Armen lag und dabei einfach nur friedlich und liebenswürdig aussah. Nicht so, als könne er jemandem eine reinhauen – was er zwar gerade getan hatte, aber okay. „Lass uns verschwinden, bevor das ganze Kommando hier aufkreuzt". Über den Hintereingang stahlen wir uns aus dem Haus und gelangten unbemerkt zu unserem Wagen, den wir wie normale Leute vor dem Haus geparkt hatten. Vorsichtig platzierte ich Niall am Rücksitz, wohl darauf bedacht, ihm nirgends seinen Kopf zu stoßen. Louis beobachtete mich wieder mit diesem amüsierten Ausdruck im Gesicht. „Können wir dann?".

Als Antwort ließ ich mich in den Beifahrersitz fallen und schlug die Tür zu. Ich ließ es mir nicht nehmen, mich während der Fahrt wiederholt umzudrehen, um mich davon zu überzeugen, dass dies kein Traum war, sondern dass wirklich alles geklappt hatte und sich der kleine Horan mit uns im Auto befand. Holy!

„Zaynie, ich will ja deine Träume nicht zerstören, aber du weißt schon, dass er vermutlich nicht so doll auf dich steht wie du auf ihn?", warf Louis ein, während er einer lebensmüden Katze, die es sich mitten auf der Straße gemütlich gemacht hatte, auswich. Damit sprach er genau einen der beiden Punkte aus, die mich am meisten bedrückten. Der andere war ... naja, ich wusste ja, dass wir Niall hauptsächlich als Druckmittel brauchten (der Rest der Gang war davon überzeugt, dass wir ihn ausschließlich dafür brauchten), aber ich hatte das dermaßen verzweifelte Bedürfnis, ihn mich mögen zu lassen, dass ich nicht sicher war, wie ich das mit meiner Truppe regeln sollte. Ich konnte ihnen unmöglich sagen, dass ich mich in den Feind verliebt hatte, da würde die Hölle losbrechen. Noch dazu würde ich ihn auf jeden Fall vor gewissen gewalttätigen Mitgliedern beschützen müssen, die jeden Polizisten am liebsten kurzerhand erschießen würden – ich sag nur Justin und Adam. „Ich werde ihn auf jeden Fall in meinem Zimmer unterbringen".

Louis nickte langsam. „Ist wahrscheinlich die beste Idee. Lass ihn nur nicht Adam oder Justin allein", sprach er meine eigenen Gedanken von vorhin aus. „Sonst kannst du ihn gleich ermorden".


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ZAYN HAT IHN! Tja, ob sich Nialler in ihn verlieben wird ... mal sehen xD

Holy S*hit, meine Leser werden immer mehr und mehr, ich fasse es nicht! Vielen lieben Dank, Leute, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll! <3 Langsam glaube ich, mit diesem Account bin ich besser dran, als mit meinem Haupt-Acc xD

Bis zum nächsten Kapitel, ich hoffe, dieses hier war spannend ;))

Liebe Grüße und nachträglich Frohe Weihnachten!


Forbidden - ZiallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt